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Pauken in den Sommerferien

An 20 Standorten im Landkreis Trier-Saarburg haben in den letzten beiden Ferienwochen mehr als 300 Schüler an der Sommerschule des Landes Rheinland-Pfalz teilgenommen. Auch am Gymnasium in Saarburg haben sich rund 60 Schüler in Mathe und Deutsch geübt.

Eddie, Hans, Caroline, Jana und Isabelle sitzen auch in den Ferien in der Schule. Alle fünf Schüler befinden sich auf dem Sprung in weiterführende Schulen und wollen – oder besser: müssen ihre kleinen und großen Lerndefizite zumindest ein wenig abschütteln. Jeder hat da so seine ganz eigene und dabei lobenswerte Motivation. Wie Eduard aus Saarburg-Beurig, der zwar eine Realschulempfehlung erhalten hat aber unbedingt seinen Freunden aufs Gymnasium folgen will. Er interessiere sich für Roboter und weiß, dass es am Gymnasium in Saarburg eine Robotik-AG gibt. »Ich weiß, dass man dafür gute Noten braucht«, sagt er. Seit einer Woche ist er zusammen mit insgesamt rund 60 Schülern täglich von 9 bis 13 Uhr im Unterricht. An diesem Tag steht Mathe auf dem Programm. Spielerisch und ohne Leistungsdruck für die Kinder unterrichtet Lehramtsstudentin Marie Kintzinger die Achtjährigen. Die Aufgabe: Durch korrektes Addieren sechsstelliger Zahlen wird mit Hilfe der Ergebnisse ein Dino-Puzzlebild zusammengesetzt. Wer die Lösung kennt, darf diese an der Tafel vorrechnen und bringt damit Stück für Stück Ordnung ins Bilderchaos. Weil am Ende mit dem vollständigen Dino-Bild ein konkretes Ergebnis in Aussicht steht, sind alle zusätzlich motiviert und melden sich eifrig.

Praxiserfahrung für Lehramtsstudenten

Auch für Marie Kintzinger, die an der Uni Trier die Fächer Deutsch und Religion studiert, lohnt sich der ehrenamtliche Einsatz, denn dieser wird als Schulpraktikum angerechnet, das im Studiencurriculum verpflichtend vorgeschrieben ist – ein großer Vorteil in Zeiten von monatelangem Homeschooling und geschlossenen Schulen. »So viel Erfahrung, wie ich hier sammeln kann, ist in einem normalen Praktikum nicht möglich«, sagt sie. Mit 326 angemeldeten Kindern – das sind circa 2 Prozent der gesamten Schülerschaft des Landkreises - verzeichnet die Sommerschule zwar etwas weniger Teilnahmen als noch im vergangenen Jahr; allerdings waren es in 2020 noch 25 Standorte, an denen die Sommerschule angeboten wurde, darunter auch Kordel, das in diesem Jahr aufgrund des Hochwassers keine Räume zur Verfügung stellen konnte. Unterrichtet werden Kinder der ersten bis neunten Klasse hauptsächlich in den wichtigen Hauptfächern Mathematik und Deutsch. Als Kursleiter kommen in der Hauptsache Lehramtsstudenten wie Marie Kintziger zum Einsatz, vereinzelt auch aktive sowie  bereits pensionierte Lehrer, letztere beispielsweise bei der Sommerschule in Hermeskeil. Wie wichtig dieses Angebot ist, berichtet Grundschullehrer Michael Kügelgen: »Viele bereits schwache Schüler sind in der Coronazeit regelrecht abgestürzt.« Wenig überraschend seien davon insbesondere Familien betroffen, in denen zu Hause Bildungsbemühungen nicht ausreichend forciert werden. »Es kamen Kinder nach einer Woche, die hatten nur ein, zwei Aufgaben gelöst«, berichtet er. Seine Herangehensweise an die Lerndefizite ist dabei ganz praktischer Natur, denn in wenigen Tagen, so Kügelgen, ließen sich große Rückstände nicht aufholen. »Ich versuche Brennpunkte zu finden, beispielsweise Bruchrechnen. Selbst wenn ich da nur kleine Löcher stopfe, ich habe sie gestopft«, sagt er. Für zukünftige Sommer- und Herbstschulen wünscht er sich besseres Unterrichtsmaterial für die einzelnen Jahrgangsstufen, was auch den Kursleitern zugute käme.

Wohnortnahes Angebot

Die Sommerschulen werden im Landkreis programmatisch unabhängig von den Schulen umgesetzt. Letztere stellen dabei zwar die Räumlichkeiten zur Verfügung, die praktische Organisation liegt allerdings in den Händen des Bildungsbüros des Landkreises. Die Umsetzung sei »logistisch ein Riesen-Aufwand«, berichtet Norbert Etringer, Abteilungsleiter Schulen und Bildung des Landkreises. So mussten im Vorfeld Absprachen mit sieben Schulen in Trägerschaft des Kreises sowie 13 Grundschulen der Verbandsgemeinden geführt werden. »Wir wollten mit der Sommerschule ein wohnortnahes Angebot schaffen«, sagt Julia Schmitt vom Bildungsbüro. Da in den Ferien das übliche Busnetz nicht zur Verfügung stand, mussten die Standorte breit angelegt werden. Außerdem sei es ermöglicht worden, dass auch Schüler von »fremden« Landkreisen das Angebot wahrnehmen konnten. Auch wenn mancherorts die Sommerschule von den Schulleitern als »Fremdkörper« wahrgenommen wird, so kann sich Landrat Günther Schartz die Fortführung des Konzeptes, das er mithin als »Trainingslager für angehende Pädagogen« bezeichnet, auch in der Zeit nach der Corona-Pandemie vorstellen.
Um Punkt 13 Uhr endet an diesem Tag die Sommerschule. Endlich wieder Freizeit. Auch Eduard, der aufs Gymnasium will, packt zusammen, schnallt sich den Fahrradhelm auf den Kopf. »Ich will mich anstrengen«, sagt er. (jk)


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