Weihnachten in der JVA Wittlich
Weihnachten im "Mega-Knast" (leu)
Weihnachten verbringt man mit seinen Liebsten... In einigen Berufen ist das nicht möglich. Justizvollzugsbeamte sorgen mit ihrem Dienst an Feiertagen für Sicherheit und leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesellschaft. Justizvollzugsbeamter Dirk Jasbinschek ist unser Seriengast bei »Menschen der Region«
Hohe Mauern und Stacheldraht - Es ist ein ungewohntes Gefühl, wenn man zum ersten Mal die Justizvollzugsanstalt in Wittlich betritt. Nach den Sicherheitskontrollen werden wir von Dirk Jasbinschek (53) begrüßt, den wir zum Gespräch treffen. Er arbeitet seit über 20 Jahren als Vollzugsbeamter, war vorher Soldat, ist verheiratet und hat zwei bereits erwachsene Kinder. Gemeinsam mit ca. 400 Kolleginnen und Kollegen sorgt er in drei Schichten rund um die Uhr für die Aufrechterhaltung der Sicherheit in der Justizvollzugsanstalt Wittlich, auch an Feiertagen.
Der Betrieb steht nie still
Rund 470 Gefangene verbringen momentan ihre Haftstrafe in Wittlich. Mit 535 Haftplätzen ist sie die größte in Rheinland-Pfalz. Um einen geregelten und sicheren Ablauf zu gewährleisten, müssen die Gefangenen rund um die Uhr von ausreichend Beamten betreut werden. "So wie in einem Krankenhaus auch kann man hier nicht um 17 Uhr die Tür schließen. Wir sind ein 24/7 Betrieb", teilt uns Jasbinschek mit. Von dieser Tatsache könnte auch zu Feiertagen keine Ausnahme gemacht werden. "Wenn man sich für den Beruf entscheidet, geht das einher. Auch die Familie muss das wissen und sich darauf einstellen", so Jasbinschek zu den Diensten an Feiertagen.
Weihnachten im Knast
"Schön ist das natürlich nicht, aber es gehört einfach dazu. Jeder von den Kollegen und Kolleginnen muss zu Weihnachten mal ran", berichtet uns Jasbinschek. Besondere Abläufe seien zu Weihnachten jedoch organisatorisch nicht möglich, das gelte für die Gefangenen genauso wie für die Vollzugsbeamten: "Unsere Dienstzeit lässt das einfach nicht zu, besondere Ereignisse stattfinden zu lassen. Die Abläufe an Weihnachten sind wie an einem Sonntag." Die Gefangenen haben die Möglichkeit, am täglichen Hofgang sowie an einem Gottesdienst teilzunehmen. Besondere Besuchszeiten oder Festivitäten gibt es nicht. Und trotzdem - vor etwas weihnachtlicher Stimmung kann und will sich die Justizvollzugsanstalt nicht verschließen. Im Aufenthaltsraum der Beamten entdecken wir Weihnachtsdekoration und den einen oder anderen Lebkuchen. Und auch für die Gefangenen ist für etwas weihnachtliche Atmosphäre gesorgt. So wird im Allzweckraum, wo auch die Gottesdienste stattfinden, eine große Krippe aufgebaut und in den Gemeinschaftsräumen in den Fluren stehen Weihnachtsbäume. Auch gibt es festlicheres Essen, wie z.B. Braten oder Rouladen.
Arbeit mit Menschen
Trotz der Feiertags- und Wochenenddienste - Dirk Jasbinschek gefällt sein Beruf. Ihm ist die Verantwortung, die dieser mitbringt, bewusst. Er habe sich für die Laufbahn als Vollzugsbeamter entschieden, weil er gerne mit Menschen arbeiten würde. Neben der Sicherheit ist die Resozialisierung der Gefangenen die Hauptaufgabe der Beamten. Dazu gehören genauso wie feste Strukturen und geregelte Abläufe auch der respektvolle Umgang. "Das fängt mit einem Hallo an", weiß Jasbinschek. Im täglichen Umgang mit den Gefangenen sei die Straftat, die sie begangen haben, nicht wichtig. Jeder müsse gleich behandelt werden, "ob Gewalttäter oder Drogendealer." Der menschliche Umgang spiele auch an Feiertagen eine wichtige Rolle: "Natürlich redet man mit dem einen oder anderen Gefangenen zu Weihnachten etwas mehr. Auch bestehen Angebote, mit Seelsorgern und Sozialarbeitern zu sprechen."
Sozialer Kontakt als Teil der Resozialisierung
"Viele Gefangene haben sich mit der Situation Weihnachten in Haft zu verbringen abgefunden", so Jasbinschek. Auf soziale Kontakte müssen sie trotz ihrer Situation nicht ganz verzichten. So nimmt der Briefverkehr vor den Feiertagen zu. Durch die in Rheinland-Pfalz einzigartige Haftraumtelefonie haben die Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Wittlich zudem die Möglichkeit, zu bestimmten Zeiten mit ausgewählten Kontakten zu telefonieren. Das ist zu Weihnachten sehr geschätzt und ermöglicht am Leben von wichtigen Bezugspersonen teilhaben zu können.
Resozialisierung in der JVA Wittlich (bor)
Leben auf zehn Quadratmeter Fläche, vergitterte Fenster und kalte Steinwände. Ein geregelter Tagesablauf, lediglich eine Stunde Hofgang - Für etwa 500 Gefangene der Justizvollzugsanstalt Wittlich ist das der Alltag. Wie erfolgreich können sich Inhaftierte resozialisieren und inwieweit reichen Justizvollzugsbeamtinnen und -Beamte ihnen eine Hand? Resozialisierung und Menschlichkeit werden im Umgang mit Gefangenen großgeschrieben.
Kleines "Hallo" mit großer Wirkung
Der Resozialisierungsprozess beginnt, so der Justizvollzugsbeamte Dirk Jasbinschek, mit einem "Guten Morgen". Soziale und zwischenmenschliche Aspekte dürften in diesem Beruf nicht vernachlässigt werden, so der 53-Jährige. "Resozialisierung hat lediglich Erfolg, wenn der Gefangene dies auch möchte. Für uns steht der Mensch im Vordergrund, nicht das Delikt. Wir verurteilen nicht, sondern vollstrecken", erläutert der Beamte weiterhin. Der Beruf des Justizvollzugsbeamten bringt viel Verantwortung und einen immensen Dienst an der Gesellschaft mit sich. Nach dem Credo "Resozialisierung und Sicherheit" sind die rund 400 Mitarbeitenden der JVA Wittlich an 365 Tagen im Jahr im Einsatz. Durch klare Regeln und Tagesabläufe erleben die Insassen auch im Gefängnis soziale Strukturen.
Resozialisierung beginnt in der JVA
Eine Möglichkeit der Resozialisierung bieten die vielfältigen Arbeitsbereiche. So befinden sich auf dem Gelände der JVA unter anderem eine Schreinerei, Gärtnerei, Bäckerei, Wäscherei und eine Schlosserei. Um nach Absitzen der verhängten Strafe wieder in das geregelte Berufsleben einzusteigen, werden die Betriebe jeweils von einem Meister geleitet. Dies ermöglicht den Inhaftierten in späteren Bewerbungen Referenzen und Arbeitserfahrungen vorzuweisen. Zudem besteht die Möglichkeit an der eigenen Justizvollzugsschule den Hauptschulabschluss zu erwerben - ein weiterer Schritt in Richtung Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Kontakte zur Außenwelt zu pflegen ist für jeden Gefangenen von enormer Bedeutung. Die bislang in Rheinland-Pfalz einzige "Haftraumtelefonie" erlaubt es den Insassen, täglich in einem bestimmten Zeitraum aus dem Haftraum aus zu telefonieren. Mit ihrem Dienst an der Gesellschaft leisten Justizvollzugsbedienste große Hilfe für Gefangene der JVA Wittlich. Ihnen wird die Hand gereicht und gewissermaßen eine Brücke zurück in die Gesellschaft gebaut. Ob diese Brücke genutzt wird und sich der Insasse am Ende resozialisiert, liegt allerdings nicht in den Händen der Beamten.
Wissenswertes zur JVA Wittlich
- Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich ist das größte Gefängnis in Rheinland-Pfalz
- Die Gefangenenzahl ändert sich aufgrund von Verlegungen täglich
- Mehr als 400 Mitarbeitende sorgen in der JVA für Sicherheit
- Seelsorger*innen sorgen täglich für die Gefangenen, inbesondere bei Gesprächsbedarf
- Eine Sanierung der ehemaligen Vollzugsgebäude ist geplant
- Angrenzend an die JVA befindet sich die Jugendvollzugsanstalt Wittlich
- In Wittlich befinden sich ausschließlich männliche Insassen
Links vom JVA Video:
https://www.facebook.com/reel/1064681637989510
https://www.instagram.com/reel/C1Hu5CbMf4B/?utm_source=ig_web_copy_link&igsh=MzRlODBiNWFlZA

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