Mehr Kunden - mehr Potenzial
»Der Ukraine-Krieg hat bei uns zu nie dagewesenen Steigerungen geführt. Doch ich sehe auch sehr viel Potenzial in diesen Menschen, die gute Qualifikationen mitbringen«, erklärt Jürgen Crombach, Leiter des Jobcenters Eifel.
Simmerath (Fö). »In der Eifel sind sich viele Arbeitgeber ihrer sozialen Verantwortung bewusst. Und doch müssen die geflüchteten Menschen erst einmal sprachlich gefördert werden, ehe sie auf dem Arbeitsmarkt integriert werden können«, weiß Jürgen Crombach. So konnten im letzten Jahr »nur« 174 Menschen und damit 22,6 Prozent aller »Kunden« des Eifeler Jobcenters in den Arbeitsmarkt integriert werden - elf von ihnen haben sich selbstständig gemacht oder eine Berufsausbildung angetreten.
Die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter steigt stetig an - 9.033 Menschen sind dies in den drei Eifel-Kommunen nach 8821 in 2021 und 8876 in 2020. Im Durchschnitt sind 395 arbeitslose erwerbsfähige Leistungsberechtigte beim Jobcenter gemeldet - 185 von ihnen sind Langzeitarbeitslose. Dieser Wert sank von 55,4 auf 46,8 Prozent. »Gerade Hilfsarbeiter sind nach der Corona-Pandemie wieder gesucht«, weiß Crombach.
Qualifikation ist der Integrationsschlüssel
76 Prozent der Arbeitslosen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, 57 Prozent keinen Schulabschluss oder keine ausreichenden Nachweise über einen solchen. »Dies betrifft besonders viele geflüchtete Menschen«, weiß Stefan Graaf, Geschäftsführer des Jobcenters der Städteregion Aachen. »Es fehlt vielen Menschen einfach an der nötigen Qualifikation oder es gibt andere Hemmnisse, warum sie es nicht auf den regulären Arbeitsmarkt schaffen.« Diese Zahlen zeigen, wie wichtig eine qualifizierte Ausbildung für den beruflichen Werdegang sei, sind sich Graaf und Crombach einig.
»Die weiterhin hohe Zuweisung von geflüchteten Menschen in die Eifel spüren wird deutlich«, erklärt Jürgen Crombach. 41,8 Prozent der Bedarfsgemeinschaften in der Eifel sind Ausländer. »Und dabei sind ein Großteil unserer Integrationen Flüchtlinge, die auf eigenen Beinen stehen wollen.« In diesen Tagen würden wieder viele Menschen aus den zentralen Flüchtlingsunterkünften in die Kommunen verteilt. »Erst einmal müssen diese traumatisierten Menschen ankommen, aber dann muss man auch sehen, dass die Kinder der Schulpflicht nachkommen und die Erwachsenen in den Arbeitsmarkt integriert werden«, stellt Graaf heraus. »Geflüchtete Menschen bringen viel Qualifikation mit - das kann eine Chance zur Abfederung des Fachkräftemangels sein«, so Jürgen Crombach.
Der Wechsel von Hartz IV zum Bürgergeld habe zum Jahreswechsel problemlos geklappt. Der Satz ist 2023 auf 502 Euro gestiegen - 53 Euro mehr als 2022 und 45,5 Prozent mehr als noch 2005. Essen, Trinken und Stromkosten sind darin enthalten - da sei der erhöhte Satz schnell aufgezehrt. »Immer noch müssen viele unserer Kunden zur Tafel, um über die Runden zu kommen - das kann einfach nicht sein«, hadern Graaf und Crombach mit dem Sozialstaat, auch wenn sie wissen, dass die Herausforderungen immer größer werden.
1218 Menschen brauchten Hartz IV
1218 Personen waren auf Leistungen des Jobcenters in der Eifel angewiesen - ein Plus von 5,45 Prozent.
Das sind 4 Prozent Hilfsquote - also der Anteil Bedürftiger an allen Eifelern zwischen 0 und 66 Jahren.
Der Anteil nichtdeutscher Personen stieg auf 42 Prozent - das ist ebenso wie die Gesamtheit an Jobcenter-Kunden dem Ukraine-Krieg geschuldet. Denn 164 Leistungsberechtigte kommen aktuell aus der Ukraine, Ende September waren es 87, im Mai gerade einmal zwei.
161 Arbeitslosengeld-II-Empfänger verdienen zu wenig, um damit über die Runden zu kommen - sind also sogenannte »Aufstocker«.
6,35 Millionen Euro hat das Jobcenter in der Eifel 2022 in Leistungen für Unterkunft, Heizung und Lebensunterhalt investiert - rund sechs Prozent mehr als 2021.
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