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Gewässer und Fische sind in Gefahr

Verzehrwarnungen für Fisch, Artensterben und Bestandsrückgang trüben den Angelspaß.
Giftige Blaulagen bedecken als grüner Teppich den Bitburger Stausee. Sie stellen eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Foto: S. Schönhofen

Giftige Blaulagen bedecken als grüner Teppich den Bitburger Stausee. Sie stellen eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Foto: S. Schönhofen

Die Eifel verfügt zwar über zahlreiche Gewässer, die Lust aufs Angeln machen, aber was da aus dem Wasser gezogen wird, ist nicht immer unbedenklich. Zudem trübt der Artenrückgang das  Vergnügen.

Behörden geben Verzehrwarnungen heraus, auf dem Welschbilligerbach treiben tote Fische und auf der Mosel und dem Bitburger Stausee machen sich nicht zum ersten Mal giftige Blaualgen breit. »Dieses Jahr ist es wieder besonders schlimm«, sagt Herbert Schneider, seit 1995 Fischereiberater des Eifelkreises. Ursache ist ein zu hohes Nährstoffniveau in Kombination mit Sonneneinstrahlung, was den Algenwuchs fördert. Vor kurzem hatten wir noch berichtet, dass die Eifel wegen ihrer Fließgewässer und abwechslungsreichen Reviere ein »Anglerparadies« sei.  
»Wir haben sehr große Probleme«, sagt Schneider und spricht von eutrophierenden Gewässern, abnehmendem Fischbestand und der Verdrängung heimischer Fischarten durch Fische, die hier nicht hingehören, wie die Grundel oder der Wels. Sie machen Hecht, Zander und Barsch das Überleben schwer. Der illegale Besatz von Wels in Sauer, Our und Mosel wird Thema in der nächsten Sitzung der Grenzfischereikommission sein.
Schneiders Kritik nimmt auch fragwürdige Angelpraktiken in den Blick. Die Rede ist vom »catch an release«, also dem Fangen und Freilassen, bei dem es darum geht, möglichst große Fische zu angeln, um sich mit dem kapitalen Fang fotografieren zu lassen und die Tiere dann wieder zurückzusetzen - mit geringer Überlebensrate.  »Diese Methode, bei der Fischen aus Lust am Wettkampf und reiner Profilierungssucht Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt werden, ist ein eindeutiger Verstoß gegen das Tierschutzgesetz«, so Schneider.  Auch das Wurmfischen und Spinnfischen mit Drilling sieht er kritisch: Dieses Vorgehen habe starke Verluste bei Jungfischbeständen, Forelle und Äsche zur Folge. An Prüm, Nims und Kyll sind laut Schneider bereits einzelne Fischarten vom Aussterben bedroht. Dazu gehören Aal, Äsche und Nase.
Für den Rückgang der Fischbestände ist nach Schneiders Ansicht auch die Landwirtschaft verantwortlich. Wenn Felder unmittelbar an Gewässer grenzten, habe dies zur Folge, dass Schlamm eingeschwemmt werde und Nährstoffe wie Phosphat und Stickstoff ins Wasser gelangten. Schneider sieht daher eine Lösung in der Ausweisung breiter Uferrandstreifen, um die Gewässer vor Einleitungen zu schützen.

Überdüngung ist eine der Ursachen

Wie dringend etwas für den Gewässerschutz unternommen werden muss, zeigen die Verzehrwarnungen der SGD Nord. Für Fische aus dem Spangerbach zum Beispiel, der westlich neben der Base Spangdahlem verläuft und in die Kyll mündet, gilt, höchstens eine Portion Forelle im Monat zu verzehren. Für die Kyllfische unterhalb von Hüttingen besteht etwa dieselbe Verzehrwarnung. Ursache dieser Belastungen, von denen auch Grenzsauer und Mosel betroffen sind, sind insbesondere Altlasten durch Militärliegenschaften. Vom Aal-Verzehr wird gänzlich abgeraten.
Agnes Tillmann-Steinbuß, Vorsitzende der BUND Kreisgruppe Bitburg-Prüm, bestätigt zudem einen deutlich spürbaren Artenrückgang in der Eifel, der nicht nur  Fische betreffe. Sie macht Chemiegifte, Klimawandel, die Überdüngung und den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln dafür verantwortlich. Sie sieht auch Gefahren für den Menschen über das Trinkwasser: »Überdüngung und Bodenerosion bewirken zu hohe Nitratbelastungen in den Gewässern – dies sind auch Gefahren für das Trinkwasser.«
Die SGD Nord warnt vor Blaualgen, die sich auf dem Bitburger Stausee und der Mosel breit machen. Gebildet werden diese grünen Schlieren von Cyanobakterien, die gesundheitsschädliche Stoffe bilden können. Gewässer- und Uferbereiche mit deutlich grüner Färbung sollten gemieden werden.  Das Wasser des Bitburger Stausees wurde aktuell untersucht. Ergebnis: Eine deutliche Überschreitung der Alarmstufe, die das Umweltbundesamt für die Chlorophyllkonzentration festgelegt hat.  
Eine kurzfristige  Lösung sieht Reinhold Kotz von den Verbandsgemeindewerken Bitburger Land nicht, selbst wenn jegliche Nährstoff- und Sedimentzufuhr sofort gestoppt würde. Eine Untersuchung soll Aufschluss bringen, woher die belastenden Stoffe kommen.

Zwangslage der Landwirte

Holger Weber, Mitglied des Gemeinderats Biersdorf am See, sieht einen Zusammenhang zwischen Algenblüte und der enorm gestiegenen Maisanbaufläche, die besonders anfällig für Bodenerosion sei, durch die Dünger und Giftstoffe in die Gewässer gelangten. Logische Schlussfolgerung: Maisanbauflächen reduzieren.  »Das wäre die effizienteste Maßnahme, die aber für Zündstoff sorgen dürfte«, schätzt Weber. Schließlich sei die Landwirtschaft jahrelang durch Zuschüsse für den Bau von Biogasanlagen und den damit verbundenen lukrativen Maisanbau  geködert worden. »Subventionspolitik und fehlende Absatzalternativen angesichts zu niedriger Milch- und Fleischpreise bei gleichzeitig steigenden Nebenkosten haben die Landwirtschaft in diesen Produktionszweig gesteuert und bieten oftmals die einzige Überlebenschance für die Betriebe.«  bil


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