Erinnern mit glänzenden Stolpersteinen

Wenn Jugendliche, kirchliche Vertreter und große Politik gemeinsam auf dem Pflaster hocken und Steine polieren, dann ist das sicherlich keine alltägliche Aktion. »Glanz gegen Rechts - lasst die Stolpersteine glänzen« heißt das etwas andere Erinnern anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz.

Sie waren Nachbarn, die Kinder gingen mit den anderen in die gleiche Schulklasse, sie waren aktiv in den Vereinen und liebten ihren Heimatort: Menschen jüdischen Glaubens im Monschauer Land, tief verwurzelt und beheimatet im Ort. Der von den Nationalsozialisten entfesselte Holocaust vernichtete dieses jüdische Leben - auch das der Familie Kaufmann aus Eicherscheid. Gegenüber der Kirche lebte dort von 1922 bis 1939 die einzige jüdische Familie des früheren Landkreises Monschau - Leo Kaufmann mit seiner Frau Helene und Tochter Edith. Im Frühjahr 2017 wurden durch das Engagement der Jugend der evangelischen Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Geschichte Eicherscheid drei »Stolpersteine« zur Erinnerung an die am Ort der Verlegung früher wohnenden jüdischen Mitbürger gesetzt. Der Künstler Gunter Demnig hat die Aktion initiiert und erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen »Stolpersteine« in 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas.

Zwischen Dom und Eicherscheider Kirche

»Mit einer Aktion ist es nicht getan, wir brauchen ständige Aufmerksamkeit«, mahnt Uwe Gäb. Er ist Vorsitzender des Chaverim - Freundeskreis zur Unterstützung des liberalen Judentums in Köln e.V. In der Domstadt wurde die Aktion unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Henriette Reker zelebriert. Gäb, der in Imgenbroich lebt, konnte auch den  Arbeitskreis Geschichte Eicherscheid für die Aktion begeistern. Wenn schon viel zu oft - auch heute noch - über die Täter geschwiegen werde, sei es umso wichtiger, den Opfern ein öffentliches Denkmal zu setzen. »In Zeiten, wo Fremdenhass wieder an Popularität gewinnt, sind diese Stolpersteine ein ganz wichtiges Zeichen der Menschlichkeit«, unterstreichen Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns und Eicherscheids Ortsvorsteher Günter Scheidt. Pfarrer Jens-Peter Bentzin, der in einem Jugendgottesdienst 2013 den Anstoß gab, auch in der Eifel »Stolpersteine« verlegen zu lassen, stellte die Verbindung zwischen Christen und Juden heraus: »Jesus Christus war Jude, wer will da eine tiefe Verwurzelung der beiden Glaubensgemeinschaften leugnen?« Dann ging es ans Polieren und schnell wurde den Akteuren deutlich, wie sehr die Steine in drei Jahren verblasst waren. »Diese Aktion muss regelmäßig durchgeführt werden«, versicherte Günter Scheidt und warb spontan mit Wolfgang Gyo, einem ehemaligen Bauhof-Mitarbeiter der Gemeinde Simmerath einen Paten für die »Stolpersteine«.

Jugendliche reinigen Stolpersteine

In einer gemeinsamen Aktion reinigen Jugendliche zur Reichspogromnacht die »Stolpersteine« in der StädteRegion Aachen. Daran will sich der Arbeitskreis Geschichte Eicherscheid auch beteiligen und hat junge Menschen der Sekundarschule Nordeifel mit ins Boot genommen, wie der Vorsitzende Ludwig Siebertz verkündete. Organisiert wird die Aktion vom Bildungsbüro der StädteRegion Aachen.


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