Eltern fordern: Schaut auf unsere Grundschule!
Kurz & knapp
- Eine Dorfschule ringt um Beachtung
- Eltern legen eigenes, "zukunftsfähiges" Konzept vor
- Die Schulgemeinschaft soll erhalten bleiben
- So sieht es derzeit an der Grundschule aus
- Eltern beklagen Bildungsmisere
- Eltern fordern Überbrückung bis zur Fertigstellung der neuen Schule
- Statements: Bürgermeisterin Janine Fischer (VG Bitburger Land); Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD)
Eltern beklagen zu wenig Unterstützung von Seiten der Behörden und gehen jetzt mit einem eigenen Konzept in die Offensive. »Wir wollen unseren Vorschlag auf den Tisch bringen, bevor der VG-Rat am 16. Mai einen Beschluss fasst, ohne unsere Bedürfnisse überhaupt berücksichtigt zu haben«, erklärt der Schulelternbeirat, im Folgenden SEB genannt, und legt nun ein Konzept vor, das den Kindern einen geregelten Unterricht in Präsenzform ermöglichen könnte. Der Vorschlag: Den Standort Neidenbach schließen und mit einem anderen Standort zusammenführen. »Das würde Kosten sparen und wäre eine sinnvolle Überbrückung zur Unterrichtsversorgung der Kinder bis zur Fertigstellung der geplanten großen Schule Nord.«
Eine Lösung für die gesamte Schulgemeinschaft
Genau die ist nämlich der Knackpunkt, an dem sich die erhitzten Gemüter reiben. »In Bezug auf die Planung und Durchführung eines Gesamtstandortes Grundschule Nord scheint Geld keine Rolle zu spielen, jedoch werden die kleinen Dorfschulen bis zur Fertigstellung finanziell nicht mehr ausreichend unterstützt«, heißt es weiter von Seiten der Eltern. Es müsse aber eine gemeinsame Lösung für die komplette Schulgemeinschaft gefunden werden. »Wir sollten aus der Corona Zeit gelernt haben, wie wichtig Schule und insbesondere täglicher Präsenzunterricht für Bildung und Gemeinschaft unserer Kinder ist.«
Zur Situation der Grundschule in Neidenbach
Aktuell besuchen 54 Kinder den Grundschulstandort Neidenbach. Durch die geringe Schülerzahl sei es nicht immer möglich, eine Einzügigkeit der Klassenstufen zu gewährleisten; daher würden des öfteren Kombiklassen aus zwei Schuljahren gebildet, so der SEB. Das stelle aber grundsätzlich kein Problem dar, wenn ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung stünden.
Aktuell besteht das Lehrerkollegium aus zwei Vollzeitkräften sowie einer Teilzeitkraft. Zwei Studenten unterstützen die Fachkräfte. Eine eigene Schulleitung gibt es seit Jahren nicht mehr. Jedes Jahr wird die Grundschule Neidenbach von anderen Schulleitern aus der Umgebung kommissarisch mitgeleitet. »Dies bringt einen destruktiven Schulalltag mit sich«, beklagt der SEB.
Die Situation habe sich in den letzten Monaten zugespitzt. In diesem Schuljahr sei es schon zu einigen Schulausfällen in jeder Klassenstufe gekommen. Nach den Sommerferien stehe die Grundschule wieder ohne Schulleitung da und seitens der ADD sei die versprochene Stellenausschreibung noch nicht geschaltet. Die Ungewissheit wachse.
Eltern beklagen Bildungsmisere zum Nachteil der Kinder
Aufgrund dieser Bildungsmisere und der Ungewissheit würden einige Kinder nach den Sommerferien die Schule wechseln. Gespräche zwischen dem Schulelternbeirat, der kommissarischen Schulleitung sowie dem Träger VG Bitburger Land und der ADD habe es gegeben. Der Vorschlag der Schulgemeinschaft, Neidenbach mit einem anderen Schulstandort zu fusionieren, sei seitens der ADD sehr wohlwollend aufgenommen worden. »Aufgrund des im Jahr 2023 beschlossenen Schulentwicklungskonzepts und der daraus geplanten großen Grundschule Nord (mit einem oder zwei Standorten) für die jetzigen Standorte Bickendorf/Seffern, Neidenbach und Burbach befürchten wir, dass in die bestehenden kleinen Schulen nicht mehr investiert wird. Die Schulgemeinschaft Neidenbach und die Gemeinde Neidenbach sind generell nicht gegen die Planung einer modernen, großen Grundschule und haben auch im Jahr 2023 nicht an den Elternprotesten oder Gegenwehr dieses Vorhabens teilgenommen. Dass die VG Bitburger Land nun argumentiert, dass die Eltern Schuld an der Misere sind, weil der VG-Rat im letzten Jahr die Planung der neuen Schule aufgrund der Proteste hintenangestellt hat, ist so nicht tragbar«, stellt der SEB klar.
Eltern fordern Überbrückung bis zur Fertigstellung der neuen Schule
Selbst wenn die Planung für die Grundschule Nord bereits angegangen worden wäre, stehe bis zur Fertigstellung immer noch ein Zeitraum von 8-10 Jahren im Raum. »Die VG Bitburger Land argumentiert und fokussiert die Priorisierung der Grundschule Nord mit der Notlage der Grundschule Neidenbach, jedoch betrifft der Neubau einen Großteil unserer derzeitigen Kinder und Elternschaft nicht mehr und bringt uns kurzfristig nicht weiter«, heißt es abschließend.
STATEMENTS
- Zur jetzigen Situation und zur Planung der Schule Nord nimmt Janine Fischer, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Bitburger Land, Stellung wie folgt:
"Es ist zutreffend, dass vor kurzer Zeit in Neidenbach aufgrund von vorübergehender Abwesenheit von Lehrkräften der Unterricht zum Teil ausfallen musste. Damit ist genau der Fall eingetreten, auf den das Schulentwicklungskonzept der VG Bitburger Land, aber besonders auch die ADD, bereits im letzten Jahr im Hinblick auf die bestehenden Kleinstschulen deutlich hingewiesen hat. Die Verbandsgemeinde ist Bauträger des Schulgebäudes, nicht jedoch Dienstherr der Lehrerschaft. Nachdem sowohl der Verbandsgemeinde, als auch den anwesenden Vertretern der Schule in einer gemeinsamen Besprechung mit der ADD durch diese hinreichend dargelegt wurde, dass diese akute Situation erledigt sei und aktuell wieder ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung stünden, besteht für weitere ad-hoc-Maßnahmen in baulicher Hinsicht kein Bedürfnis. Vielmehr zeigt sich, dass es dringend erforderlich ist, der durch die Verwaltung vorgeschlagene Untersuchung für die nach erfolgreicher Aufhebung des Standortes Seffern noch bestehenden Schulstandorte Bickendorf, Burbach und Neidenbach zuzustimmen. Nur so kann dauerhaft sichergestellt werden, dass derartige Situationen möglichst bald Geschichte sind. Eine vorweggenommene Entscheidung in Hinblick auf einen einzelnen Standort würde dabei die übrigen Schulen - die alle nicht die dauerhafte Einzügigkeit erreichen und somit dem gleichen Risiko ausgesetzt sind - benachteiligen. Bei einer solchen Untersuchung kann durchaus auch eine vorübergehende Übergangslösung im Hinblick auf das gesamte Einzugsgebiet betrachtet werden. Hinsichtlich der "Grundschule Nord" können wir unmittelbar in die Erstellung einer Machbarkeitsuntersuchung einsteigen, um die bestmögliche Lösung für diesen Bereich der Verbandsgemeinde zu finden." - Unsere Fragen hat Timm Kauhausen, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der ADD, wie folgt beantwortet:
1. Welche Chancen räumt die ADD dem Vorschlag der Zusammenlegung zweier Standorte ein?
Sollten die Gremien des Schulträgers, hier die Verbandsgemeinde Bitburg-Land, eine Zusammenlegung zweier Standorte anstreben, stellt der Schulträger bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion einen entsprechenden Antrag. Aktuell liegt ein solcher Antrag nicht vor. Sollte solch ein Antrag noch gestellt werden, wird er von der ADD geprüft und es werden Stellungnahmen verschiedener Gremien eingeholt, da es sich immerhin um die Auflösung eines Standortes handelt und die Maßnahmen mit baulichen Veränderungen/Aufstellung von Containern etc. verbunden wären. Dieser Prozess dauert jedoch seine Zeit, da die Gremien der Maßnahme zustimmen müssen bzw. das Benehmen eingeholt werden muss laut entsprechender gesetzlicher Vorgaben. Realistisch ist eine schnelle Umsetzung zum nächsten Schuljahr nicht, frühestens zum Schuljahr 2025/26 oder später, wenn es überhaupt Wille des Schulträgers ist und alle zu beteiligenden Gremien zustimmen.
2. Wie kann die Situation der ab Sommer vakanten Schulleiterstelle gelöst werden?
Die Grundschule Neidenbach wurde aufgrund der Vakanz und mehrerer vergeblicher Ausschreibungen der Schulleiterstelle bisher von Schulleiterinnen und Schulleitern anderer Grundschulen mitgeführt. Die Fortführung einer solchen Lösung wird angestrebt. Die offene Ausschreibung besteht weiterhin, es kann jedoch niemand zur Bewerbung verpflichtet werden, alle bisherigen Bemühungen um Bewerbungen waren hier nicht erfolgreich.
3. Welche Maßnahmen werden von Seiten der ADD getroffen?
Neben der weiterhin offenen Ausschreibung der Schulleiterstelle wird die Schule nach wie vor wie jede andere Schule mit Personal versorgt. In diesem Schuljahr gab es mehrere kurz- und langfristige Erkrankungen in der Lehrerschaft, die aber immer wieder ersetzt wurden, sodass die Schule jederzeit - mit wenigen Tagen Organisationszeit - mit ausreichend Personal versorgt war und derzeit sogar einen leichten Überhang an zur Verfügung stehenden Stunden hat. Von einer "nicht tragbaren Situation" kann deshalb nicht gesprochen werden. Dass in der Vertretung auch Aushilfskräfte eingesetzt werden, die auf dem Weg der Lehrerausbildung sind, diese aber noch nicht abgeschlossen haben, ist auf Grund der generellen Personalsituation bei Grundschullehrkräften an vielen Schulen gängige Praxis, es wird jedoch darauf geachtet, dass keine Personen ohne pädagogische Kenntnisse eingesetzt werden.