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Weihnachtsmann in Laufschuhen hilft einem Wachkoma-Patienten

Er ist wach und doch abwesend, er nimmt seine Umgebung wahr und kann doch nur sehr eingeschränkt mit seinen Liebsten kommunizieren. Stefan Berns aus Rurberg war im »Wachkoma« - einer von 8000 bis 10000 Menschen in Deutschland, deren Bewusstsein sich zwischen Leben und Tod befindet. Drei Jahre schon leben seine Lebensgefährtin Heike Moll und ihre Söhne Lukas, Leon und Philipp in dieser extremen Situation - und werden immer wieder von Peter Borsdorff unterstützt.

Stefan Berns ist gelernter Bäcker, wuchs in Obermaubach auf und zog der Liebe wegen an den Rursee. Er war ein begeisterter Motorradsportler bis zu diesem Sonntag im Sommer 2013. Durch eine Fremdberührung fuhr er beim Sechs- Stunden-Rennen auf dem Nürburgring direkt in die Mauer an Start/Ziel. Noch auf der Strecke musste er wiederbelebt werden, später wurde ein Schädelbasisbruch mit großen Schädel-Hirn- Trauma diagnostiziert. Dazu kam eine axiale Zerreißung im Stammhirn, die ein Wachkoma zur Folge hatte. Um den heute 50-Jährigen betreuen zu können, hat Heike Moll, gelernte Physiotherapeutin ihren Job aufgegeben und lebt von 700 Euro, die sie für Rund-um-die-Uhr-Betreuung für ihren Lebensgefährten bekommt. »Wir sind nicht verheiratet, daher komme ich nicht an sein Geld heran, um den Kindern ein Geschenk machen oder mir etwas leisten zu können«, erläutert die 46-Jährige. Deshalb springt Peter Borsdorff. Als »laufender Adventskalender« ist der bekannte Initiator von »Running for Kids« an jedem Tag der Vorweihnachtszeit und beschenkt bedürftige Kinder und deren Familien.

»...an die Hand nehmen«

Wie eben jetzt den zwölfjährigen Philipp sowie seine Brüder Leon (16) und Lukas (19). 14.000 Euro hat Peter Borsdorff für die Familie gesammelt. Stefan Berns ist zwar nicht ihr leiblicher Vater - dieser ist leider verstorben - aber seit zwölf Jahren ein wichtiger Vertrauter für die Jungs. »Ein Facharzt riet dazu, mit Stefan an besondere Orte zu fahren, um sein Erinnerungsvermögen wieder aufleben lassen könne«, weiß Borsdorff. Also habe er die Aktion »...an die Hand nehmen« gestartet - mit einer unglaublichen Spendenbereitschaft zur Folge. Die Familie tourte im behindertengerechten Wohnwagen durch die Region. Und die vage Hoffnung wurde Realität. »Er hat uns durch Gestik und Laute mitgeteilt, dass er genau weiß, wo wir sind und als einmal eine Straße gesperrt war, hat er mich durch die Walachei zum Ziel geführt«, stehen Heike Moll Tränen der Freude in den Augen.

Gehörlos

Ihr ältester Sohn Lukas besucht ein Hörgeschädigten-Internat in Essen und werkelt dort an seinem Abitur. »Dank der Unterstützung von Peter Borsdorff konnte er den Führerschein machen und ist somit mobil«, ist Heike Moll dankbar. Auch für die große Unterstützung, die sie im Freundes-und Bekanntenkreis - besonders aus Rurberg - erfährt. Moll: »Wir haben schwere Stunden durchgestanden, ohne liebe Menschen und ein gutes Netzwerk hätte ich das nicht geschafft.« Zwischenzeitlich hat Stefan Berns immer wieder ins Krankenhaus gemusst, erlitt unter anderem einen Darmdurchbruch. »Das hat mich an den Rand meiner Kräfte gebracht: Auch da seien liebe Freunde zur Stelle gewesen, die die Betreuung des Pflegebedürftigen auf der Intensivstation im Simmerather Krankenhaus mit übernommen haben. Doch Stefan Berns macht immer wieder Fortschritte. »Es ist unglaublich, in welcher Situation er sich befand, als ich ihn vor drei Jahren das erste Mal gesehen habe und was er heute kann«, verkündet Borsdorff. Kürzlich war Stefan Berns zur Sprachtherapie in Lindlar. »Seitdem kann er einfache Worte sprechen«, freut sich Heike Moll über jedes Erfolgserlebnis. Wissend, dass es auch in Zukunft nicht einfach werden wird. »Aber durch Menschen wie Peter Borsdorff erträglicher!«

Quarks & Co.

Die WDR-Sendung »Quarks & Co« mit Moderator Ranga Yogeshwar begleitet Stefan Berns seit Sommer 2014 und hat es sich zur Aufgabe gemacht, über das Phänomen des »Wachkoma« Aufklärungsarbeit zu leisten. Weitere Infos und Spendenmöglichkeit im Internet unter www.einlebenfuerstefan.de


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