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Andrea Fischer

"Wir sind am Ende unserer Kräfte"

Kordel. Auch knapp zwei Jahre nach der Flut befindet sich die Kindertagesstätte in Kordel im Ausnahmezustand

»Wir sind am Ende unserer Kräfte und verzweifelt. Bitte helfen Sie uns dabei, unseren Kindern und uns als Eltern wieder mehr Normalität in Aussicht zu stellen.« So steht es in einer Brand-E-Mail, die vor wenigen Tagen die Redaktion erreichte. Absenderin Desiree Planche ist eine von rund 20 Eltern, die sich mit Kindern vor der Kita St. Amandus in Kordel zu einem Ortstermin versammelten, um sich Luft zu machen und darüber zu sprechen, was sie sich von der Kommune und anderen Entscheidungsträgern erhoffen.

Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen

Als die Kita St. Amandus am 14.07.2021 im Zentrum von Kordel in den Hochwasserfluten der Kyll versank, da mussten deren Kinder und Erzieherinnen von heute auf morgen auf mehrere Standorte verteilt werden. Seit dieser Zeit sind sie mitsamt den daran beteiligten Familien in einer fast grotesk anmutenden Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen durch eine jahrelange Serie von Hoffnung auf Verbesserungen und Enttäuschungen gegangen.

Nächste Hiobsbotschaft: sechs Erzieherinnen kündigten

Aktuell sind die 77 Kinder und deren Erzieherinnen in einem bis dahin ungenutzten Nebengebäude der Grundschule untergebracht, doch jetzt hat eine neue Hiobsbotschaft auch den geduldigsten Eltern die letzte Ruhe genommen: weil in Folge der sehr schwierigen räumlichen Bedingungen sechs Erzieherinnen kündigten, wurde die Betreuungszeit stark gekürzt, so dass die Eltern ihre Kinder jetzt schon für „unbestimmte Zeit“ um 15 Uhr abholen müssen. Das hat für viele von ihnen erhebliche Probleme mit ihren Arbeitgebern, aber auch den familiären Alltag zur Folge.

Container-Konzept seit 2021 in Planung

Hoffnung gemacht hatte den leidgeprüften Eltern zuletzt nur noch die Aussicht auf eine baldige solide Zwischenlösung, bis die Kita saniert ist: seit Ende 2021 ist ein Container-Konzept in Planung. Doch bis heute steht kein einziger auf dem Gelände nahe der ebenfalls vom Hochwasser zerstörten Sporthalle. „Wir verstehen nicht, warum das alles so lange dauert und fühlen uns mit unseren Problemen weder gehört noch ausreichend informiert.“, so fasst es Arne Döpke, einer der betroffenen Eltern, bei der Ortsbegehung zusammen. „Die Sache ist leider sehr kompliziert.“ Ortsbürgermeister Medard Roth ist hörbar erregt, als er auf die Thematik angesprochen wird, doch schnell wird klar, dass die notwendigen Vereinbarungen und Abstimmungen zwischen dem Träger der Kita, dem Bistum Trier, der VG Trier-Land, der ADD, den zuständigen Ministerien, der Gemeinde Kordel, dem Planungsbüro und der Klärung der Frage, wieviel Fördermittel es geben wird und vor allem wie die Erweiterung der Kita auf von 4 auf 5 Gruppen finanziell gestemmt werden kann, ein enormes Maß an Kommunikationsgeschick und Geduld vonnöten machten und noch immer machen.

Roth, der seit fast 25 Jahren die Geschicke Kordels lenkt und schon einige Hochwasser erlebte, ist zur Zeit des Telefon-Interviews im Krankenhaus in Behandlung. Trotzdem gönnt er sich wenig Ruhe und hat am Ende aber eine gute Nachricht: „Ich rechne jeden Tag mit der Baugenehmigung für die Containerlösung. Und am 14.03. werde ich auf einer außerordentlichen Gemeindeversammlung den Eltern Rede und Antwort stehen und über die weiteren geplanten Maßnahmen Auskunft geben.“ Der Wochenspiegel wird auch darüber berichten.

Text/Fotos: Robert Herschler

 


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