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Wenn Zorro in unserer Mülltonne wühlt

Ein niedlicher kleiner Bär polarisiert: Ausrotten oder friedlich mit ihm leben? Rheinland-Pfalz bietet ideale Bedingungen, um »Waschbärland« zu werden. Der niedliche kleine Bär mit dickem Bauch, putzigem Gesichtchen mit Zorro-Maske und den kleinen, menschenähnlichen Händen wird sich nach Ansicht von Experten in den kommenden Jahren noch weiter ausbreiten, und das nicht nur in Wäldern. Doch von einer Waschbär-Plage ist Trier-Saarburg noch meilenweit entfernt.

Während sich der Waschbär andernorts zur regelrechten Plage entwickelt hat, ist es im Kreis Trier-Saarburg doch eher still um den pelzigen und putzigen Gesellen aus Nordamerika. »Generell bietet Rheinland-Pfalz als eine der waldreichsten Regionen gute Voraussetzungen für die Waschbären. Wenn die Population weiter so ansteigt, werden sie mit Sicherheit auch in die Städte gehen«, darin ist sich Wildbiologe Ulf Hohmann von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft im pfälzischen Trippstadt sicher.

Waschbären mögen Menschen
Während Waschbären in freier Natur eher scheu sind, werden sie in der Stadt durch die Nähe zu Menschen schnell zutraulich und gesellig. »In Trippstadt hat eine Familie eine Waschbärdame angefüttert. Als sie dann alle einmal nicht zu Hause waren, ist der Waschbär über die Katzenklappe ins Haus eingedrungen. Als die Familie wieder nach Hause kam, saß er auf der Couch und aß Chips«, berichtet Günther Klein, Vorsitzender vom Landesjagdverband Rheinland-Pfalz. Das würde sich zwar niedlich anhören, aber der Waschbär hätte auch noch viel mehr anstellen können. Deshalb rät Klein auch ausdrücklich davon ab, die Tiere anzufüttern.  »Sie gewöhnen sich schnell daran, kommen am nächsten Tag wieder und bringen ihre gesamte Familie mit.«

Waschbären sind Allesfresser

Die Konsequenzen des Fütterns und Anlockens seien den meisten Menschen nicht bewusst. »Wie alle Wildtiere können Waschbären auch Krankheiten wie das für Hunde sehr gefährliche Staupe-Virus, Spulwürmer oder Räudemilben übertragen«, warnt der Experte. Das mache ihn im urbanen Umfeld für den Menschen und auch für die Haustiere des Menschen so unangenehm.

Immer viel Hunger


Dass der niedliche kleine Bär mit der Zorro-Maske und »Menschenhänden« so unbeliebt ist, liegt vor allem an seinem ausgeprägten Nahrungsdrang. »Er fühlt sich in der Nähe des Menschen durchaus wohl und benutzt dann die Mülltonne als Nahrungsquelle. Gärten, Komposthaufen und auch die Häuser der Menschen sind vor ihm nicht sicher«, weiß der erfahrene Jäger. Haben die Allesfresser etwas Essbares erspürt, sei es nicht mehr vor ihnen sicher.  

Der Waschbär ist kein Kuscheltier Der Hausmüll ist jedoch noch das kleinere Problem. Er sei eben kein Kuscheltier, sondern ein Wildtier, dem auch schnell einmal ein Rebhuhn-Gelege zum Opfer fallen könne. »Ausrotten wird man ihn nicht mehr können«, darin ist sich Klein sicher, denn Waschbären vermehren sich rasend schnell.

Keine Gefahr für die Region
»Von einer wirklichen Gefahr kann man nicht sprechen«, sagt Wildbiologe Ulf Hohmann von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft im pfälzischen Trippstadt. Den Trend nach oben bestätigt Hohmann jedoch: Im vergangenen Jagdjahr (April 2015 bis März 2016) seien mit 332 Waschbären rund 27 Prozent mehr als im Vorjahr erlegt worden – davon 92 Tiere in der Eifel, jedoch nur vier im Kreis Trier-Saarburg. Dennoch müsse man ihn bekämpfen, findet Manfred Weishaar,  Vorsitzender NABU Region Trier: »Ausrotten werden wir ihn nicht mehr können, aber wir müssen ihn bejagen. Er gehört nicht in unseren Naturhaushalt.« Er sei zum Beispiel auch eine Gefahr für Fledermäuse. Inwieweit er sich im Raum Trier ausgebreitet hat, weiß der Naturschützer aus Gusterath nicht. Jedoch erhalte er immer wieder einmal Berichte, dass ein Waschbär hier bei uns gesichtet wurde. Nachweise gibt es nicht. Tipps zum Schutz gegen eine Waschbären-Plage: Bewahren Sie Ihre Mülltonne unzugänglich auf oder sichern Sie Behältnisse mit starken Spanngummis. Stellen Sie Ihre Gelben Säcke erst am Tag der Abholung vor die Tür und ansonsten an einen Ort, der nicht so leicht zugänglich ist  Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Obst auf dem Kompost könnten den Waschbären anlocken Belassen Sie das Futter für Ihre Haustiere nicht über Nacht im Garten oder auf der Terrasse Füttern Sie den kleinen Bären nicht an, er kommt sonst immer wieder und bringt seine Familie mit Hintergrund: Als Pelzlieferant wurde der Waschbär in den 1920/30er Jahren aus Nordamerika zu uns gebracht und fristete sein Dasein in den Folgejahren hauptsächlich in Pelzfarmen. Mit dem Ziel ihn bei uns anzusiedeln wurde der Waschbär 1934 in Hessen erstmals bewusst ausgesetzt. Stand der Waschbär in den Folgejahren seiner Ansiedlung noch unter Naturschutz, nahm Hessen den Kleinbären als erstes Bundesland in das Jagdrecht auf. Heute fällt er in fast allen Bundesländern unter das Jagdrecht. Der Umgang mit dem Waschbären als „Neubürger“ in Deutschland wird kontrovers diskutiert. (Quelle: NABU) FIS


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