Seitenlogo
Claudia Neumann

Mit Eisenstangen, Besen, Schaufeln und Glasflaschen: massiver Gewaltausbruch gegen Polizei

Trier-West. Rund 40 zum Teil äußerst gewalttätige Personen haben am frühen Freitagmorgen, 17. Februar, Polizeieinsatzkräfte angegriffen und fünf verletzt.

Großeinsatz um Mitternacht in Trier-West

Großeinsatz um Mitternacht in Trier-West

Bild: Symbolfoto

Eine Polizeibeamtin und vier Polizeibeamte mussten sich verletzt in verschiedenen Trierer Krankenhäusern in ärztliche Behandlung begeben. Sie wurden zwischenzeitlich nach ambulanter Behandlung aus den Kliniken entlassen und haben ihren Dienst beendet.

 

Kurz nach Mitternacht war eine Streifenwagenbesatzung der Polizeiinspektion Trier zu einer Körperverletzung in einer Diskothek in Trier-West gerufen worden. Aufgrund der aufgeheizten Stimmung und des hohen, teils alkoholisierten Besucheraufkommens am Einsatzort begaben sich mehrere Funkstreifenwagen dorthin.

 

Während der Sachverhaltsaufnahme begannen einige der umstehenden Personen, die eingesetzten Kräfte anzugreifen. Die Beamten konnten den Angriff mit massiver Kraftanstrengung unter Einsatz von Pfefferspray abwehren.

 

Etwa zeitgleich rotteten sich etwa 40 Personen zusammen, um gegen die Beamten vorzugehen. Dabei attackierten und bewarfen sie die Einsatzkräfte mit Eisenstangen, Glasflaschen, Besen und Schaufeln. Ein Mann schleuderte einen Einkaufswagen, den er offenbar auf dem Platz vor der Diskothek gefunden hatte, in Richtung der Beamten.

 

Lebensgefährliche Situation

 

Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen waren, entstand so eine lebensgefährliche Situation, woraufhin ein Beamter zwei Warnschüsse in die Luft abgab. Daraufhin beruhigte sich die Lage, sodass die polizeilichen Maßnahmen weitergeführt und die verletzten Beamten aus dem unmittelbaren Einsatzort evakuiert werden konnten.

 

Ein 42-Jähriger und ein 21-Jähriger aus Trier wurden in Gewahrsam genommen. Weitere mutmaßliche Angreifer sind flüchtig. Die Polizei hat noch in der Nacht umfangreiche Ermittlungen wegen des Verdachts auf Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung aufgenommen und bittet Zeugen, die Angaben zu dem Geschehen machen können oder Videoaufnahmen von dem Einsatz haben, sich mit der Polizeiinspektion Trier, Telefon 0651/9779-5210 in Verbindung zu setzen.

 

Zusätzlich hat die Polizei ein Hinweisportal geschaltet und bittet Zeugen, die Videos und Fotos gefertigt haben, dort hochzuladen: https://rlp.hinweisportal.de/

 

Beispielloser Gewaltausbruch

 

"Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt," sagt Polizeidirektor Christian Hamm, "es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen. Im Ergebnis musste ich eine Beamtin und vier Beamte aus dem Krankenhaus in Empfang nehmen, die ihren Dienst aufgrund von Verletzungen nicht mehr fortsetzen konnten."

 

Bürgermeisterin Garbes schockiert / Dezernent: "Entwicklung bereitet Sorgen"

 

Die Trierer Bürgermeisterin Elvira Garbes zeigte sich entsetzt über den Gewaltausbruch: „Ich bin wirklich schockiert und auch wütend über diesen Vorfall. Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte setzen sich im Schichtdienst rund um die Uhr, an Wochenenden und Feiertagen für unser aller Sicherheit ein – und werden dann völlig sinnlos mit roher Gewalt angegriffen. Ein Angriff auf die Polizei ist ein Angriff auf uns alle. Ich hoffe, dass die Täter ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen werden.“

Aus Sicht des Dezernenten für Recht und Ordnung, Ralf Britten, ist der Vorfall in einer Reihe ähnlicher Vorkommnisse bundesweit zu sehen, bei denen gegenüber der Polizei und auch anderen Mitgliedern der Blaulichtfamilie immer weniger Respekt gezeigt wird. Britten: „Diese Entwicklung mit Angriffen auf Polizei-, Feuerwehr- und Rettungskräfte bereitet mir große Sorgen. Wir müssen uns als Gesellschaft wirklich fragen, wie wir es schaffen, dass den Menschen diese wichtigen Aufgaben der Beamtinnen und Beamten wieder bewusst werden und sie der Blaulichtfamilie die nötige Wertschätzung entgegenbringen.“

 

Reaktionen aus der Politik:

 

Innenminister: Täter von Trier sollen Härte des Gesetzes spüren

 

Innenminister Michael Ebling hat mit deutlichen Worten die Attacken auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in Trier in der Nacht von Donnerstag auf Freitag verurteilt. Das Polizeipräsidium Trier ermittle mit starken Kräften.

 

"Die Brutalität und Enthemmtheit der Attacken in Trier macht fassungslos und wütend. Dutzende Gewalttäter, die Polizisten solange mit Eisenstangen, Schaufeln und Flaschen attackieren, bis nur noch Warnschüsse helfen, sind alles andere als alltäglich. Dass dabei mutmaßlich eine Menge Alkohol im Spiel war, ist weder eine Erklärung noch eine Rechtfertigung. Den verletzten Beamtinnen und Beamten wünsche ich zunächst eine schnelle und vollständige Genesung", sagte Innenminister Michael Ebling.

 

Die Polizei konnte in der Nacht bereits zwei Tatverdächtige in Gewahrsam nehmen. "Für die weitere Aufklärung des Angriffs hat das Polizeipräsidium Trier eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation eingerichtet und ermittelt mit starken Kräften. Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren", so der Innenminister weiter.

 

"Wir haben heute Nacht ohne konkreten Anlass eine Solidarisierung gegen Einsatzkräfte der Polizei erlebt, die wir so bislang nicht kannten. Glücklichen Umständen und dem schnellen Nachführen von Unterstützungskräften ist es zu verdanken, dass die eingesetzten Beamtinnen und Beamten durch den massiven Bewurf nicht noch schwerwiegender verletzt wurden", sagte Innenminister Ebling.

 

"Menschenverachtende Verrohung und Werte-Verfall"

 

Der Vorsitzende des Innenausschusses des rheinland-pfälzischen Landtages und Leiter des Zukunftsfeldes Sicherheit und Recht der CDU-Landtagsfraktion, Dirk Herber, verurteilt den brutalen Angriff auf Einsatzkräfte in den frühen Morgenstunden in Trier auf das Schärfste.

 

Herber, selbst erfahrener Polizeibeamter, ist erschüttert: „In welcher Welt leben wir eigentlich“, fragt Herber. Wenn sich 40 Gewalttä-tige zusammentun, um brutal auf Polizistinnen und Polizisten loszugehen, dann muss jeder erkennen, dass die Spirale des Respektverfalls und der Gewaltbereitschaft an einem Punkt angekommen ist, bei dem der ‚point of no return‘ nicht mehr weit scheint. Wenn Eisenstangen, Besen, Gasflaschen, Einkaufswagen in Richtung von Sicherheitskräften geschleudert werden, wenn ein Polizeibeamter die Dienstwaffe einsetzen muss, um mit Warn-schüssen eine Gefahr für sein Leben und das der Kolleginnen und Kollegen abzuwenden, wenn Einsatzkräfte verletzt werden, die im Krankenhaus be-handelt werden müssen, dann sehen wir auf eine Welt des Verfalls und des mangelnden Respekts gegenüber unserer gesellschaftlichen Ordnung. Wenn wir jetzt nicht endlich beginnen konsequent unser Recht durchzuset-zen, werden wir diesen Verfall nicht mehr stoppen.“

 

Herber spricht von einer „menschenverachtenden Verrohung und einem Werte-Verfall, die den Angreifer-Mob vorangetrieben haben müssen.“ Die Gewalt gegen Rettungs- und Einsatzkräfte nehme spürbar zu, erklärt Herber. Immer häufiger würden Rettungskräfte zu Einsätzen mit vermeintlich norma-len Hilfeleistungen gerufen und innerhalb kürzester Zeiten wandele sich dann die Stimmung ins Negative. „Eine Tendenz, die wir seit geraumer Zeit sorgenvoll betrachten.“

 

Herber: „Gewaltexzesse wie der in Trier dürfen sich nicht wiederholen.“ Er fordert konsequente Strafen für die Angreifer. Zugleich dankt Dirk Herber den Trierer Polizistinnen und Polizisten sowie allen Einsatzkräften, die heute Nacht unter Lebensgefahr ihren Dienst getan haben.

 

Landesregierung ruft Bevölkerung zur Mitwirkung auf

 

"Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an. Der unfassbare Gewaltausbruch gegen die Polizei in Trier wird für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.. "Ich wünsche den verletzten Polizisten und Polizistinnen rasche Genesung. Die ganze Polizeifamilie soll wissen, dass die Landesregierung an ihrer Seite steht und nicht ruhen wird, bis die Tat aufgeklärt ist. Ich bin mir sicher, dass in meiner Heimatstadt und in ganz Rheinland-Pfalz die Menschen diesen Gewaltexzess gegen Polizisten und Polizistinnen, die jeden Tag buchstäblich den Kopf für unsere Sicherheit hinhalten, verurteilen. Ich bitte daher alle, die gestern Abend die Tat beobachtet haben, melden Sie sich bei der Polizei in Trier. Wir müssen und wir werden die Gewalttäter fassen und bestrafen", sagte die Ministerpräsidentin weiter.

 

"Die für diesen verwerflichen Angriff verantwortlichen Täter müssen schnellstmöglich identifiziert und gefasst werden", betonte Justizminister Herbert Mertin. "Nicht nur während der Fastnachtstage, sondern immer und zu jeder Zeit appelliere ich an alle: "Respekt.Bitte!" gegenüber denen, die für unsere Sicherheit sorgen. Das gilt genauso für Einsatzkräfte und Sicherheitspersonal. Wir dürfen als Gesellschaft nicht wegschauen, wenn Unrecht geschieht", so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

 

Landtagspräsident verurteilt Gewalt gegen Polizei

 

Der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering hat die Gewalt gegen Polizeibeamte in der vergangenen Nacht in Trier aufs Schärfste verurteilt. Er zeigte sich erschüttert und fassungslos über die Gewalt gegen "Menschen, die zu unserem Schutz im Auftrag unseres Staates ihren Dienst verrichten". Zugleich wünschte er den Betroffenen eine rasche und vollständige Genesung.

 

Hendrik Hering sagte: "Nachdem wir in der Silvesternacht bereits an mehreren Orten auch in Rheinland-Pfalz Angriffe auf Rettungskräfte erleben mussten, sind erneut Staatsdiener gezielt und brutal angegriffen worden. Ich bin erschüttert über diesen rohen Gewaltausbruch gegen unsere Polizeibeamten. Es besorgt mich sehr, dass die Respektlosigkeit und die Gewaltbereitschaft gegen die Repräsentanten unseres Staates weiter zunehmen. Auch hier gilt es, die Taten mit aller rechtlichen Konsequenz im Rahmen der bestehenden Gesetze zu verfolgen. Zugleich müssen wir mehr denn je eine ehrliche, schonungslose und offene gesellschaftliche Debatte über die Ursachen solch niederträchtiger Gewalt gegen Polizei- und Rettungskräfte führen. Und dann auch die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen, damit die, die uns schützen, auch von uns als Gesellschaft geschützt werden. Es ist mit nichts zu entschuldigen oder zu relativieren, wenn Menschen angegriffen werden, die unser Leben, unser Zusammenleben und einen handlungsfähigen Staat schützen. Jeder Angriff auf sie ist deshalb ein Angriff auf unsere Demokratie und uns alle."

 

Freie Wähler verurteilen Gewalt gegen Einsatzkräfte

 

Joachim Streit, Vorsitzender der Freie-Wähkl´´ler-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz, zeigt sich nach den Angriffen auf Polizeibeamte in Trier entsetzt.  "Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte dürfen wir auf keinen Fall hinnehmen", macht Streit deutlich.

"Den verletzten Beamten gilt unser Mitgefühl. Es kann nicht sein, dass Menschen, die Tag für Tag für unser aller Sicherheit im Einsatz sind, angegriffen werden", so der Fraktionsvorsitzende. 

"Es muss nun alles darangesetzt werden, die Täter zu ermitteln und ihrer gerechten Strafe zuzuführen", fordert Streit. Man müsse nun ein deutliches Zeichen setzen, dass man als Gesellschaft solch feige Angriffe auf Mitglieder der Blaulichtfamilie nicht toleriere. "In einem solchen Fall ist die Justiz daher gut beraten, den Strafrahmen voll auszuschöpfen", sagt der Fraktionsvorsitzende abschließend.

 

Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns an red-trier@tw-verlag.de


Meistgelesen