Scheiblers waren adelsgleiche Ernährer

Das Rote Haus ist zweifellos das Markenzeichen der Stadt Monschau. Kaum ein Gebäude spiegelt die Geschichte der einstigen Tuchmacherstadt besser wieder als das der Familie Scheib-ler. Und kaum eines wird derart liebevoll gehegt und gepflegt - von der Betreiberfamilie Gonnermann, aber gerade auch vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Nach zehn Jahren konnten nun die markanten Hauszeichen »Pelikan« und »Goldener Helm« wieder über den Eingangstüren angebracht werden. Wer das Fehlen nicht bemerkt hat - ihre Rückkehr wird auffallen.

»Mit den markanten Eigentumszeichen wollte die Familie Scheibler ihren Stellenwert in der Gesellschaft dokumentieren«, erklärt Regina Weber, Wissenschaftliche Referentin beim LVR. »Sie waren adelsgleiche Persönlichkeiten, die aber auch für das Überleben von bis zu 4000 Mitarbeitern und deren Familien verantwortlichen waren.« Der Bügelhelm über dem Wohnhaus symbolisiert den Rang der Tuchmacherfamilie, der Pelikan hingegen ist der Ernährer, also der Arbeitgeber vieler Menschen in der Region. Der »Goldene Helm« wurde 1768 hergestellt und nun von Restaurator Alexander Justen auf Vordermann gebracht. »Viele Farbschichten und reichlich Spachtelmasse mussten entfernt und in zweimonatiger Arbeit der Helm wieder hergestellt werden«, erklärt Justen. Der hölzerne Pelikan, der aus den 1950er Jahren stammt, war hingegen nicht mehr zu retten. »Es wird schon einige Vorgänger geben«, mutmaßt Aurel Scheibler, Nachfahre der Tuchmacherfamilie und Vorstandsmitglied der »Stiftung Scheibler - Rotes Haus Monschau«, die 1963 gegründet wurde. Aus Spessart-Eiche hat Alexander Diczig das Hauszeichen nachgebaut. 20.000 Euro hat sich der LVR die beiden Hauszeichen kosten lassen, weitere 400.000 Euro sollen in den nächsten Jahren ins Rote Haus fließen. »Die Türen müssen restauriert werden, die Fenster brauchen UV-Schutz, um das Mobiliar im Haus zu schonen«, erklärt Dr. Walter Hauser, Direktor des LVR-Industriemuseums. Auch der Brandschutz müsse ertüchtigt werden. »Das größte Projekt wird jedoch die Renovierung des Geschäftshauses sein«, fährt Hauser fort. Dort soll eine neue Ausstellung integriert und der Rundgang durch das Wohn- und Geschäftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert erweitert werden. »Ein erlebbares Kleinod«, stellt Monschaus Bürgermeisterin Margareta Ritter den Stellenwert des Roten Hauses für die Stadt heraus. Kulturelles Erbe zu bewahren sei nicht einfach, daher danke sie dem Engagement der Gonnermanns, beim LVR und dem Amt für Denkmalpflege. Nicht zuletzt warf Ritter einen Wunsch in die Runde: »Es wäre ein Traum, wenn wir noch einmal wie 2011 eine Oper am Roten Haus aufführen könnten«. Zu Gesprächen zeigte sich Dr. Hauser bereit - ob es verwirklicht wird, scheint offen.

Wollroute

Das Rote Haus Monschau ist Teil der Euregio-Wollroute, die das kulturelle Erbe der Wolltuchgeschichte in der Drei-Länder-Region zwischen Verviers, Aachen, Monschau und Euskirchen erlebbar macht: www.wollroute.net Es ist täglich (außer Montag) von 10 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr geöffnet - Einlass zur vollen Stunde. www.rotes-haus-monschau.lvr.de


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