Werner Busch

Wo sind all die Bäume hin?

Holz wird zum immer begehrteren Rohstoff. Das bringt auch rücksichtslose Unternehmer auf den Plan, die bei großen Kahlschlägen Schäden an Natur und Gemeindewegen billigend in Kauf nehmen. Der Waldbauverein Bitburg sieht das Nachhaltigskeitsprinzip in der Waldwirtschaft insgesamt in der Gefar. Gegen die zunehmenden unsachgemäßen Abholzungen regt sich Kritik. Der Eifelkreis ist unterschiedlich stark betroffen.

Gustav Weis aus Malberg-Mohrweiler staunte nicht schlecht, als er auf einer seiner Wiesen bei St. Thomas plötzlich kubikmeterweise abgelegtes, fremdes Holz fand. Nur mit viel Mühe konnte er ermitteln, woher das geschlagene Holz stammte, das schließlich abtansportiert wurde. Zurück blieb eine zerstörte Wiese voll von Schalenresten und Ästen. Es war nicht die einzige denkwürdige Begebenheit in den Wäldern um Kyllburg und Malberg. Urlauber wiesen Weis auf völlig ausgefahrene Wege hin, die nicht mehr begehbar waren. Ursache:  die schweren Fahrzeuge, mit denen Holzeinschlag- und Rückeunternehmen große Waldflächen gerodet hatten. Gustav Weis sagt: »Das sah aus, als hätten hier tausend Panzer geschossen.« Holzwirtschaft der "verbrannten Erde" Die Beobachtungen des Mohrweiler Ex-Hoteliers sind kein Einzelfall. Kurt Rings, der Vorsitzende des Waldbauvereins Bitburg, sieht durch zunehmend rücksichtsloses Gebaren von zumeist belgischen Firmen das Nachhaltigkeitsprinzip auf der Kippe. Auch Flächen über 0,5 Hektar, die genehmigungspflichtig sind, würden gerodet: »Nach den Kahlschlägen hinterlassen belgische Unternehmer »verbrannte Erde« und kümmern sich nicht mehr um die üblicherweise nach dem Landeswaldgesetz erforderliche Wiederaufforstung.« Ferner würden Sicherheitsbestimmungen wie das Absperren bei Baumfällarbeiten nicht eingehalten und die Wald- und Wirtschaftswege beim Fällen oder dem späteren Abtransport stark beansprucht oder sogar ruiniert. »Wir machen uns Gedanken über die Qualifizierung von Wanderwegen und Premiumwanderwegen und lassen gleichzeitig zu, dass Teilstücke hiervon zerstört werden«, resümiert Rings bitter. Den schnellen Profit, den einige Waldbesitzer, Händler und Holzfirmen suchen, sieht Rings als Gefahr für das Nachhaltigkeitsprinzip insgesamt. Der Waldbauverein will deshalb im Jahr 2014 verstärkt Informationsveranstaltungen zum Thema anbieten. Auch auf der Mitgliederversammlung am 25. Februar in Niederweis sollen die »Wildwest-Methoden« thematisiert werden. . Keine Probleme in der Prümer Region Aus bislang unbekannten Gründen scheint die Situation im nördlichen Teil des Eifelkreises eine andere zu sein. Peter Wind, Geschäftsführer des Waldbauvereins Prüm mit rund 3500 Mitgliedern, sagt: »Das Thema ist in Prüm nicht wirklich ein Problem. Hier sind solche großen Kahlschläge allenfalls die absolute Ausnahme.« Die werden ordnungsgemäß juristisch verfolgt, wie er betont. »Aber bei 13.000 Hektar Wald haben wir derzeit nur drei Verfahren, die insgesamt weniger als zehn Hektar betreffen. Das ist nicht viel.« Information und Dialog Wind sieht - wie auch sein Kollege Rings - in der umfassenden Information der privaten Waldbesitzer den Schlüssel zu einem Schutz vor dem Raubbau am Wald. »Gesetzliche Änderungen sind aus meiner Sicht nicht notwendig, sondern es ist der gesunde Menschenverstand gefragt.« Es sei eine ganz normale Sache von Angebot und Nachfrage, wenn den Waldbesitzern für das Holz eine Summe X geboten wird und die sich entscheiden, dieses Kaufangebot für gut zu befinden. »Unsere Mitglieder wissen, wem sie zu welchem Preis Holz verkaufen. Und sie tun es im Rahmen des Gesetzes. Ab einem Alter von fünfzig Jahren darf Nadelholz genutzt werden. Kahlschläge über zwei Hektar sind verboten.«Wind will den Waldbesitzern nicht vorschreiben, wie und mit wem sie ihren Wald vermarkten. Auch nicht, ob, wie und von wem sie sich beraten lassen. »Unser Verein bietet das als Service an, aber diktiert nichts.« Auf Freiwilligkeit und Eigeninitiative setzt auch das rheinland-pfälzische Umweltministerium. Es soll einen Runden Tisch mit Waldbesitzern, Forstverwaltungen, Forstunternehmen und Holzindustrie geben: »Ziel muss es sein, die Eigeninitiative vor Ort zu stärken, die fairen Wettbewerb unter der Bedingung der nachhaltigen Forstwirtschaft ermöglicht.«Die Frage bleibt: Werden diejenigen, die jetzt für die von Rings und Weis geschilderten Missstände verantwortlich sind, von einem freiwilligen Runden Tisch zur Umkehr bewogen? ako/wb Haben Sie Raubbau am Wald erlebt? Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Artikel oder schreiben Sie an red-bitburg@tw-verlag.de  


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