Vorbild-Kommune zwischen Wald und See
Die Kommunen stehen vor immer neuen, großen Herausforderungen. Christina Stumpp ist Leiterin des Kommunalbüros der CDU Deutschlands und will ihnen Unterstützung anbieten. »Dafür schaue mir tolle Beispiele an, wie es vor Ort funktionieren kann - so wie in Simmerath, wo Wirtschaftswachstum und Ökologie keine Widersprüche sind.«
Lammersdorf/Rurberg (Fö). 192 Euro Steuerersparnis bringen die Windkraftanlagen auf Simmerather Gemeindegebiet jedem Einwohner - theoretisch zumindest. »Wir generieren Pachteinnahmen, Gewerbesteuer und 0,2 Cent pro Kilowattstunde tatsächlich eingespeister Strommenge«, erklärt Simmeraths Bürgermeister Bernd Goffart. »Daher haben wir einen echten Bürgerwindpark und keine Investorenparks, wo die Erträge einigen wenigen finanzkräftigen Bürgern zugute kommen.«
Christina Stumpp, unter Friedrich Merz stellvertretende Generalsekretärin der CDU, wertet dieses Vorgehen als Musterbeispiel, wie man die Bevölkerung bei der Energiewende mitnehme. Dass die Windkraftanlage größtenteils im Wirtschaftswald fernab der Wohnbebauung errichtet wurden, sei natürlich günstige Voraussetzungen. 22 Windkraftanlagen stehen aktuell in der Gemeinde Simmerath. Noch in diesem Jahr sollen zwei weitere Anlagen an der Jägerhausstraße errichtet werden - und diese sollen doppelt so effektiv sein wie die Windräder, die bereits im Lammersdorfer Wald stehen. Und auch Planungen für drei Windräder auf der anderen Seite der B3999 liegen in der Schublade. Wenn dann auch sieben bis neun weitere Anlagen im Buhlert ans Netz gehen, hat Simmerath 4,8 Prozent der Gemeindefläche als sogenannte Windkraftkonzentrationszone ausgewiesen.
»Sechs bis sieben Jahre«, antwortet Bernd Goffart desillusioniert auf die Frage Stumpps, wie lange ein Planverfahren für die Windkraftanlagen dauere. »Da müssen wir ran - die Verfahren dauern viel zu lange, binden viel zu viel Personal«, kritisiert die Christdemokraten. Gleiches gelte für die über 900 Förderprogramme im Land. »Und wenn das Geld abgegriffen ist macht sich niemand über die spätere Finanzierung der Förderprojekte Gedanken«, so Stumpp.
Die Bundestagsabgeordnete aus Waiblingen bei Stuttgart stellte klar: »Mit Geld alleine ist es nicht getan - die Stimmung vor Ort kippt.« Daher sei sie an der Basis unterwegs, vertrete den Anspruch der CDU, kommunale Partei zu sein. »Denn nur durch kompetente Menschen vor Ort gewinnen wir Vertrauen, gewinnen wir Direktmandate.« Und nur mit engagierten Kommunalpolitikern seien die Herausforderungen in den Städten und Gemeinden zu bewältigen.
»Wir haben entgegen aller Prognosen steigende Einwohnerzahlen, werden aber bei der Ausweisung neuer Baugebiete ständig ausgebremst«, so Goffart. So müsse man alle 15 geplanten Neubaugebiete, die man im Frühjahr 2022 angeschoben habe, einer vertieften Umweltverträglichkeitsprüfung unterziehen, was die Entwicklung mindestens um ein Jahr zurückwerfe.
Bernd Goffart nutzte den hochrangigen Besuch, um auch den touristischen Wert der Gemeinde Simmerath in den Fokus zu rücken. Er präsentierte das Rursee-Ufer in Rurberg, das schon bald zur naturnahen Promenade aufgewertet wird. »Die bauliche Struktur der 1970er Jahre wird mit der größten touristischen Einzelförderung in der Geschichte des Landes modernisiert«, erklärt der Bürgermeister stolz.
Bernd Dickmann, Leiter der Nationalparkwacht, war es vorbehalten, den Spagat zu schlagen zwischen dem hohen ökologischen Wert des einzigen Nationalparks in Nordrhein-Westfalen und dem touristischen Faktor für die Region.
Die hochrangige CDU-Politikerin verlässt beeindruckt den Rursee und will wieder kommen - und bis dahin viel über Simmerath sprechen: »In höchsten Tönen«, wie sie verspricht.