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Uni möchte Flüchtlingen den Weg ins Studium vereinfachen

Viele Flüchtlinge haben in ihrer Heimat ein Gymnasium besucht oder studiert. Einige von ihnen könnten hier studieren – und damit in Zukunft zu den Fachkräften werden, die Deutschland dringend braucht. Die Hürden sind allerdings relativ hoch. Der WochenSpiegel hat mit Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Uni Trier, und Aziz Yüksek vom Akademischen Auslandsamt der Uni gesprochen.

Der Zugang zu einer deutschen Hochschule ist für Flüchtlinge je nach Bundesland mit unterschiedlichen Voraussetzungen verknüpft. So müssen sie beispielsweise ein bestimmtes Sprachniveau in Deutsch vorweisen und als Flüchtlinge anerkannt sein. Auch die Uni Trier versucht derzeit den Neuankömmlingen mit verschiedenen Projekten den Weg ins Studium zu vereinfachen. "Das Problem, das uns derzeit in Europa an vielen Stellen begegnet, ist ein internationales Problem. Als internationale Universität ist es unsere Aufgabe Menschen, die einen Hochschulabschluss machen möchten, zu unterstützen", sagt Michael Jäckel.

Sprachkurse

Man helfe auf unterschiedlichen Ebenen erklärt der Uni-Präsident. Zum einen organisiert die Uni Lernpartnerschaften. Einem entsprechenden Aufruf sind mittlerweile rund 50 Studierende gefolgt.  "Das Interesse zu helfen, ist sehr groß. Das ist sehr positiv", sagt Aziz Yüksek. In Kooperation mit TASI, der Trierer Akademie für Sprachvermittlung und Integrationsförderung, bietet die Uni Trier zudem Hilfe beim Deutschlernen an. Flüchtlinge haben zudem im Rahmen eines Schnupperstudiums die Möglichkeit sich in die Veranstaltungen zu setzen. Das Internationale Zentrum, caritative Organisationen und das Akademische Auslandsamt beraten zum Thema Einschreibung.

Anzahl nicht abzuschätzen

Zwischen 15 und 20 Flüchtlinge waren es, die sich in den vergangenen acht Wochen nach einem Studium an der Uni Trier erkundigt haben. "Tendenz steigend", sagt Yüksek. Die meisten der Flüchtlinge stammen derzeit aus Syrien. Eingeschrieben ist aktuell allerdings noch keiner. Derzeit arbeite man daran, dass die Flüchtlinge die Voraussetzungen erfüllen, um sich an der Uni einschreiben zu dürfen, sagt Yüksek. Wie viele Flüchtlinge später in Trier studieren werden, können Jäckel und Yüksek derzeit nicht sagen.  Wichtig für die Uni ist, dass die Rahmenbedingungen stimmen und die Flüchtlinge nicht vorzeitig abgeschoben werden. "Wenn jemand hier anfängt zu studieren, dann sollte er auch die Möglichkeit haben, sein Studium hier zu beenden", sagt Jäckel. "Sollte irgendwann die kritische Masse an Studenten  überschritten sein, dann gibt es finanzielle Modelle, die man anwenden könnte - ähnlich wie eine Patenschaft", so Jäckel zur Frage der Finanzierung des Studiums für Flüchtlinge. Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die Aspekte Mobiliät und Unterbringung. Sprich, wo sollen die studentischen Flüchtlinge wohnen und wie sollen sie zur Uni kommen. Darüber habe man sich auch schon Gedanken gemacht, derzeit aber noch keine konkrete Lösung gefunden. In dieser Woche soll  es ein Treffen zwischen Caritas, Uni und dem Ministerium für Migration geben. Dort wird die weitere Vorgehensweise besprochen.

Vortragsreihe

Die Uni Trier bietet ab dem 16. November eine Vortragsreihe an, die die Flüchtlings-Problematik aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Zum einen soll es darum gehen, die wirtschaftliche und politische Situation in Afrika und dem Nahen Osten, aber auch in den Balkan-Staaten zu erläutern. Weitere Infos gibt es hier.

Hintergrund

Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte angekündigt, dass sie Flüchtlingen den Zugang zum Studium erleichtern und die Hochschulen unterstützen wolle. So sollen speziell für Flüchtlinge deutschlandweit 2400 zusätzliche Plätze an 30 Studienkollegs geschaffen werden. Zudem fördert das Bundesbildungsministerium die Entwicklung einer App, die beim Deutschlernen helfen soll. So sollen Flüchtlinge ihre Smartphones auch als Lernmedium nutzen können. Bereits im August hatte das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf beschlossen, mit dem Flüchtlingen der Zugang zu BAföG erleichtert werden soll: Geduldete und Inhaber bestimmter Aufenthaltstitel müssen künftig nicht mehr eine Vierjahresfrist abwarten, ehe sie BAföG-berechtigt sind, sondern können bereits nach 15 Monaten die Unterstützung beantragen. Wann die von Wanka angekündigten Erleichterungen in Kraft treten, ist derzeit noch unklar.


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