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Der Wald steht still und leidet

Der Frühling ist da, alles grünt und blüht. Sonnenschein, Vogelgezwitscher, auch der Wald erwacht zu neuem Leben. Doch die Idylle täuscht: 84 Prozent der Bäume in Rheinland-Pfalz sind krank. Klimawandel und Luftschadstoffe setzen ihnen zu.
etzt bloß nicht die Augen vor dem Probelm verschließen: Der Wald ist ist Klimaschützer, Holzlieferant, Erhalter von Biodiversität und Erholungsort für uns alle – und braucht unsere Hilfe. Foto: Imago/ Westend61

etzt bloß nicht die Augen vor dem Probelm verschließen: Der Wald ist ist Klimaschützer, Holzlieferant, Erhalter von Biodiversität und Erholungsort für uns alle – und braucht unsere Hilfe. Foto: Imago/ Westend61

Die Gefahren für den Wald zwingen zum Handeln: Das ist das Ergebnis des vierten Trierer Waldforums, zu dem das Forstamt Trier jetzt eingeladen hatte. Die überwältigende Resonanz – 600 Gäste machten einen kurzfristigen Umzug der Veranstaltung in die Europahalle nötig – zeigte, dass man mit dem Thema einen Nerv getroffen hatte. "Heute kommt es darauf an, versäumtes Handeln im Klimaschutz nachzuholen und die starke Beziehung der Bevölkerung zum Wald zu nutzen, um Gefahren abzuwehren", sagte Forstamtsleiter Gundolf Bartmann.

Zustand dramatisch verschlechtert

Und die Zeit drängt. 2018 war ein Jahr mit extremen Wetterbedingungen. "Der Klimawandel hat in diesem Jahr nicht nur Dürre, Starkregen, Niedrigwasser und warme Flüsse mit sich gebracht. Auch die deutlichen Schäden an unseren Bäumen durch Luftschadstoffe und klimatische Veränderungen sind angestiegen", sagte Forstministerin Ulrike Höfken bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2018 in Mainz. "Der Zustand unseres Waldes hat sich im Vergleich zum Vorjahr wesentlich verschlechtert – besonders betroffen sind Fichte und Douglasie. Insgesamt 84 Prozent der Bäume sind geschädigt – im vergangenen Jahr waren es noch 73 Prozent. Nur noch 16 Prozent der Bäume zeigen keine sichtbaren Schadmerkmale. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der jährlichen Waldzustandserhebung im Jahr 1984."

Massive Bedrohung

Nach dem Rekordsommer 2018 mit sechs Momaten Hitze und Trockenheit bis weit in den Herbst bewegen sich unsere Waldökosysteme in eine neue Phase massiver Bedrohung. Das war auch das Fazit des Trierer Waldforums. Es gebe keinen Zweifel mehr: Der menschengemachte Klimawandel sowie das andauernde Agieren in Wirtschaft und Konsum gegen die Umwelt fordere Politik, Gesellschaft und jeden Einzelnen heraus, um die Natur auf unserer Erde zu bewahren. Aber wie?

Wald und Forstwirtschaft am Limit

Der Wald und die Forstwirtschaft seien am Limit, erklärte der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates Georg Schirmbeck. Man brauche mehr Personal, langfristige Pläne und Fördermittel. Konkret sei eine »Risikostreuung durch Mischung möglichst vieler Baumarten, die aufgrund ihrer Eigenschaften gut mit den Herausforderungen klarkommen« wichtig, führte Dr. Ulrich Matthes, Leiter des rheinland-pfälzischen Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen, aus. Auf jeden Fall solle man besser agieren, statt nur zu reagieren. Ein Umbau koste aber auf jeden Fall Geld. Cajus Caesar, Waldbeauftragter des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, sicherte die Unterstützung des Bundes zu. Die luxemburgische Umweltministerin Carole Dieschbourg verwies auf den Klimaschutz, der künftig wichtiges Kriterium für alle Entscheidungen und Lenkung von Finanzströmen in Luxemburg sei.

Radikal umdenken, sofort handeln

An diesem Punkt kann und muss jeder Einzelne einen Beitrag zur Rettung der Wälder leisten. Denn im Fokus steht der Klimaschutz – ein radikales Überdenken des eigenen Konsumverhaltens ist dringend nötig. Ein Vorbild ist der Aachener Unternehmer Dr. Dirk Gratzel, der beim Waldforum über seinen Versuch berichtete, eine ausgegelichene Lebens-Ökobilanz zu schaffen. Seine konkrete Empfehlung: "Qualität statt Quantität, Heimaturlaub statt Überseereise, Fahrrad statt Auto, Wildbret statt argentinischem Rindersteak". Einen ausführlichen Bericht zu seinem Projekt gibt es hier.

Vormerken: Meulenwald-Frühling entdecken

Am Sonntag, 14. April, 14. bis 17 Uhr, bietet das Forstamt Trier einen Waldspaziergang für Familien mit Waldpädagogin und Erzieherin Anni Braunschädel an. Kosten pro Teilnehmer 8 Euro / Kinder (4 bis 14 Jahre) 4 Euro. Anmeldung bis 11. April online oder per Telefon 0651 / 9790777.

Trierer Baum-Knigge

Im S/T-Verlag Trier ist jetzt zum Thema Bäume "Die frivole Blutbuche - Der astreine Baumknigge für kernechte Baumfreunde" von Karl-Josef Prüm erschienen. Kontakt zum Autor: oekoplan.trier@gmx.de

RED/CN


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