Die neuen Corona-Maßnahmen bringen drastische Einschränkungen für die Gastronomie und Hotellerie mit sich - eine Branche, die bereits seit März erheblich gelitten hat.
Im Kampf gegen die Verbreitung von Covid-19 setzen Bund und Länder auf drastische Kontakteinschränkungen. Private und öffentliche Kontakte sollen auf ein Minimum reduziert werden. Um das zu erreichen, gilt seit dem 2. November der angeordnete Verzicht auf alles, was dem Vergnügen dient wie Theater- und Konzertbesuche, touristische Reisen und Restaurantbesuche. Somit trifft die zweite Coronawelle nach dem Lockdown im Frühjahr neben Künstlern und Veranstaltern besonders hart die Gastronomie und Hotellerie.
"Wir haken 2020 einfach ab"
Julia Peter, die mit ihrem Sohn das Restaurant "Kölner Hof" in Prüm betreibt, rechnet mit einem harten Winter, aber es schwingt auch Zuversicht bei ihr mit: "Wir haken 2020 einfach ab und hoffen auf ein besseres 2021." Obwohl sie vom Lockdown betroffen ist, hat sie Verständnis und sieht die Maßnahmen so wie sie beschlossen wurden als nötig an. "Bei den steigenden Infektionszahlen blieb der Politik nichts anderes übrig", sagt sie. "Wenn wir mithelfen können, die dramatisch steigenden lnfektionszahlen zu minimieren, sind wir dazu bereit." Gleichzeitig betont sie die dringende Notwendigkeit staatlicher Hilfe. Die bisherigen Zusagen beschreibt die Wirtin als "Trostpflaster".
Die IHK Trier kritisiert, dass die Einschränkungen eine Branche hart treffen, die bereits das ganze Jahr unter erheblichen Einschnitten gelitten habe. Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels richtet sich mit einem Appell an die Bevölkerung: "Die rasante Verbreitung des Virus zeigt den Ernst der Lage, der entsprechendes Handeln zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung erforderlich macht. Deshalb möchte ich Sie noch einmal eindringlich bitten, sich an die beschlossenen Vorgaben zu halten, auch wenn ich weiß, dass viele Maßnahmen, wie gerade das Schließen der gastronomischen Betriebe in der Bevölkerung zunehmend kritisch und mitunter als nicht verhältnismäßig angesehen werden." Nun sei Solidarität gefragt. "Auch wenn Gastronomiebetriebe geschlossen bleiben müssen, so können wir sie dennoch unterstützen, indem wir z. B. dort bestellen und dann zuhause essen. Nutzen Sie diese Angebote!", ruft Kandels auf.
Die Verbandsgemeinde Prüm hat derweil eine Plattform eingerichtet, um über Liefer- und Abholdienste zu informieren. Unter dem Motto "Miteinander fürs Prümer Land" listet die Verwaltung die Betriebe, die sich bei ihr melden (E-Mail an wirliefern@vg-pruem.de), auf Facebook und auf der Homepage www.pruem.de.Es gibt andere Ideen, wie man Gastwirte in der schwierigen Situation unterstützen und sich solidarisch zeigen kann. So hatte eine Firma aus Irrel die Idee, in Verbindung mit Werkzeugverkäufen im Lockdown-Monat Gutscheine zu verschenken, einlösbar bei lokalen Restaurants, die der Kunde selbst bestimmt.
Die Landräte der Region tragen den Bund-Länder-Beschluss vom 27. Oktober mit. Gregor Eibes, Landrat von Bernkastel-Wittlich, sieht die Verordnungen aber nicht ohne Bedenken. Er hadere mit der generellen Schließung der Gastronomie und Hotellerie, sagte er dem Wochenspiegel. "Denn gerade dieser Wirtschaftszweig wurde von der Corona-Pandemie besonders getroffen", begründet er. "Allerdings muss man auch versuchen, die Intention hinter den Maßnahmen zu verstehen, wonach man die Kontakte auf das Nötigste reduzieren will, um das Infektionsgeschehen zu unterbinden. Daher muss man wohl oder übel auch Verständnis für derart unpopuläre Entscheidungen zeigen", so Eibes.
"Es wird weitere Wellen bis zum Sommer geben"
Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises, lässt eine Beurteilung offen: "Ob der aktuelle Lockdown erforderlich war, wird sich Ende des Monats November herausstellen." Er geht davon aus, dass das Pandemiegeschehen vorerst kein Ende haben wird. "Es wird bis zum nächsten Sommer weitere Wellen geben. Das haben alle großen Pandemien gezeigt", prognostiziert er.
Sybille Schönhofen