Thomas Förster

»Wir müssen gemeinsam nachhaltig handeln«

Monschau/Kreis Euskirchen. Gastbeitrag von NRW-Minister Oliver Krischer zur »Woche der Nachhaltigkeit«

Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, hat seine Wurzeln in Heimbach und ist der Region sehr verbunden. Zur »Woche der Nachhaltigkeit« hat er einen Gastbeitrag für den WochenSpiegel zum Thema verfasst:

Liebe Leserinnen und Leser,

die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen erhält immer mehr Aufmerksamkeit – und das ist gut so. Denn auf dem Weg bis 2030 haben wir jetzt Halbzeit. Die Hälfte der Zeit, die uns allen zur Verfügung steht, um die Ziele zu erreichen, ist schon verstrichen. Die Hälfte der Ziele, die wir erreichen wollen, ist aber noch lange nicht erreicht – auch nicht in Nordrhein-Westfalen.

Dennoch haben wir schon einiges erreicht. Auch die Kommunen sind aktiv dabei, die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen: Der Kreis Euskirchen beispielsweise hat im Rahmen des durch die Bundesregierung geförderten Projekts »Global Nachhaltige Kommune NRW« eine eigene kommunale Nachhaltigkeitsstrategie mit insgesamt 119 Maßnahmen erstellt, die anschließend nach Beschlussfassung der Strategie im Kreistag in die Umsetzung gingen und mittels eines begleitend erarbeiteten Nachhaltigkeitsberichts überprüft wurden. Wir unterstützen dieses kommunale Engagement ausdrücklich und fördern weitere Kommunen dabei, Nachhaltigkeit in der Verwaltung systematisch zu verankern.

Ein wichtiges Element nachhaltiger Politik ist auch der Kampf gegen die Klimakrise. Die Landesregierung sieht den Ausbau der Windenergie als eine zentrale Maßnahme zum Klimaschutz und zur Minderung der Abhängigkeit von fossilen Energieimporten. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, mindestens 1.000 neue Windenergieanlagen bis 2027 zu errichten.

Im Rahmen ihrer Ausbauoffensive hat die Landesregierung im Oktober 2022 die Task Force zum beschleunigten Ausbau der Windenergie eingesetzt, die die wesentlichen Hemmnisse beim Windenergieausbau angehen soll. Dazu gehört insbesondere die Bereitstellung ausreichender Flächen und die Beschleunigung der immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren sowie wirtschaftliche Aspekte. Wir haben zum Beispiel auf Ebene der Bezirksregierungen über die Regional-Initiativen Wind ein umfassendes Beratungs- und Unterstützungsangebot für die kommunalen Genehmigungsbehörden geschaffen. Erste Erfolge lassen sich bereits am Anstieg der Genehmigungszahlen ablesen.

Um die Akzeptanz vor Ort zu fördern, sollen die Anwohnerinnen und Anwohner sowie Kommunen stärker finanziell an der Wertschöpfung beteiligt werden. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist der Bürgerwindpark in Simmerath. Die Gemeinde und damit alle Bürgerinnen und Bürger profitieren hier sowohl über die Einnahmen durch die Verpachtung der gemeindeeigenen Flächen als auch durch die Gewinnbeteiligung. Dies schlägt sich positiv im Gemeindehaushalt nieder.

Ein weiteres gutes Beispiel für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist der Nationalpark Eifel, dessen Erfolgsgeschichte vor 20 Jahren begann. In diesem Hotspot der Biologischen Vielfalt darf die Natur Natur sein. Die Anzahl von etwa 11.200 nachgewiesenen Arten ist beeindruckend. Ihre Faszination ist für alle Menschen hautnah erlebbar.

Es ist ein Erfolgsprojekt des Naturschutzes in Nordrhein-Westfalen, das Forschung, Bildung und Erholung zusammenbringt. Längst ist bekannt, dass der Nationalpark Eifel nicht nur für den Schutz von Natur und Landschaft eine immense Bedeutung besitzt. Er ist identitätsstiftend für viele Menschen und Einrichtungen in der Umgebung. Der Nationalpark hat einen enormen wirtschaftlichen Mehrwert und hat die Region nachhaltig vitalisiert.

Seit der ersten Untersuchung im Jahr 2007 haben sich die Besucherzahlen auf mehr als eine Million Euro gesteigert und damit mehr als verdoppelt. Der Nationalpark Eifel hat positive Effekte auf die Entwicklung und Beschäftigung in der Region und ist Motor für einen nachhaltigen Naturtourismus. Wir sind stolz, dass wir in Nordrhein-Westfalen seit 2004 einen solchen Nationalpark haben.

In unserem Bundesland denken wir Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Verkehr zusammen, seit dem vergangenen Jahr auch in einem gemeinsamen Ministerium. Der öffentliche Verkehr, der Schienenverkehr und der Radverkehr sind das Rückgrat einer zukünftigen nachhaltigen und vernetzten Mobilität. Daher wollen wir mehr Angebote bei Bus und Bahn schaffen, wir brauchen eine verlässliche Alternative zum motorisierten Individualverkehr – für die Mobilität der Menschen und den Klimaschutz.

Schnell, komfortabel und bezahlbar zwischen der Eifel und der Städteregion Aachen pendeln können die Menschen bereits seit 2022 mit den RegioLiner-Bussen. Damit wird der Umstieg vom Auto auf den Bus einfacher. Eine hohe Nachfrage und gute Auslastung belegen den Erfolg für nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum. Die RegioLiner-Busse werden aus dem 100-Millionen-Euro-Paket des Landes zur Förderung regionaler Schnellbusse gefördert.

Apropos Busse: Das Land unterstützt mit über 32 Millionen Euro die Anschaffung von 90 batterie-elektrischen und weiteren emissionsfreien Busse der ASEAG in Aachen bis 2026. Damit werden 5.556.690 Kilogramm CO2 jährlich eingespart. Das zeigt: Lärmschutz, Luftreinhaltung und Mobilität sind zusammen möglich. Mit solchen Projekten bewegen wir die Region – nachhaltig und klimaschonend.

Als bevölkerungsreichstes, industriell geprägtes und global vernetztes Bundesland kommt uns in Deutschland und Europa ein ganz maßgeblicher Beitrag zur Agenda 2030 zu. Wir müssen deshalb ambitionierter werden und unsere eigenen Nachhaltigkeitsziele höherstecken. Damit haben wir gerade begonnen: In Zusammenarbeit mit allen Ministerien arbeiten wir an einer Neuauflage der Nachhaltigkeitsstrategie der Landesregierung NRW.

Nachhaltigkeit versteht die Landesregierung ebenso wie die Agenda 2030 in einem umfassenden Sinn: Für den Schutz der Interessen gegenwärtiger und künftiger Generationen müssen wir die Grenzen der Belastbarkeit unseres Planeten beachten und einhalten. Nur so können wir eine integrativ ausgerichtete ökologische, soziale und ökonomische Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ermöglichen.

Ihr Oliver Krischer

Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW


Meistgelesen