Julia Borsch

"Zum kühlen Grunde"

Region. Lesen Sie hier einen neuen Beitrag der Reihe Eefeler Verzellcher des Eifelautors Joachim Schröder.

Die Kneipe "Zum kühlen Grunde" in Schlausenbach

Die Kneipe "Zum kühlen Grunde" in Schlausenbach

Bild: Archiv, Joachim Schröder

Das gibt es wirklich noch: ein Kneipchen in einem kleinen Westeifeldorf. Wo vierlerorts in größeren Dörfern und in Städten die Gastwirtschaften aussterben, liegt eine Dorfkneipe hier voll im Trend. Warum? Die Erklärung erfolgt später … weiter unten im Text.

Zunächst einmal: Wo befinden wir uns? Das winzige Dörfchen Schlausenbach ist zwischen Prüm und Bleialf in der Westeifel am Nordwestrand der Schneifel gelegen. Es befindet sich zwei Kilometer südöstlich des Kernorts von Auw und drei Kilometer nördlich vom Schwarzen Mann (697 Meter), zu dem die Landschaft von Schlausenbach aus betrachtet ansteigt. Durch das Dorf fließt mit dem namensgebenden Schlausenbach einer der obersten Zuflüsse der Auw.

Das erste Mal erwähnt wurde der Ort im Jahr 1110. Tja - und was ist das besondere in diesem kleinen Dorf weit hinter jeder städtischen Kultur und der Glitzerwelt fernab mit monströsen Wohn- und Geschäftsvierteln in den Städten? Kurz gesagt: die Stille, die Abgeschiedenheit, das natürliche Ambiente und die Gastfreundlichkeit, die hier jeden erwartet. Die Gastwirtschaft heißt "Zum kühlen Grunde" - ein echt origineller Name!

 

Also treten wir ein ...

Gastwirtin Maria steht in der Küche und macht wie jeden Tag ihre Arbeit am Herd. Das bedeutet: Kartoffeln schälen, Wirsing schnippeln, Fleisch kleinschneiden zu Gulaschstücken, Suppe und Nachtisch vorbereiten. Diese Rezeptur ist nur eines aus der Vielzahl anderer Gerichte. So geht das mit der Küchenarbeit tagein, tagaus. Maria wirkt dabei zufrieden und ist getröstet, dass es nach Corona wieder einen spürbaren Aufschwung gibt und viele Besucher zu Gast sind. "Das waren schwierige Jahre", sagt die Wirtin mit sichtbarem Schmerz im Gesicht.

Und wer sind ihre treuen Gäste? In erster Linie natürlich Stammkunden aus dem Schneifelraum, die sich hier eine kleine Auszeit nehmen. Ein paar Bierchen, ein Schnaps, eine Zigarette… Hinter der Theke steht Lebenspartner Ewald, der geduldig die Bierchen zapft oder, was hier häufiger vorkommt, die "Stubbis" (kleine Bit-Flaschen mit dickem Bauch) öffnet, die die Freunde eigentlich am liebsten genießen. Dazu gehört ein "Eefeler Trepp", meist ein Obstler (Apfel/Birne) oder ein Mirabellenschnaps.

Neben der kleinen Kneipe, die noch das Inventar wie vor 70 Jahren vorhält, bietet die beliebte Gastwirtin auch noch Fremdenzimmer mit zehn Betten an, die gut frequentiert werden. Besonders Wanderer, Jäger und Urlauber aus Holland und Belgien schätzen diese Übernachtungsmöglichkeit. Die Ausstattung ist modern, das Ambiente in den Zimmern perfekt.

Das gilt auch für den Gesellschaftsraum. Manchmal kommt an der Haustür eine Reit- oder Wandergruppe vorbei - die Pferdefreunde binden ihre Tiere gegenüber an einer Stange fest - , zudem kommen auch angemeldete Gäste von Geburtstags- und Betriebsfeiern ins Haus, denn endlich finden seit Corona wieder richtige Feste statt.

Die Wirtin legt besonderen Wert auf ein schönes Ambiente im Haus mit prächtiger Tischwäsche, Blumen und schönem Mobiliar. Alte gehäkelte Tischläufer, dezente Gardinen und ein "Herrgottswinkel" zieren den Gastraum im Parterre.

Der Ausblick in die Schneifellandschaft weckt Lust auf Wanderungen und größere Expeditionen zu Fuß, per Pferd oder mit dem Planwagen. Alles rundum super gut! Ein paar originelle "Elemente" aus vergangenen Jahren haben allerdings längst aufgegeben. Der Zigarettenautomat ist "stillgelegt" und hängt müde an der Wand, Nussspender sind verloren und die gute alte Musikbox ist futsch. Wohin? Leider weiß ich das nicht, sie wäre längst in meinem Museum gelandet.

Danke, Maria! Du bist 70, bleibe uns noch lange erhalten!

 

Songtext (Original - Ohne Satzzeichen)

Die kleine Kneipe

Der Abend senkt sich auf die Dächer der Vorstadt
Die Kinder am Hof müssen heim
Die Krämersfrau fegt das Trottoir vor dem Laden
Ihr Mann trägt die Obstkisten rein
Der Tag ist vorüber
Die Menschen sind müde
Doch viele gehen nicht gleich nach Haus
Denn drüben klingt aus einer offenen Türe
Musik auf den Gehsteig hinaus

Die kleine Kneipe in unserer Straße
Da wo das Leben noch lebenswert ist
Dort in der Kneipe in unserer Straße
Da fragt dich keiner was du hast oder bist

 
Die Postkarten dort an der Wand in der Ecke
Das Foto vom Fußballverein
Das Stimmengewirr
Die Musik aus der Jukebox
All das ist ein Stückchen Daheim
Du wirfst eine Mark in den Münzautomaten Schaust anderen beim Kartenspiel zu
Und stehst mit dem Pils in der Hand an der Theke
Und bist gleich mit jedem per du

Die kleine Kneipe in unserer Straße
Da wo das Leben noch lebenswert ist
Dort in der Kneipe in unserer Straße
Da fragt dich keiner was du hast oder bist

Man redet sich heiß und spricht sich von der Seele
Was einem die Laune vergällt
Bei Korn und bei Bier findet mancher die Lösung
Für alle Probleme der Welt
Wer Hunger hat
Der bestellt Würstchen mit Kraut
Weil es andere Speisen nicht gibt
Die Rechnung, die steht auf dem Bierdeckel drauf
Doch beim Wirt hier hat jeder Kredit

Die kleine Kneipe in unserer Straße
Da wo das Leben noch lebenswert ist
Dort in der Kneipe in unserer Straße
Da fragt dich keiner was du hast oder bist

Die kleine Kneipe in unserer Straße
Da wo das Leben noch lebenswert ist
Dort in der Kneipe in unserer Straße
Da fragt dich keiner was du hast oder bist

 

Text: Joachim Schröder

 

 


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