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2016: Extremes Wetter, guter Wein – Winzer sind zufrieden

Frost und Hitze, Starkregen und Hagel, Trockenheit und Schädlinge: Die Wetterkapriolen im Weinanbaugebiet Mosel, Saar und Ruwer lesen sich fast wie ein Krimi. Trotz des Extremjahrs 2016 sind die Winzer überwiegend zufrieden. "Wer die Ernte bis in den Herbst durchbrachte, wurde mit aromatischen Trauben und hohen Qualitäten belohnt", sagte Weinbaupräsident Rolf Haxel bei der Vorstellung der Erntebilanz des Moselvereins. Die Menge allerdings liegt mit geschätzt 751.530 Hektolitern insgesamt um rund sechs Prozent unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Erntehelfer Ende Oktober bei der Riesling-Lese in der Steillage

Erntehelfer Ende Oktober bei der Riesling-Lese in der Steillage "Piesporter Goldtröpfchen". Foto: Moselwein/arnoldi design

Wie sehr die Erträge regional und von Betrieb zu Betrieb schwanken, machte Rolf Haxel am eigenen Beispiel deutlich. »In ein und demselben Weinberg hatte ich eine völlig unterschiedliche Ernte – von einer normalen Ausbeute bis hin zu Rebzeilen ohne eine einzige Traube.« An Saar und Ruwer brachten einige große Weingüter außergewöhnlich niedrige Mengen ein, teilweise noch weniger als 1.000 Liter je Hektar. An der Mittelmosel berichteten Winzer dagegen von einer fast normalen Ernte und nur geringen Einbußen. Übeltäter "Mehltau" Als Hauptgrund für die Einbußen machen Fachleute die Pilzkrankheit Peronospora (Falscher Mehltau) verantwortlich, die sich aufgrund des nassen Wetters in Frühling und Frühsommer rasant verbreitete und die Reben schon vor der Blüte befiel. Aber auch andere Wetterereignisse sorgten lokal für Mengenverluste. Nach einem kühlen März und April mit spätem Austrieb und Schäden durch Raupenfraß brachte der Mai weder Wonne, noch Sonne, sondern noch gravierendere Probleme: Der Marienmonat begann mit Frost und endete mit Unwettern, Starkregen und Hagel. Die teils eisigen Temperaturen Anfang Mai machten sich vor allem an der Obermosel bei frostempfindlichen Rebsorten bemerkbar. In Graach und Wehlen an der Mittelmosel sowie rund um Hatzenport an der Terrassenmosel verwüstete Hagel die Weinberge. Die heftigen Niederschläge verursachten vielerorts Erosionsschäden.

Der Herbst – die Rettung

Und auch danach hielt das Jahr am Extrem-Modus fest: eine verzögerte Rebblüte, ständiger Infektionsdruck durch Pilzkrankheiten, Trockenheit und brütende Hitze mit Sonnenbrand in den Sommermonaten. Dass die Erntebilanz dennoch vor allem in qualitativer Hinsicht zufriedenstellend ausfiel, führt Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Vereins Moselwein, auf das gute Herbstwetter zurück: "September und Oktober haben die Erträge gerettet." Vor allem während des schönen, überwiegend trockenen Septembers konnten sich die Trauben gut entwickeln. Probleme mit Essigfliegen gab es diesmal nicht.  Ein Blick ins Refraktometer untermauerte das diffizile Wetterjahr, zu dessen Auswirkungen Schwankungen von bis zu 40 Grad Oechsle gehören. Beim Riesling zum Beispiel variiert das Mostgewicht je nach Ertrag von 60 bis mehr als 100 Grad Oechsle. "Auch das ist sehr ungewöhnlich", sagt Ansgar Schmitz.

Konferenz im Märchenschloss

Präsentiert wurde die Erntebilanz von Moselwein in diesem Jahr im Schloss Lieser, in dem bereits Kaiser Wilhelm II. zu Gast war. Der niederländische Unternehmensberater Piet Killaars baut das herrschaftliche Anwesen seit 2010 zu einem Fünf-Sterne-Hotel aus und lud zu einem beeindruckenden Pre-Opening.

Zahlen, Daten, Fakten

92 Prozent der Mosel-Ernte entfällt auf Weißwein. Mit rund 475.000 Hektolitern macht der Riesling rund 63 Prozent des gesamten Ertrags aus, Müller-Thurgau zwölf Prozent, Elbling 7,4 Prozent und die weißen Burgundersorten vier Prozent. Bei den roten Sorten hat der Spätburgunder zwar mehr Anbaufläche, mengenmäßig liegt aber der Dornfelder (3,7 Prozent) vorn. Die bestockte Rebfläche an Mosel, Saar und Ruwer ist wieder gewachsen und liegt bei 8.814 Hektar. Vor allem an Saar und Obermosel wurden neue Reben gepflanzt und Weinberge rekultiviert. Die größten prozentualen Zuwächse verzeichnen die Sorten Grauburgunder (plus zwölf Prozent), Sauvignon blanc (plus 14) und Gewürztraminer (plus elf). STE


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