

von Stephanie Baumann
Bis zuletzt hat er gemeinsam mit seinem Sohn an der Organisation des Eifel Literatur-Festivals 2026 gearbeitet: Am Donnerstag, 9. Oktober, ist Dr. Josef Zierden nach kurzer, schwerer Krankheit im Trierer Brüderkrankenhaus verstorben.
Nobelpreisträger, Bestsellerstürmer, Kultautoren
Erst im April 2024 – am Welttag des Buches – hatte der gebürtige Prümer seinen 70. Geburtstag gefeiert. Ein Datum, das passender nicht hätte sein können. Denn der Literatur galt seine große Liebe. Bücher waren sein Leben – ohne das gedruckte Wort konnte er nie: als Student nicht, als Lehrer nicht und als Literaturmanager, Publizist sowie Initiator und Organisator des Eifel-Literatur-Festivals erst recht nicht.
Nobelpreisträger, Bestsellerstürmer, Kultautoren – Zierden hatte sie alle: Martin Walser, Elke Heidenreich, Siegfried Lenz, Alice Schwarzer, Donna Leon, Daniel Kehlmann, Herta Müller, Nele Neuhaus, Sebastian Fitzek – und natürlich Günter Grass. Über 250 Autorinnen und Autoren, mehr als 100.000 Besucher: Das »Who’s who« der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur gab sich in der Region die Klinke in die Hand und polierte das »provinzielle« Image der Eifel im Windschatten der großen Metropolen gehörig auf.
Möglichst viele Menschen für das Lesen begeistern
Bei der Auswahl seiner Gäste hatte der promovierte Literaturwissenschaftler Zierden in fast drei Jahrzehnten stets ein feines Gespür – längst emanzipiert von Kritikern, die ihm sagen wollten, was man lesen müsse. Bis heute steht das Eifel Literatur-Festival für eine kluge Mischung aus Genres und Stilen. Geblieben ist auch die Hauptintention des »Herrn der Bücher«: möglichst viele Menschen für das Lesen zu begeistern.
Den nie vorhandenen Millionenetat machte der Literatur-Missionar in all den Jahren mit verlässlichen Sponsoren und persönlicher Betreuung seiner Autorenschäfchen wett – unermüdlich, akribisch, verbindlich und mit einer gewissen Hartnäckigkeit. Immer charmant, unterstützt von einem kleinen ehrenamtlichen Orga-Team und seiner Familie im Hintergrund.
Sein Lebenswerk wird fortgeführt
Mit Dr. Josef Zierden verband den WochenSpiegel eine langjährige Zusammenarbeit: Er war etliche Jahre als freier Mitarbeiter für den Verlag tätig. Von literarischen Spurensuchen in der Eifel bis hin zu Reportagen über seine Ruanda-Reise im Jahr des Mauerfalls 1989 reichte sein Themenspektrum. Aus diesen Reportagen, in denen er Hemingway und Andersch in der Eifel nachspürte, erwuchs später das Lexikon »Die Eifel in der Literatur« – die Keimzelle des Festivalsstarts im November 1994.
Seit 2024 stehen die »Sternstunden für Leser« im Zeichen eines Neuanfangs: Zierden legte sein Lebenswerk in die Hände seines Sohnes Dr. Johannes Zierden, der das Festival fortführt – ganz im Sinne seines Vaters. Und die Programmvorstellung im November wird bereits mit Spannung erwartet.
»Das Eifel Literatur-Festival wird wie geplant stattfinden. Mein Vater hat das so gewollt«, kündigt Johannes Zierden an.


