Hier können wir einfach wir selbst sein

An begeisterten Jugendlichen, die es im Alltag nicht immer leicht haben, aber auch an der großen Prominenz, die sich am Rursee einfand, erkennt man, dass dieses Feriencamp etwas ganz Besonderes ist.

»Als ein gehandicaptes Mädchen ohne Scheu die Bühne betreten und selbstbewusst an unserer Talentshow teilgenommen hat, da sind mir beinahe die Tränen gekommen.« Diese Worte kommen nicht von einem erfahrenen Betreuer, sondern von Frauke. Die 14-Jährige lebt in einer Wohngruppe, hat eigentlich Probleme damit, Kontakte zu knüpfen und fühlt sich oft großer Erwartungshaltung ausgesetzt. »Das ist hier ganz anders«, strahlt die junge Dame am Woffelsbacher Wildenhof, wo zum elften Mal das »Integrative Segelcamp« stattfindet. 78 junge Menschen - mit und ohne Handicap, mit und ohne Migrationshintergrund - verleben dort fünf unbeschwerte Tage. »Die Vielfalt an Wassersport und die Einbettung der bunten Schar an Teilnehmern in die erholsame Natur ist ein großartiges Erlebnis«, erklärt die pädagogische Leiterin des Camps, Streetworkerin Lara Brammertz. »Beim Segeln werden Berührungsängste und Barrieren abgebaut, beim Zelten wird aufeinander aufgepasst und beim fachmännisch beaufsichtigten Boxen kann man mal Dampf rauslassen.« »Ich habe die größte Zeit von Corona an der Playstation verbracht«, gesteht der 16-jährige Lars. Er lebte in Monschau und hat nun den weiten Weg von seiner neuen Heimat Hamburg zum Rursee aufgenommen. »Denn hier ist alles anders: Ich glaube, ich habe mein Smartphone erst zweimal in der Hand gehabt. Das ist hier auf gut-Deutsch einfach geiler als alles andere«, strahlt er. »Die Betreuer sind wie Kumpel, die auf uns aufpassen«, fühlt sich die 18-jährige Juliette geborgen. »Akzeptanz untereinander ist hier selbstverständlich, das kenne ich sonst im Alltag weniger.« Bei einer Rundfahrt auf dem Rursee tauschen sich dann Vertreter aus Politik und Gesellschaft über den Nutzen des Integrativen Segelcamps aus. »Füreinander Verantwortung zu übernehmen ist hier plötzlich normal«, lobt Polizeipräsident Dirk Weinspach die gelebte Inklusion im Camp. »Mobbing ist in der Schule an der Tagesordnung«, weiß Martin Golser von der Geamtschule Stolberg, »hier ist es kein Thema, da jeder so aufgenommen wird, wie er ist.« Wenn man durch das Rund der anwesenden Bürgermeister, Vertretern von Landesministerium und Landessportbund, dann mag man den Ausführungen des stellvertretenden Städteregionsrates, Axel Wirtz, Glauben schenken: »Wir haben verstanden, dass Integration und Inklusion unerlässlich sind für den Fortbestand unserer Gesellschaft.« Und in den Herbstferien gibt es die nächste Gelegenheit, daran zu arbeiten, beim Zirkus-Camp in Baesweiler.


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