Waschbären sind keine Kuscheltiere

Die zunehmende Population der Waschbären stellt die Bewohner von Dedenborn und Hammer vor Probleme. Fachleute warnen vor Parasiten und mahnen, die Tiere nicht zu füttern.

Sie lugen aus der Mülltonne, sitzen auf der Fensterbank oder durchsuchen den Komposthaufen nach Essbarem: Die Waschbären trauen sich immer weiter in die Ortschaften der Region hinein. Besorgniserregende Ausmaße hat dies besonders in Dedenborn und Hammer eingenommen. »Im August 2017 habe ich den ersten Waschbär vor die Linse bekommen«, erinnert sich Jean-Louis Glineur. Der Hobbyfotograf aus Dedenborn war sofort fasziniert von den putzigen, zutraulichen Tieren, die er da hinter seinem Haus Richtung Rur erblickte. Da war er noch von einer zufälligen Begegnung ausgegangen. Zwei Jahre später gehören Waschbären fast zum Straßenbild im Rurtal wie Hunde oder Katzen. »Sie suchen in den Mülltonnen und Gärten nach Essbarem«, weiß Glineur, warum die Tiere zunehmend die Nähe der Menschen suchen. Zeitweise seien sie sogar von manchem Mitbürger gefüttert worden - kein Wunder, wenn die Tiere dann ihre Scheu ablegen. Nun aber haben besorgte Bürger die Untere Landschaftsbehörde der Städteregion Aachen eingeschaltet. Dabei mahnt Richard Bollig, zuständig für Naturschutz, Landschaftspflege, Jagd und Fischerei: »Jeder zweite Waschbär ist mit Spulwurm infiziert.« Dieser könne nicht nur für Haustiere gefährlich werden, sondern auch für den Menschen. »Der Parasit kann Gewebe zerstören und damit Organe oder Nerven schädigen«, so Bollig. Der direkte Kontakt mit Exkrementen des Waschbärs sei zu vermeiden und falls passiert, sich gründlich zu waschen. Denn Kot der Tiere könnten im Garten oder auf Spielplätzen sein. »Wer füttert, der zieht die Waschbären förmlich an«, weiß Bollig. »Eichhörnchen sehen wir kaum noch, seit der Waschbär da ist«, bedauert Jean-Louis Glineur. Und Bollig hat ausgemacht, dass der Waschbär Schwarzstörche vertrieben hat.

Kalender für 2020 erhältlich

»Es sind süße Tiere, die eine Faszination ausüben«, gesteht Glineur. Er hat dem verirrten Nachwuchs auch schon aus der Mülltonne geholfen. »Wir wollen den Waschbären ja nichts, aber wir müssen ihnen die Reize nehmen, sich nahe an Häusern aufzuhalten.« Schließlich sei es nicht nur bei der Nahrungssuche im Restmüll geblieben. Auch in Vorzelte am Campingplatz oder unters Dach so mancher Bebauung seien die Tiere geklettert. »Und wer eine Katzenklappe hat, sollte Vorsicht walten lassen«, mahnt er.
Bejagen nutze nichts, weiß Richard Bollig. Darauf würden sie mit verstärkter Fortpflanzung reagieren, denn zu fressen gebe es genug. »Wir müsen uns an die Anwesenheit der Waschbären gewöhnen«, erklärt Bollig.
Glineur selbst will seine Begegnungen mit dem Waschbär festhalten und hat einen Jahreskalender für 2020 erstellt, der schon bald erhältlich sein wird.

Tipps zur Waschbärenabwehr

Mülltonnen unzugänglich aufbewahren, sicher verschließen und erst zur Abfuhr an die Straße stellen.
Keine Essensreste auf den Kompost: Fleischreste,  Eier, Obst, Brot oder Gekochtes. Kartoffelschalen oder Rasenschnitt sind unproblematisch.
Katzenklappen durch Springen erreichbar und mit Chips sichern.
Keine Bäume übers Dach reichen lassen und glatte Blechmanschetten über den Fallrohren anbringen.


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