»Wenn hier keiner mehr wohnt, kommen auch keine Touristen mehr.« Die idyllische Fachwerkstadt Monschau muss den Spagat zwischen den Interessen der Einheimischen und den für die Touristen attraktiven Faktoren hinbekommen.
Wie dies gelingen kann und wie der Status Quo ist, hat Christina Lederle unter die Lupe genommen. Dem Thema »Tourismus, Heimatort & Einheimische: Wie Tourismus als Teil des Ort-Systems Monschau die Beziehung von Einheimischen zu ihrem Heimatort beeinflusst« hat die Hotelfachfrau und Tourismusmanagerin ihre Masterarbeit der Stadt Monschau gewidmet.
Dabei hat sie im Vorfeld dieser Arbeit viele Akteure aus dem Stadtgebiet interviewt. Vor Ort war sie aber erst bei der Präsentation ihrer Arbeit - die Corona-Pandemie hatte einen Besuch der gebürtigen Münchnerin, die während ihrer Masterarbeit in den Niederlanden lebte, unmöglich gemacht. »Der Tourismus verändert Orte und hat damit direkt Auswirkungen auf das Leben der Einheimischen.« Davon können die Monschauer ein Lied singen. Dass aus einstigen Fabrikgebäuden der Tuchmacherzeit Wohnhäuser wurden, die heute als Ferienwohnungen genutzt werden, ist da nur ein Beispiel. Dass Menschen aus dem Monschauer Land eher freitags den Weihnachtsmarkt besuchen als sich sonntags in die Besucherschlange zu reihen, ist ein weiteres Beispiel. Und wenn es Gäste zum Schneespaß in großer Zahl in die Eifel zieht, kann auch das die Infrastruktur überlasten und die Geduld von manchem Anwohner strapazieren.
Kultur und Natur genießen statt Kurztrip
Während der Tourist von der Fachwerkidylle der einstigen Tuchmacherstadt schwärmt, beklagen Anwohner, dass es viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr in der Altstadt zu kaufen gibt oder dass Hilfsdienste für ältere Menschen gerade am Wochenende kaum ans notwendige Ziel gelangen, weil Menschenströme die Straßen blockieren. Manch einer vergleicht den Bummel durch die Altstadt-Gassen gar bewusst überspitzt mit einem »Zoobesuch«, bei dem die Bewohner mit Bananen gefüttert werden.
»Freunde von Kultur und Natur werden in Monschau gerne gesehen, der Tagestourist hingegen genießt kein besonders positives Image«, weiß Christina Lederle. Rein rechnerisch kein Wunder, stehen doch 12.500 Einwohnern rund 1,2 Millionen Tagesgästen gegenüber. »Hier gilt, wie an vielen Stellen des Tourismus, die Gäste länger in der Region zu halten und damit nachhaltig zu agieren«, erklärt Lederle. Die Bewohner der Stadt Monschau machen keinen Hehl daraus, dass der Tourismus politisch und wirtschaftlich einen hohen Stellenwert genießt. »Die ganze Stadt muss einbezogen werden«, appelliert die Tourismusmanagerin. Wenn die Stadtteile etwas zu bieten hätten und gute Unterkunftmöglichkeiten vorhalten, dann würden die Touristenströme entzerrt.
In einem Workshop wurden die Ergebnisse der Masterarbeit mit Politik und Verwaltung, Anwohnern und Gewerbetreibenden intensiv diskutiert. Welche Folgen dies für die Zukunft hat, wird sich in den kommenden politischen Beratungen zeigen. Dann geht es auch darum, ob und wie die Monschau-Touristik mehr Unterstützung erfahren soll, wie man mit der Fremdenverkehrsabgabe umgeht und wie es gelingen kann, dass möglichst alle Gewerbetreibenden in Monschau hinter einer Weihnachtsstadt oder vielleicht auch bald wieder einem Weihnachtsmarkt stehen. Dass gerade diese Events existenziell für die Geschäftsleute sind, darin sind sich Einheinmische wie Touristen einig.