Nikolas Leube

"Inklusion ist für uns völlig normal"

Neuerburg. Thomas Metzger, Leiter des Euvea Hotels Neuerburg, über gelebte Inklusion und die wertvolle Bereicherung im Arbeitsalltag durch ein Miteinander auf Augenhöhe.

Thomas Metzger und Rezeptions- und Empfangsmitarbeiterin Michaela Adams berichten, wie Inklusion im Euvea Hotel umgesetzt wird.

Thomas Metzger und Rezeptions- und Empfangsmitarbeiterin Michaela Adams berichten, wie Inklusion im Euvea Hotel umgesetzt wird.

Bild: Nikolas Leube

Was bedeutet "gelebte Inklusion" für Sie – im Arbeitsalltag und im Team?

Inklusion ist für uns völlig normal, sie ist Teil unseres Alltags. Wir arbeiten mit Menschen mit Beeinträchtigungen zusammen, und das ist für uns selbstverständlich. Die Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen bringen oft eine große Dankbarkeit mit, sind offener und ehrlich, was die Zusammenarbeit sehr angenehm macht. Unser Arbeitsumfeld ist inklusiv, weil wir die Abläufe und Prozesse an die Fähigkeiten unserer Mitarbeitenden anpassen, was uns als Team stärkt. Die Kommunikation und der Kontakt im Team sind sehr wichtig, um gut zusammenzuarbeiten und Probleme zu lösen.

Wie gelingt es bei Euvea, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf Augenhöhe zusammenarbeiten zu lassen?

Es gelingt, indem wir die Mitarbeitenden aktiv in die Gestaltung der Arbeitsabläufe einbeziehen. Sie entwickeln die Prozesse mit und entscheiden mit. Diese Partizipation stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Ein weiteres wichtiges Element ist die Unterstützung durch Gruppenleiter und psychologische Begleitung, sodass sich alle Mitarbeitenden gleichwertig fühlen.

Wie berücksichtigen Sie unterschiedliche Formen von Beeinträchtigungen – körperlich, geistig, sensorisch – bei der Gestaltung Ihrer Angebote?

Wir müssen jede Person individuell berücksichtigen. Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die zum Beispiel nicht ohne Rollator gehen können oder sich nicht bücken können, übernehmen andere Aufgaben. Es gibt auch Mitarbeitende mit psychischen Beeinträchtigungen, die körperlich fit sind, aber Einschränkungen beim Lesen, Schreiben oder Rechnen haben. Für sie finden wir passende Tätigkeiten, die ihren Fähigkeiten entsprechen, und schaffen so ein inklusives Arbeitsumfeld, das jeder Person gerecht wird.

Welche Rolle spielt das Euvea Hotel als Ausbildungsbetrieb?

Das Hotel ist eine Förder- und Beschäftigungseinrichtung. Wir bieten Ausbildungen in drei Berufen an, bei denen die Auszubildenden den gleichen Job wie in jedem anderen Hotel lernen, aber in einem sozialen Umfeld, das ihnen mehr Flexibilität und Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Gab es eine besondere Rückmeldung von Gästen oder Mitarbeitenden, die Ihnen zeigt: "Das ist Inklusion, wie sie sein sollte"?

Unser Slogan "spürbar willkommen" ist etwas, das wir oft von unseren Gästen hören. Sie kommen ins Hotel und spüren sofort eine andere Atmosphäre – eine herzliche, aufmerksame Begrüßung, die auch von den Mitarbeitenden mit Beeinträchtigungen kommt. Ein Aha-Moment für Gäste ist immer wieder der herzliche Umgang mit unseren Mitarbeitenden. Natürlich gab es in den letzten Jahren auch vereinzelt Gäste, die sich unwohl fühlten, als sie von Menschen mit Beeinträchtigungen bedient wurden. Diese Fälle kann man aber wirklich an einer Hand abzählen. Solche Reaktionen kommen immer seltener vor, weil die Akzeptanz und das Verständnis in der Gesellschaft wachsen.

Was würden Sie anderen Betrieben raten, die echte Inklusion umsetzen wollen?

Inklusion ist nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern bringt auch Lebensfreude und eine positive Atmosphäre mit sich. Das steigert das Image des Unternehmens und kann sogar den Gästezulauf erhöhen. Ich kann anderen Betrieben empfehlen, einfach anzufangen und zu probieren, wie es ist. Die Herausforderungen sind real, aber die positiven Aspekte überwiegen. Man sollte den Mut haben, es auszuprobieren – es wird nicht nur den Gästen zugutekommen, sondern auch den Mitarbeitenden und dem Betrieb insgesamt.

Welche Ziele verfolgt das Euvea Hotel in den nächsten Jahren?

Unser Hauptziel ist es, den Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigungen zu erhalten. Wir müssen wirtschaftlich über die Runden kommen, aber unser Fokus liegt darauf, Menschen mit Beeinträchtigungen eine Perspektive zu bieten und sie weiterhin in den Arbeitsprozess zu integrieren. Ein weiteres Ziel ist es, junge Menschen mit Beeinträchtigungen zu ermutigen, ins Berufsleben zu starten. Gleichzeitig möchten wir das Hotel als sozialen Betrieb erhalten, der nicht nur für Menschen mit Beeinträchtigungen zugänglich ist, sondern für alle. Da wir eine gemeinnützige Gesellschaft der Westeifel Werke sind, müssen wir am Ende des Jahres keine Gewinne haben. Wenn wir Gewinne haben, dann werden diese eins zu eins ins Haus investiert – in Form von Renovierung, Instandhaltung und anderen Maßnahmen, die uns helfen, den Betrieb langfristig aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln.

Interview von Nikolas Leube


 


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