

Er hatte sie alle: Martin Walser, Elke Heidenreich, Siegfried Lenz, Alice Schwarzer, Donna Leon, Daniel Kehlmann, Herta Müller, Nele Neuhaus, Sebastian Fitzek... Das "Who ist Who" der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur gab sich die Klinke in die Hand und polierte das "provinzielle" Image der Eifel im Windschatten der großen Metropolen gehörig auf.
"An Günther Grass kann keiner tippen"
Als Zierden erzählen soll, wer ihn am meisten beeindruckte, wird er ein wenig sentimental. "Der Größte von allen ist und bleibt Günther Grass. Da habe ich 14 Jahre dran gearbeitet". Das sei im Übrigen auch der Einzige, bei dem ihm wirklich die Knie geschlottert hätten, gibt er zu und erinnert sich an den Auftritt des Nobelpreisträgers 2011, der im Rampenlicht richtig aufgeblüht sei. "Nichts war ihm lästig. An Grass kann keiner tippen". Persönliche Geschichten kann er über all seine Gäste erzählen. Zum Beispiel über Elke Heidenreich, die Zierden 2006 von einer katastrophalen Veranstaltung in der Universitätsstadt Heidelberg berichtete und lobte, um wieviel besser alles in der Eifel sei, oder von Herta Müller ("Atemschaukel", 2009), mit der Zierden bis heute noch mailt. Stolz ist er auch auf Julia Enders. Die Autorin von "Darm mit Charme" hatte trotz horrender Honorare aus der Literaturwelt bis dahin alle Anfragen abgelehnt. Zierdens Einladung nimmt sie an. Bezeichnend. Denn bei der Auswahl seiner Autoren hat der promovierte Literaturwissenschaftler in fast drei Jahrzehnten immer ein gutes Händchen. Elite-Lesungen zu veranstalten, ist ihm weniger wichtig. Belletristik und Sachbuch, Unterhaltung und Anspruch: Das Festival steht für eine gute Mischung in der Vielfalt der Gattungen und Stile.
Die Menschen für das Lesen begeistern
Von Literaturkritikern, die ihm sagen, was man lesen muss, hat Zierden sich längst emanzipiert. "Meine Intention war und ist es, viele Menschen für das Lesen zu begeistern", unterstreicht der Germanist, selbst als Arbeiterkind und "Buch fern" aufgewachsen. In Prüm geboren - in Prüm zur Schule gegangen und der Schule erhalten geblieben. Die Grenzen seines geographisch eher engen Lebenskreises durchbricht Zierden mit den Mitteln der Literatur. Dem Bafög sei Dank, schleppt er die Bücher während seines Studiums gleich stapelweise nach Hause. Und je mehr er liest, desto mehr wächst seine Sehnsucht, die Menschen hinter den Büchern kennen zu lernen. Bevor er einen Schriftsteller in der Eifel begrüßt, hat er dessen Gesamtwerk intus. "Wenn sich Kultautoren die Zeit nehmen, zu uns zu kommen, dann ist es Pflicht, gut vorbereitet zu sein". Den nicht vorhandenen Millionen-Etat macht der Literatur-Missionar mit verlässlichen Sponsoren und der persönlichen Betreuung seiner Autorenschäfchen wieder wett. Unermüdlich, akribisch, verbindlich und mit einer gewissen Hartnäckigkeit. Immer charmant, mit einem kleinen ehrenamtlichen Orgateam und der gesamten Familie im Hintergrund.
ELF 2024: Sechs Hochkaräter kommen
Die ist es jetzt auch, die dem strahlenden Literatur Fest die Zukunft sichern soll, "denn auf meine angeschlagene Gesundheit kann ich kein Festival mehr bauen", bedauert Zierden, der sein Lebenswerk jetzt in die Hände seines Sohnes Johannes legt. Der 36-jährige Richter am Landgericht Trier kennt das Festival von Kindesbeinen an. Schon mit sieben stand er in den damals kleinen Sälen, begleitete den Vater quer durch die Eifel und später zu Buchmessen in Frankfurt und Leipzig. "Kartenkontrolle, Stühle stellen, Plakate aufhängen. Ich war ja immer dabei", erinnert er sich. In einer Kompaktauflage von April bis Juni mit sechs hochkarätigen Veranstaltungen soll das Jubiläumsfestival 2024 über die Bühne gehen. Spontan bot der Sohn dem Vater seine Unterstützung an: "Es wäre äußerst schade, wenn eine solch schöne Kultur verloren ginge." Träger des Festivals ist wieder der Eifelkreis Bitburg-Prüm. Die Programm-Präsentation mit VKK-Start findet am 3. November statt. Zeitgleich geht eine neue Homepage an den Start.