HA Schult: "Die Menschen werden nach Monschau strömen"
Ihre "Trash People" standen auf der Chinesischen Mauer, vor den Pyramiden in Ägypten, in der Arktis. Was führt Sie nach Monschau? HA Schult: Monschau ist mir ans Herz gewachsen. In Monschau war ich schon 1970. Dort hat damals die erste öffentliche Kunstaktion der Welt auf der Straße zwischen Bürgern und Künstlern stattgefunden. Nicht in Paris. Nicht in Rom. Nein, in Monschau. Erst ein Jahr nach uns kam Christo und hat die Altstadt mit Tüchern verhängt. Aus dieser Tradition habe ich gesagt, muss ich in Monschau wieder was machen. 39 Künstler haben 1970 in Monschau mit teils irritierenden Aktionen Kunst in den öffentlichen Raum geholt. Sie haben damals die Monschauer stundenlang mit einem Lautsprecherwagen beschallt. Daran wollen Sie anknüpfen? HA Schult: Die damalige Aktion unter dem Titel "Umwelt-Akzente" hat sich in die Köpfe der Kunstgeschichtler eingeschrieben. Das war ein zeitgeschichtliches Ereignis. Und so viel geschieht in Monschau ja nicht. Ja, wir machen wieder etwas in Monschau und die Menschen werden nach Monschau strömen. Ich bin gespannt, wer mehr Besucher haben wird: Das Klassik-Festival auf der Burg oder die "Trash People" auf dem Marktplatz. Wie viele Besucher erwarten Sie? HA Schult: Wir werden nicht die Zahlen von Brüssel oder Rom erreichen. Aber in der Kleinstadt Telgte bei Münster mit ihren 16.000 Einwohnern kamen immerhin 60.000 Besucher in einer Woche. Das kann ich mir für Monschau auch vorstellen. Köln und Brüssel sind in der Nähe und die, die meine "Trash People" dort gesehen haben, werden auch nach Monschau kommen. Wie viele Soldaten Ihrer Schrottarmee werden auf dem Monschauer Marktplatz aufmarschieren? HA Schult: 200 jener 1000 Skulpturen, die auf der Chinesischen Mauer standen, die vor den Pyramiden von Gizeh standen, die auf der Piazza del Popolo in Rom standen, die unterhalb des Matterhorns standen und die im Salzstock Gorleben standen. Googeln sie ruhig ein bisschen, dann sehen Sie, was auf Monschau zukommt. Bei Ihren bisherigen Ausstellungsorten legten Sie Wert darauf, dass die Figuren in einer Beziehung zum Ort stehen. Was ist der Kontext in Monschau? HA Schult: Wenn Sie sich zum Beispiel der Pyramiden von Gizeh vergegenwärtigen, dann wissen Sie, dass dort Napoleon stand, dass dort Rommel stand. Dann stellt das einen Zeitbezug her. Die Menschen, die jetzt davor standen, sind aus Müll. Wir leben auf einem Planeten, den wir mittlerweile zum Müllplaneten machen. So sind diese Skulpturen unser aller Ebenbilder. Und wenn nun die Menschen aus Müll in dieser schönen Putzi-Fachwerkwelt in Monschau stehen, werden Sie die Botschaft von einer heilen Welt und einer sich selbst in Frage stellenden Welt hinaussenden. So war es bei meiner Aktion auf dem Markusplatz in Venedig, den ich in einen riesigen Papierkorb verwandelt habe, oder wenn sich die Skulpturen in Moskau, Rom, Peking oder Gizeh an der Geschichte gerieben haben. Wir werden also einen großen Kontrast erleben? HA Schult: Ja, klar. Es wird aber auch ein Touristenmagnet werden. Die Cafés werden voll sein. 100.000 zusätzliche Besucher werden es schon sein. Ein Abfall-Experte hat einmal für die "Trash People" einen Brennwert ausgerechnet, der etwa zwei Euro pro Skulptur entspricht. Werden die Figuren dafür zu kaufen sein? HA Schult: Der Preis fing einmal bei 3000 D-Mark an, mittlerweile kosten sie 8000 Euro das Stück. Ich habe schon 560 verkauft. Wer eine Skulptur erwirbt, fördert damit das Ereignis in Monschau. Im Rathaus-Foyer von Monschau stehen übrigens schon zwei Skulpturen zum Anschauen. Aber hoffentlich kommen nicht zu viele Langfinger nach Monschau, in der Hoffnung, sie dann bei eBay verkaufen zu können. Die 500 knallroten Karl-Marx-Figuren, die Ihr Kunstkollege Ottmar Hörl jüngst in Trier öffentlich ausstellte, waren bei Dieben heiß begehrt. Werden Sie die "Trash People" in Monschau bewachen lassen? HA Schult: Da vertraue ich auf die Monschauer, zumal die Fluchtmöglichkeiten aus dem engen Tal nicht so gut sind. Werden Sie zur geplanten Eröffnung am 3. Oktober nach Monschau kommen? HA Schult: Selbstverständlich. Ich komme zunächst mit meiner Frau zur Klassik nach Monschau, besuche die Wagner-Gala und am Tag zuvor meinen Aktionskunst-Kollegen Heino. Dann kommt im September die Wahl und im Oktober will ich mit der reizenden Bürgermeisterin Ritter die Schau in Monschau eröffnen. Apropos Wahl. Werden Sie wieder wie 2009 Angela Merkel im Wahlkampf unterstützen? HA Schult: Ja, auf wen sollten wir uns in dieser Situation sonst verlassen? Warum Frau Merkel? Sie haben einst auch Willy Brandt unterstützt. HA Schult: Ich bin nicht an eine Partei gebunden. Ich vertraue einer Person. Brandt war damals ein Hoffnungsträger. Das war Merkel für mich schon bei ihrer ersten Kandidatur ? damals hatten meine Künstlerkollegen schon den Rotwein im Kanzleramt bei Schröder ausgetrunken und die von RWE geschenkten Zigarren aufgeraucht. Da dachte ich, da bleibt für mich nichts mehr übrig und sagte mir, bei Frau Merkel kriegste wenigstens noch `ne Stulle. Wie sieht Ihre Unterstützung aus? HA Schult: Indem ich Gutes rede. Das reicht doch. Man fragt mich ja. Sie ja auch. Mehr zu HA Schult: http://www.haschult.de