Sybille Schönhofen (bil)

Ministerpräsidentin sieht Eifelkreis in Vorreiterrolle

Auf ihrer Sommerreise zum Thema Gesundheit und Pflege machte Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Mittwoch Halt in der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm. Nach einem Austausch mit den Protagonisten von drei Leuchtturmprojekten beurteilte sie die Gründung der Genossenschaft Medicus Eifler Ärzte, die Arbeit der Gemeindeschwestern Plus und das Demenznetzwerk Eifelkreis als lobenswert, innovativ und vorbildlich.

Gerade im Eifelkreis ist die Gesundheitsversorgung eine große Herausforderung, da das Gebiet einerseits in der Fläche der größte Landkreis in Rheinland-Pfalz ist, andererseits aber auch kein Landkreis dermaßen dünn besiedelt ist. Menschen in 234 Ortsgemeinden müssen versorgt werden. Und die Ärzteschaft schrumpft: In den nächsten fünf Jahren hören 70 Prozent der niedergelassenen Fachärzte und 50 Prozent der Hausärzte auf. Dabei verdoppelt sich auf lange Sicht die Zahl der Pflegebedürftigen.

Suche nach innovativen Ansätzen im Land

Dreyer sucht bei ihrer diesjährigen "Im Land daheim Tour" Antworten auf die Frage, welche innovativen Ansätze die Kommunen verfolgen, um die gesundheitliche Versorgung mit Blick auf die älter werdende Gesellschaft voranzubringen. Der Eifelkreis arbeitet seit Jahren daran und hat die medizinische Versorgung zu einem zentralen Baustein in der Kreisentwicklung gemacht. Das betonte Helmut Berscheid, Leiter des Amtes für Kreisentwicklung, am Rande des Treffens mit der Ministerpräsidentin.

Vorreiter: Genossenschaft "Medicus Eifler Ärzte"

Als herausragende Initiative erläuterte Dr. Michael Jäger, Allgemeinmediziner aus Bitburg, die Etablierung einer Ärztegenossenschaft als Träger eines medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), von denen der Kreis bis 2030 sechs errichten will. Dreyer bekräftigte die Vorreiterrolle der "Medicus Eifler Ärzte eG" als erste Ärztegenossenschaft im Land und zweite im Bund. "Ich bin ihnen total dankbar dafür. Die Idee ist super", richtete sie sich an die Ärzte, überzeugt davon, dass das Modell mit seinem Angebot ins Schwarze trifft: "Die Jugend von heute will angestellt sein und kein unternehmerisches Risiko haben. Frauen sowieso."

Neues Berufsbild: Physician Assistent

Betriebswirt Frank Laumen, der die Ärztegenossenschaft berät, nannte weitere Möglichkeiten, damit Ärzte und andere Berufsgruppen aus dem Bereich der medizinischen Versorgung nicht länger Mangelware bleiben: Faire Vergütung, temporär besetzte Praxen in der Fläche mit telemedizinischer Anbindung an hausärztliche Schwerpunktpraxen sowie die Ausbildung in neuen Berufsbildern innerhalb der Region. Als Beispiel nannte der Berater die Qualifikation zum "Physician Assistent", was mit Assistenzarzt übersetzt werden kann, in einem dualen Studiengang.

Erfolgsmodell Gemeindeschwester plus

Als innovativer Teil der Pflegestrukturplanung des Eifelkreises gilt auch das Modell der Gemeindeschwester plus. Renate Humble ist eine dieser vier Fachkräfte im Eifelkreis. Sie erläuterte die Wichtigkeit der präventiven Versorgung alter Menschen, damit sie möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben können. "Wir bräuchten mindestens doppelt so viele Gemeindeschwestern", richtete sich Humble an die Ministerpräsidentin.

Demenznetzwerk Eifelkreis wächst

So gefragt wie die Gemeindeschwestern ist auch das Demenznetzwerk Eifelkreis, das rund um das Thema Demenz Angebote und Aktivitäten für Betroffene, Angehörige, Vereine, Verbände und Bildungsträger koordiniert. Brunhilde Hell, Verantwortliche in der Kreisverwaltung, legte dar, dass sich das Netzwerk etabliert habe und wachse.

Malu Dreyer: Bitburg-Prüm ist Vorbild

Dreyer lobte den Pflegestrukturplan des Eifelkreises und die drei Modelle als gute Vorbilder. "Wir müssen alte Pfade verlassen. Es ist eine große Freude zu sehen, was hier angestoßen wird", sagte sie. Für die Zukunft der medizinischen und pflegerischen Versorgung nannte sie folgenden Punkt als maßgeblich: ausreichend Fachkräfte. Um das zu erreichen, komme es darauf an, Weiterbildung, Umschulungen und Quereinstiege zu ermöglichen. Sie verabschiedete sich mit einer Bitte: "Ich lege Ihnen ans Herz, sich auf den Weg zu Pflege- und Wohngemeinschaften zu machen." Sie wünsche sich für jede Kommune alternative Wohnformen für Senioren. Sybille Schönhofen


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