

Mit dem RE4141 hatte sich Prof. h.c. Manfred Krames am Sonntag, den 9. Juli, auf den Weg gemacht, um seinen Freund in Bad Godesberg zu besuchen. Normalerweise fährt die Bahn bis Koblenz, doch wegen Bauarbeiten an den Gleisen fahren die Züge nur bis Wittlich. Von dort aus geht‘s dann weiter mit dem Bus. »Doch im Zug gab es nur eine kurze Durchsage, dass alle raus sollen. Mehreren Touristen, teils mit schwerem Gepäck, erklärte ich die Lage. Sie schauten mich ungläubig an und gingen dann zum Bussteig, wo der erste Bus bereits abfuhr. Der Zweite brauchte drei Minuten, bis er kam. Alle standen in der prallen Sonne und schwitzten«, erzählt Prof. h.c. Krames rückblickend auf das illustre Geschehen. Doch die wahre Katastrophe sollte sich auf der Rückfahrt ereignen.
Die Rückfahrt: 16.31 Uhr
Akut war anscheinend nicht nur der Personalmangel, sondern auch die Absage, dass zwei Minuten vor der Abfahrt der RE5 von Godesberg nach Koblenz (16:31) ausfällt - eine Alternative nicht in Sicht. »Der Umweg über Bonn hätte geklappt, wenn denn wenigstens dieser Zug gekommen wäre, doch der hatte 40 Minuten Verspätung, sodass ich eine Stunde auf den nächsten RE wartete. Der kam mit 15 Minuten Verspätung in Koblenz an, sodass der Bus nach Wittlich (Züge fahren keine mehr nach Trier) nicht wartete«, so Prof. Krames weiter. Laut Internet sollte der nächste um 18:41 abfahren. »Aber von wo?«, stellte sich der überraschte und zunehmend hilfloser wirkende Passagier die Frage, habe es doch weder im Bahnhof Koblenz noch draußen einen Hinweis gegeben. »Alle DB-Schalter waren geschlossen wegen Sonntag. Der Info-Stand war mit einer Person besetzt und einer langen Schlange davor. Ich drängte mich vor und fragte höflich nach dem Bussteig nach Wittlich.« Die Antwort: »Da wo ‚H‘ steht.....« Also habe er nach »H« gesucht wie »Hysterie« oder »H« wie »Himmel, Sakra...!«
Zu seiner Überraschung sei der Bus pünktlich gekommen, aber, so Krames: »Stehen durfte keiner. Das sei verboten wegen der Fahrt auf der Autobahn. Also stiegen etwa acht Gäste wieder aus und warteten auf den nächsten Bus.« Er selbst habe Glück gehabt und den letzten freien Platz erwischt. »Die Fahrt nach Wittlich dauerte 75 Minuten. Im Bus waren Familien mit Kindern – alle an der Grenze ihrer Geduld. Die Klimaanlage funktionierte nicht. Zu unserem großen Glück hatte es vorher geregnet, sodass es nicht ganz so heiß war. Wie schlimm muss es Fahrgästen ergehen, die bei 34 Grad Hitze fahren?«
Am Wittlicher Bahnhof
Angekommen am Wittlicher Bahnhof, seien dann alle zum Gleis 1 gegangen, wo der Zug nach Kaiserslautern angekündigt war. »Doch er kam nicht. Keine Ansagen! Kein Hinweis! Nichts! Ein Mitfahrer, der neben mir stand, fand im Internet heraus, dass auf Gleis 5 ein Zug Richtung Trier abfahren solle. Und da stand tatsächlich einer. Also sagte ich einer Gruppe von Touristen aus Indien und einem Ehepaar aus Korea, sie sollten besser auf Gleis 5 gehen. Also, wir alle dahin, 40 Leute hinter uns her. Die bekamen mittlerweile auch mit, dass auf Gleis 1 nichts abfährt.«
Kaum hingesetzt, dann die Durchsage, die Abfahrt würde sich um ca. 20 Min. verzögern. Grund: Schäden wegen Unwetter. »Ich sah keines auf der Fahrt. Nach 30 Minuten noch immer keine Abfahrt. Ich und andere fragten beim Schaffner nach. Der genervt: Es gibt ein Problem mit der Lock. Es dauert noch . . . .«
Ankunft Trier: 22 Uhr
»Nach 55 Minuten Warten näherte sich dann auf Gleis 1 ein Zug, auf dem ‚Trier‘ stand. Hysterisch liefen alle raus, mit Sack und Pack, mit Kind und Kegel, und liefen Treppen runter, Treppen rauf, noch mal zum Gleis 1 zurück.
Keine Ansage! Kein Hinweis am Bahnhof! Nichts!
Der fuhr dann mit sechs Minuten Verspätung tatsächlich ab, sodass alle um 22 Uhr in Trier ankamen. Ich schämte mich den Touristen gegenüber, da ich selbst oft in Indien unterwegs war. Das hatte ich dort nicht erleben müssen. Eine kleine Gruppe mit Japanern schüttelte den Kopf. Die werden wohl nie wieder nach Trier kommen bei solchen Reisestrapazen. In Tokio bekam kürzlich ein Lockführer eine Gehaltskürzung, weil er mit dem Expresszug 50 Sekunden (!) zu spät im Zielbahnhof einfuhr. Bei der Zumutung, die ich mit der Bahn erlebte, hätte jeder japanische Zugführer sich selbst bestraft, aus Scham und Schande. Doch für die DB werden solche Fälle zur Norm. Es folgte noch nicht mal eine Entschuldigung.«
Sein Fazit: »Trier ist keine Touristen-Destination mehr für Zugfahrer, und ich werde aus Eigeninitiative Warnungen herausgeben, Trier besser nicht zu besuchen. Wer schweres Gepäck schleppen muss und erschöpft einen langen Flug hinter sich hat, der hat Besseres verdient, als mit einem heißen Bus (warum fuhr der nicht gleich durch bis Trier?) und einem unangekündigten, extrem verspäteten Zug gepeinigt zu werden. In keinem Land der Welt hatte ich je solches erlebt. Da muss man sich als Trierer ausländischen Besuchern gegenüber ja schämen.«