Ruderer Richard Schmidt - Olympiasieger 2012

Wer ist der erfolgreichste Sportler des Landes Rheinland-Pfalz? Fritz Walter, der Fußball-Weltmeister, ist sicher der bedeutendste. Und Ingrid Mickler-Becker gewann in der Leichtathletik 1968 in Mexiko und 1972 in München ebenso zwei olympische Goldmedaillen wie der Pfälzer Bahnradfahrer Gregor Braun 1976 in Montreal. Und auch Miriam Welte, die Olympiasiegerin von London 2012, ist auf den Spuren des Gregor Braun. Dann ist da noch der König der Ringer, Wilfried Dietrich. Der Schifferstädter nahm an fünf Olympischen Spielen teil und gewann 1960 im Rom Gold.

Auch im Rudern gibt es Olympiasieger aus dem Lande: den Ludwigshafener Alois Bierl, der 1972 in München siegte und auch die Ingelheimer Michael Dürsch und Albert Hedderich, die 1984 in Los Angeles Gold gewannen.

Aber einer übertrifft sie, zumindest im Rudern, alle: Richard Schmidt aus Trier, wo er für den Ruderverein Treviris 1921 ruderte. Sportlich war er in der Ruderhochburg Dortmund zu Hause, wo er mit Erfolgstrainer Ralf Holtmeyer zusammenarbeitete. Der „Deutschland-Achter", das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes, war seit 2009 das Boot, in dem Richard Schmidt unglaubliche Erfolge errang:

Europameister 2010 in Montemor-o-Velho, 2013 Sevilla, 2o14 Belgrad, 2015 Posen, 2016 Brandenburg, 2017 Racice, 2018 Glasgow, 2019 Luzern und  2020 Posen. Zweiter der EM wurde er 2007 in Posen im Vierer ohne Steuermann. Weltmeister im Achter wurde der Trierer 2009 in Posen, 2010 in Hamilton, 2011 in Bled, 2017 in Sarasota, 2018 in Plowdiw und 2019 in Linz. Zweiter der WM wurde der Schmidt-Achter 2013 in Chungju, 2014 in Amsterdam, 2015 in Aiguebelette.

Und Olympia: In London gewinnen sie 2012 Gold. In einem der legendären Rennen, die es seit vielen Jahren gegen die englischen Ruderer gab. Vier Jahre später in Rio revanchieren sich die Engländer in Rio. Sie gewannen vor Deutschland, natürlich mit Richard Schmidt im Boot. Zur Komplettierung der überragenden sportlichen Leistungen des Richard Schmidt gehört, dass er bereits 2004 als Junior die Bronzemedaille bei der WM in Banyoles im Vierer und ein Jahr später in Brandenburg Silber in diesem Boot gewann. 2007 dann wurde er in Glasgow Junioren-Weltmeister mit dem Vierer.

In Trier fanden jeweils die Meisterfeiern statt, bei der Treviris hat der bescheiden gebliebene Richard Schmidt genossen. „Jede Feier ist trotz der Vielzahl an Meisterschaften immer noch etwas Besonderes“, sagt er. Die Bilanz seiner sportlichen Erfolge ist überragend: Olympiagold 2012 in London, Silber 2016 in Rio, sechsmal Weltmeister, neunmal Europameister. 2021 beendet er eine glanzvolle Karriere.

Trier ist Heimat geblieben für den Weltklasse-Ruderer. Längst gehört er zu den erfolgreichsten Sportlern in der Geschichte des deutschen Ruderns. So lange wie er war bisher noch kein Ruderer so erfolgreich, so konstant, den Angriffen der jungen, talentierten Ruderer trotzend und den Platz in der Mitte des Bootes verteidigend. Man könnte meinen, es gehe ihm wie dem Wein in seiner Heimat Obermosel: je älter, umso besser. Auf „Richie“ konnten sich seine Trainer und Ruderkollegen voll und ganz verlassen. Er verband ruderische Klasse mit sehr viel Erfahrung.

Richard Schmidt ist der erfolgreichste Sportler in der Sportgeschichte der Region Trier.

Und auch außerhalb des Bootes ist er erfolgreich. Wirtschaftswissenschaften studierte er. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und einen Sohn.

Wer also ist der erfolgreichste Sportler in unserem Lande? Richard Schmidt genießt sicher nicht die Bekanntheit des Ringers Wilfried Dietrich oder des Radfahrers Gregor Braun, aber kein anderer Sportler hat so viele hochkarätige Erfolge aufzuweisen wie Triers größter Sportler, der Sport und Beruf in Einklang bringt und der in beidem außergewöhnlich ist.

Text: Hans-Peter Schössler