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Schulen meistern Kraftakt

Seit dem 16. März waren die Schulen geschlossen. Bis gestern. Nach sieben Wochen Homeschooling hat am Montag der Unterricht in den Schulen für Prüfungs- und Abschlussklassen wieder begonnen.
Auf Abstand und mit Maske: Seit Montag sind die Schulen wieder für Schüler aus Prüfungs- oder Abschlussklassen geöffnet. Foto: Schönhofen

Auf Abstand und mit Maske: Seit Montag sind die Schulen wieder für Schüler aus Prüfungs- oder Abschlussklassen geöffnet. Foto: Schönhofen

Gregor Eibes, Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich, hält den Schritt für richtig und begrüßt die behutsame Öffnung der Schulen. Gerade für die Prüfungs- und Übergangsklassen sei es wichtig, vor den Ferien noch einmal Schulunterricht erfahren zu dürfen, so der Landrat.

"Regularien müssen überdacht werden"

Am Prümer Regino Gymnasium herrscht Freude darüber, dass zumindest für die Jahrgangsstufen 10, 11 und 12 der "anstrengende Ausnahmezustand" mit der Rückkehr zum regulären Schulbetrieb ein Ende hat, berichtet Schulleiter Albrecht Petri. Auf dem Weg hierhin habe es "sehr konstruktive Gespräche" mit Schulaufsicht, Schulträger und Gesundheitsamt gegeben, lobt er das Krisenmanagement. Peter Riedel, Schulleiter der IGS Salmtal, bestätigt, dass die Schulen "zwar spät, aber ausreichend" mit Hygieneartikeln und Schutzmasken ausgerüstet wurden. Neben Hygieneplänen mussten Schulen zum Teil neue Stundenpläne erarbeiten, den Einsatz der Lehrer neu planen, Markierungen für Wegeführungen anbringen, Klassenräume anders einrichten, um die Abstandsvorgaben einhalten zu können sowie Pausen- und Reinigungspläne aufstellen. Insgesamt beobachtet Schulleiter Peter Riedel, dass die Umsetzung gelingt. Allerdings neigten Schüler in den Pausen zum "Klüngeln", statt auf Abstand zu gehen. Riedel hält die Öffnung dennoch für "dringend nötig". Allerdings sieht er auch die Schwierigkeiten: "Viele Regularien verwirren die Beteiligten und erschöpfen die Verantwortlichen. Sollten die Schulen weiter geöffnet werden, müssen diese Regularien dringend überdacht werden", gibt er zu bedenken.

Ohne Abklatschen und Lächeln

Melina Ballmann, die als Schulsozialarbeiterin an der Grundschule Bitburg Süd die Ankunft der Viertklässler erlebt hat, schildert die Situation als bedrückend: "Kinder, die nach sieben Wochen zu Hause endlich nochmal in der Schule etwas lernen dürfen, stehen im Abstand von zwei Metern vor dem Eingang und müssen warten, bis sie nach Zeitplan die Schule betreten dürfen. Man sieht nur die leicht irritierten Augen." Kein Händeschütteln, kein Abklatschen, wegen der Maske auch kein sichtbares Lächeln zur Begrüßung. "Sehr traurig. Aber die Kinder machen das toll, sich an die ganzen Regeln zu halten", findet die Sozialarbeiterin. Zum Schulstart stand am Montag nicht der Unterricht im Mittelpunkt, sondern die ausführliche Erläuterung des Hygieneplans, erzählt Eva Hellweg, Lehrerin am St. Willibrord Gymnasium in Bitburg. Schulleiter Ingo Krämer: "Trotz der erheblichen Mehrbelastungen für die Lehrerinnen und Lehrer begrüßen wir die Tatsache, dass der direkte Kontakt mit wenigstens einem Teil unserer Schülerinnen und Schüler nun endlich wieder möglich ist. Wenngleich wir das in unserer Macht Stehende tun, um die Schulgemeinschaft bestmöglich zu schützen, muss es allen Beteiligten klar sein, dass es angesichts der Unberechenbarkeit der Corona-Pandemie 100prozentige Sicherheit leider nicht geben kann. Insofern freuen wir uns umso mehr auf die Zeit nach Corona."

Der neue Schulalltag

Zum Schutz haben die Schulen ein Einbahnstraßensystem eingeführt und einen Hygieneplan aufgestellt. Im Schulbus und in den Pausen gilt Maskenpflicht. Vor dem Unterricht werden die Hände gewaschen und die Schüler sitzen 1,50 Meter entfernt voneinander. Auch in den Gängen und den Pausen ist die Abstandsregelung zu befolgen. Dafür wurden die 9. und 10. Klassen geteilt und wechseln sich wöchentlich mit Präsenz in der Schule und Homeschooling ab. Schulleiter Claus von Bronewski von der Grund- und Realschule plus in Irrel berichtet, was sich sonst noch geändert hat: "Praktischer Sportunterricht findet generell nicht statt. Ebenfalls nicht erlaubt sind Gruppen- und Partnerarbeiten, Schülerexperimente, praktisches Musizieren in Gruppen etc. Auch die persönliche Unterstützung einzelner Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts in Form des 'Umherlaufens' im Raum ist wegen der aktuellen Abstandsregelung leider nicht mehr möglich." Nach dem ersten Schultag seit der Wiederöffnung zieht er ein positives Fazit: "Klassen aufzuteilen und die Klassenteile abwechselnd in den Schulen zu unterrichten hat sich als sinnvoll erwiesen. Durch die verkleinerte Klassengröße kann tatsächlich der nötige Abstand von 1,50 Metern zwischen den Schülerbänken eingehalten werden. Insgesamt haben sich alle Lehrenden und Lernende an die Vorgaben gehalten." Claus von Bronewski hält die Wiederöffnung für die richtige Entscheidung. "Wir alle wünschen uns mehr Normalität. Die schrittweise Öffnung der Schulen ist daher richtig und wichtig." Die Gefahr halte sich in Grenzen, meint der Schulleiter und begründet seine Meinung so: "Risikopatienten, sowohl Lehrern als auch Kindern, ist der Präsenzunterricht freigestellt. Sie dürfen dieses Schuljahr zuhause lernen bzw. lehren. Somit muss sich niemand absichtlich in Gefahr bringen und sich Gedanken um seine Gesundheit machen. Das ist eine soziale und gerechte Entscheidung." Sybille Schönhofen

Info zur Maskenpflicht

Die rheinland-pfälzische Landesregierung stellt allen Schülerinnen und Schülern eine wiederverwendbare Alltagsmaske für den anlaufenden Schulbetrieb zur Verfügung. Sie werden in den Schulen verteilt. Zudem wurden alle Schulen im Kreisgebiet seitens des Landes einmalig mit 10.400 Mund-Nasen-Schutz-Masken (Einmalartikel) ausgestattet. Die Schulträger haben zudem den regionalen Busunternehmen Notfallmasken übergeben. Diese sind für den Notfall gedacht, falls ein Kind seine Alltagsmaske vergessen hat.


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