Die Botschaft sorgte für Furore: Der US-amerikanische, auf Elektroautos spezialisierte Tesla-Konzern übernahm die Eifeler Ingenieursschmiede Grohmann Engineering wegen des hier konzentrierten Know-hows. Nun hat der Firmengründer sein Unternehmen verlassen. Was kommt auf den Standort zu?
Noch im November nach dem Wahlsieg von Donald Trump zeigte sich Klaus Grohmann zuversichtlich, dass die Übernahme seines (Lebens-)Werks durch die Amerikaner den angestammten Firmenstandort stärken werde. Trotz der martialischen Ankündigungen des neuen Präsidenten, Strafzölle auf Produkte zu erheben, die seiner Meinung nach in den USA hergestellt und nicht importiert werden müssten. Der 74-jährige Patriarch Grohmann war vertragsgemäß auch nach der Firmenhochzeit als Geschäftsführer in Prüm verblieben.
Nun ist er überraschend ausgeschieden. Sein Nachfolger ist Lothar Thommes, der in der Branche hohes fachliches Ansehen genießt. Er ist ein TeslaGrohmann-Geschäftsführer von insgesamt vieren, zwei seiner Kollegen sitzen beim jetzigen Mutterkonzern in den USA und einer in den Niederlanden.
Standortsicherheit fraglich
Patrick Georg, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Trier, sieht die Veränderungen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. »Positiv ist, dass es durch die Übernahme einen Schub für die gewerkschaftliche Organisation der Belegschaft gab, mittlerweile ist mehr als die Hälfte bei uns Mitglied, Tendenz weiter steigend«, sagt er. »Fraglich ist jedoch, ob es wirklich eine dauerhafte Standortsicherheit geben kann. Denn mit Firmengründer Grohmann als Geschäftsführer war auch die Zusage zum Standort verbunden. Wir wissen derzeit nicht, ob es dabei bleibt.« Das Konzept von Tesla sei in diesem Punkt noch »schleierhaft«. Auch hinterfragt Patrick Georg, ob eine Spezialisierung auf Tesla gut ist und wie die andere Autohersteller – etwa BMW, die bislang ebenfalls auf das Know-how aus Prüm setzen – künftig auf die besondere Wettbewerbssituation reagieren. »Grohmann war sehr breit aufgestellt und ist gut damit gefahren.«
Belegschaft kämpft um Tarif
Ein anderes Problem ist der Fachkräftemangel, der in der Eifel sowieso grassiert und insbesondere Unternehmen wie Grohmann, die unter Tarif bezahlen, trifft. Zwar wurde nun eine Lohnerhöhung von 150 Euro monatlich zugesagt, aber: »Das ist kurzfristig und nach Gutdünken. Nur ein Tarifvertrag gibt den Beschäftigten die notwendige Planungssicherheit. Faires Entgelt und eine vernünftige Vereinbarkeit von Beruf und Privatem machen den Betrieb zukunftsfähig«, ist er überzeugt. Denn andernfalls werde es trotz der attraktiven Aufgaben, die Fachkräfte dort erfüllen können, schwer werden, das für die geplante Offensive in Sachen Elektromobilität benötigte Personal zu finden. Bis zum 19. April hat die Firmenleitung Zeit, um in ordentliche Tarifverhandlungen einzuwilligen.
ako
Foto: W. Kootz