Thomas Förster

Teilzeit-Jobs sind zu 71 Prozent in Frauenhand

Städteregion Aachen. »Euro-Schere« zwischen Männern und Frauen: Mehr »Lohn-Fair-Play«
»Männer-Euro«: Von jedem Lohn-Euro, der pro Stunde verdient wird, bekommen Männer im Schnitt immer noch etwas mehr ab als Frauen.

»Männer-Euro«: Von jedem Lohn-Euro, der pro Stunde verdient wird, bekommen Männer im Schnitt immer noch etwas mehr ab als Frauen.

Region. Die Teilzeit-Arbeit ist weiblich: Von den rund 70.900 Teilzeit-Jobs in der Städteregion Aachen sind 71 Prozent in Frauenhand – in der Nahrungsmittelindustrie liegt der Anteil sogar bei 82 Prozent. Auch bei den 520-Euro-Jobs liegen die Frauen vorne: Die rund 59.000 Mini-Jobs in der Städteregion Aachen werden zu 54 Prozent von Frauen gemacht. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur. Ein Großteil der Vollzeitstellen würden in vielen Branchen nicht von Frauen besetzt.

Tim Lösch, Geschäftsführer der NGG-Region Aachen, spricht von einer »Lohn- und Renten-Falle«: »Teilzeitarbeit bedeutet immer ein schmaleres Portemonnaie – und auch eine kleinere Rente«. Hinzu komme, dass Frauen im Bundesdurchschnitt 7 Prozent weniger pro Stunde verdienten als Männer. Und das bei einer vergleichbaren Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie, so die NGG Aachen. Die Gewerkschaft beruft sich auf Angaben des Statistischen Bundesamtes.

Es sei daher wichtig, mit einem Tabu zu brechen: »Über Geld redet man nicht. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Beim Lohn sollte man in den Aachener Betrieben aber mal eine Ausnahme machen«, so Tim Lösch. Überall dort, wo es einen Betriebsrat gibt, könne der auch die »Lohn-Kommunikation im Unternehmen beleben«. Ansonsten gebe es zwar auch noch einen Rechtsanspruch darauf, zu erfahren, was ein männlicher Kollege in ähnlicher Position verdient. Doch das Entgelttransparenzgesetz gilt lediglich in Betrieben mit mindestens 200 Beschäftigten. »Eine Köchin im Restaurant oder eine Verkäuferin in der Bäckerei haben davon allerdings nichts«, so NGG-Geschäftsführer Lösch. Hier solle die Bundesregierung dringend nachbessern.

Ziel müsse es sein, die Lohnscheren zwischen Männern und Frauen zu schließen. »Wie dick die Lohntüte ist, das darf nicht vom Geschlecht abhängen. Aber auch nicht davon, wie gut jemand das Lohnpokern beherrscht. Beim Lohn für Arbeit muss mehr Fairness her: Wir brauchen ein neues ‚Lohn-Fair-Play‘», so Tim Lösch.


Meistgelesen