

Imgenbroich (BST). Im Notfall muss jeder Handgriff sitzen – besonders bei einem »Massenanfall« von Verletzten. Der Rettungsdienst der StädteRegion Aachen probte am Samstag den Ernstfall mit einem realitätsnahen, für die Kräfte unbekannten Szenario. Über 100 Personen waren beteiligt, darunter viele geschminkte Darsteller, die verschiedene Verletzungen simulierten.
Um 14.01 Uhr geht der erste Alarm ein – unter anderem bei Hartmut Prast, altgedienter Feuerwehrmann und ehemaliger Chemiker im Forschungszentrum Jülich. Er ist ehrenamtlich als CBRN-Fachberater aktiv – zuständig für chemische, biologische, radiologische oder nukleare Gefahrenlagen. Die Entwarnung folgt direkt: »Nur« eine Übung. Einsatzleiter ist Simon Schröder, Abteilungsleiter Rettungsdienst der StädteRegion. Sein Ziel: Die bestehenden Konzepte auf den Prüfstand stellen.
Nach und nach treffen die alarmierten Kräfte ein, allen voran die Feuerwehr Monschau. Die Helfer von DRK, Johannitern, THW und weiteren Organisationen werden von kritischen Beobachtern begleitet. Ziel ist es, das Zusammenspiel aller Beteiligten zu prüfen – damit im Ernstfall alles reibungslos funktioniert.
Die rund 20 Darsteller aus DRK-Reihen geben alles: Sie mimen realistisch Opfer mit offenen Brüchen, Verbrennungen und Reizungen. Beim ersten Erkundungsvorstoß treffen die Rettungskräfte auf schreiende, desorientierte oder aggressive Personen. Atemschutzträger dringen in die vernebelten, leergeräumten Supermarkträume vor – mit Hilfe von Flucht- und Rettungsplänen suchen sie nach »Verletzten«.
Nach rund 30 Minuten ergibt die Analyse: Es handelt sich um Ammoniak – ein stechend riechendes, giftiges Gas, das Haut und Schleimhäute reizt. Ursache: Eine beschädigte Leitung bei Wartungsarbeiten an der Kühlanlage. Die Substanz ist mit hohem Druck ausgetreten – »sehr gefährlich!«, lautet die Diagnose.
Auf dem Parkplatz vor dem Markt treffen nach und nach zahlreiche Einsatzfahrzeuge ein. Ein Verletzten-Sammelplatz wird eingerichtet. Notärzte – darunter Teilnehmende eines LNA-Kurses am Malteser Bildungszentrum – und Rettungskräfte sichten die Betroffenen, differenzieren nach Dringlichkeit. Über das Gelände hallen laute Schreie – die Situation ist herausfordernd realitätsnah inszeniert.
Auch Andreas Dovern, Leiter des städteregionalen Amts für Brandschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz, macht sich vor Ort ein Bild. »Wir müssen in Übung bleiben«, betont er. Nur so könne man professionell handeln, wenn es darauf ankommt.
Nach anderthalb Stunden ziehen Übungsleiter Simon Schröder und Jan Börmann ein zufriedenes Fazit. Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier bedankt sich bei allen Beteiligten: »Bis auf Kleinigkeiten hat es gut geklappt.« Dovern ruft zur Nachbereitung auf: »Wir brauchen euer Feedback. Nur so können wir besser werden.«
Die Übung wurde vom Amt 38 der StädteRegion Aachen in Zusammenarbeit mit der Kreisbrandmeisterei, der Feuerwehr Monschau und dem Malteser Bildungszentrum Euregio Aachen organisiert.
Der Tag war zweigeteilt: Vormittags fanden Stationsausbildungen mit Fahrzeugausstellung und Workshops statt, nachmittags die Großübung. Ziel war die Überprüfung des Konzepts für rettungsdienstliche Großeinsatzlagen – insbesondere der übergeordneten Einsatzleitung, Sichtung, Versorgung und Zusammenarbeit aller beteiligten Organisationen.
Insgesamt waren rund 200 Personen – Einsatzkräfte, Darsteller und Beobachter – eingebunden. Der erfolgreiche Übungsverlauf wurde am Ende mit einer Stärkung gefeiert – das angekündigte Gewitter blieb aus.