Thomas Förster

Geflüchtete wollen integriert werden

»Die Eifel tickt einfach anders«, weiß Jürgen Crombach und meint das im positivsten Sinne. Denn seine Jobcenter-Geschäftsstelle Eifel in Simmerath ist viel besser duch die Pandemie gekommen als andere.
Stefan Graaf und Jürgen Crombach vermelden »gute« Zahlen aus dem Jobcenter Eifel, stehen aber aufgrund des Ukraine-Krieges vor einer ungewissen Zukunft. Foto: T. Förster

Stefan Graaf und Jürgen Crombach vermelden »gute« Zahlen aus dem Jobcenter Eifel, stehen aber aufgrund des Ukraine-Krieges vor einer ungewissen Zukunft. Foto: T. Förster

Bild: Thomas Förster

Simmerath (Fö). »Die Integrationsquote, also die Zahl der Leistungsbezieher, die in Beschäftigung, Selbstständigkeit oder Ausbildung vermittelt wurde, ist auf Rekordniveau«, frohlockt Jürgen Crombach. 221 Menschen und damit 27,6 Prozent aller »Kunden« des Eifeler Jobcenters wurden daher integriert - drei von ihnen haben sich selbstständig gemacht, 22 haben eine Berufsausbildung angetreten.
Die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter stagniert auf hohem Niveau - 8821 Menschen sind dies in den drei Eifel-Kommunen nach 8876 in 2020 und 8934 in 2019. Im Durchschnitt sind 401 arbeitslose erwerbsfähige Leistungsberechtigte beim Jobcenter gemeldet - 222 von ihnen sind Langzeitarbeitslose. Dieser Wert stieg von knapp 50 auf 55,4 Prozent. »In Pandemie-Zeiten war der Bedarf an niedrigschwelliger Hilfsarbeit deutlich geringer«, weiß Crombach.

Junge Menschen auf Abwegen

65 Prozent der Arbeitslosen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, 41 Prozent keinen Schulabschluss oder keine ausreichenden Nachweise über einen solchen. »Dies betrifft besonders viele geflüchtete Menschen«, weiß Stefan Graaf, Geschäftsführer des Jobcenters der Städteregion Aachen. »Aber viele junge Menschen finden den Weg nicht mehr alleine zu uns - dieses Problem ist in Pandemie-Zeiten größer geworden«, weiß Jürgen Crombach. »Aus verschiedensten Gründen haben sie sich dem Leben entzogen, oft auch mit psychischen Problemen.« Diese Zahlen zeigen, wie wichtig eine qualifizierte Ausbildung für den beruflichen Werdegang sei, sind sich Graaf und Crombach einig.
»Die hohe Zuweisung von geflüchteten Menschen in die Eifel spüren wird deutlich«, erklärt Jürgen Crombach. 36,7 Prozent der Bedarfsgemeinschaften in der Eifel sind Ausländer. »Und dabei sind ein Großteil unserer Integrationen Flüchtlinge, die auf eigenen Beinen stehen wollen.« In diesen Tagen würden wieder viele Menschen aus den zentralen Flüchtlingsunterkünften in die Kommunen verteilt. »Es muss Platz geschaffen werden für die Menschen, die aus der Ukraine zu uns kommen«, weiß Graaf. »Erst einmal müssen diese traumatisierten Menschen ankommen, aber dann muss man auch sehen, dass die Kinder der Schulpflicht nachkommen und die Erwachsenen in den Arbeitsmarkt integriert werden«, stellt Graaf heraus. »Geflüchtete Menschen bringen viel Qualifikation mit - das kann eine Chance zur Abfederung des Fachkräftemangels sein«, so Jürgen Crombach.
Der Hartz IV-Satz ist 2022 auf 449 Euro gestiegen - drei Euro mehr als 2021 und 30 Prozent mehr als noch 2005. »Und doch kalkulieren viele Kunden spitz auf Knopf«, weiß Stefan Graaf, der Sprecher der Jobcenter im Land ist. »Wir haben vom Gesetzgeber gefordert, dringend nachzusteuern, um die steigenden Energiekosten abzufedern.«

1155 Menschen brauchen Hartz IV

1155 Personen sind auf Leistungen des Jobcenters in der Eifel angewiesen - ein Minus von 5,3 Prozent. Die Bedarfsgemeinschaften sanken um 4,4 Prozent.

Das sind 4 Prozent Hilfsquote - also der Anteil Bedürftiger an allen Eifelern zwischen 0 und 66 Jahren. In Aachen liegt dieser Wert bei 12 Prozent, im Nordkreis der Städteregion bei rund 10 Prozent.
196 Arbeitslosengeld-II-Empfänger verdienen zu wenig, um damit über die Runden zu kommen - sind also sogenannte »Aufstocker«.
5,92 Millionen Euro hat das Jobcenter in der Eifel 2021 in Leistungen für Unterkunft, Heizung und Lebensunterhalt investiert - rund vier Prozent mehr als 2020. Und die Aufwendungen werden aufgrund steigender Energiepreise wohl auch in diesem Jahr weiter steigen.


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