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Jan Kreller

50 Jahre Eifel-Zoo: Von Krisen und Neustart

LÜNEBACH. Vor 50 Jahren hat Hans Wallpott den Eifel-Zoo gegründet. Durch die Flut 2021 geschädigt beschreitet der Tierpark jetzt neue Wege.

Winfried Kisters (re.) - gemeinsam mit seiner Frau einer der engagierten Helfer - überreichte Markus Wallpott und seiner Mutter Annemie eine selbstkreierte Buttercremetorte zum Zoo-Geburtstag.

Winfried Kisters (re.) - gemeinsam mit seiner Frau einer der engagierten Helfer - überreichte Markus Wallpott und seiner Mutter Annemie eine selbstkreierte Buttercremetorte zum Zoo-Geburtstag.

Bild: Sabine Krösser

Leider war das Wetter zum Jubiläum recht durchwachsen - wie eigentlich die letzten Jahre, die das private Management des Eifel-Zoos rund um Markus Wallpott und seine Mutter Annemie (82, Witwe des legendären Zoogründers Hans Wallpott) gemeinsam mit vielen HelfernInnen stemmen musste, damit dieser runde Geburtstag am Rande des Eifeldorfes Lünebach am 18. September kräftig gefeiert werden konnte. Pünktlich im Einsatz - die Eifel-Zoo-Bahn (1.2 Kilometer lang mit eigenem Bahnhof), die nach den beiden schrecklichen Hochwasserereignissen im Juni 2018 und im Juli 2021 nach aufwändigen Reparaturarbeiten endlich wieder in Betrieb genommen werden konnte und gleich von Verbandsbürgermeisterin Bitburger Land, Janine Fischer, und ihrer Familie sowie dem Leiter der Tourist-Information Prümer Land, Sebastian Wiesen, mit seiner Tochter erfolgreich getestet wurde.

 

Auch Wiesen freute sich sehr über die Jubiläumsfeier: "Der Eifel-Zoo ist seit Generationen über die Eifel hinaus als lohnendes Ausflugsziel bekannt. Auch dank der Neuausrichtung, die der Tierpark seit den letzten Jahren erfährt, ist er gerade bei den jungen Familien sehr beliebt und ein wichtiger Bestandteil der Tourismusregion, den wir sehr zu schätzen wissen." Auf 30 Hektar können im 1972 von Hans Wallpott gegründeten Zoo rund 400 Tiere - darunter 60 Arten - täglich von 10 bis 18 Uhr (weitere Infos unter: www.eifel-zoo.de - Eintrittspreise 12 Euro für Erwachsene, 10 Euro für Kinder drei bis zwölf Jahre) besucht und im Streichelzoo sogar gekuschelt werden.

 

Neustart mit neuem Konzept und neuer Linie

 

Viele HelferInnen und GönnerInnen des Zoos - vor allem aus dem Kölner Raum, aber auch regionale Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft ließen es sich nicht nehmen, zur Geburtstagsfeier der engagierten Wallpotts nach Lünebach zu kommen. Der Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, Andreas Kruppert, brachte die Gefühle der meisten Gäste auf den Punkt: "Annemie, Du stehst für das, was Dein Mann angefangen hat. Ich kenne den Eifel-Zoo gleich in drei Phasen: Als Kind - gemeinsam mit meinen Eltern und Geschwistern, als Vater mit den eigenen Kindern und als ehemaliger Bürgermeister der VG Arzfeld als uns am 1. Juni 2018 und im Juli 2021 wegen der Fluten fast allen das Herz stehen geblieben ist. Wir waren verzweifelt, keiner wusste was zu sagen. Das Lebenswerk Deines Mannes stand vor dem Ende.

 

Dank der ganzen Hilfe und der positiven Energie - vor allem Eurer Freunde und Freundinnen aus Köln gab's hier den Neustart mit neuem Konzept und neuer Linie. Deshalb können wir hier heute alle stehen - im neuen Zoo, der immer noch in der Entwicklung ist. Das macht einen richtig stolz," freute sich Landrat Kruppert, der ferner auch an die Anfangszeiten von Zoogründer Hans Wallpott erinnerte, dessen Freude an Kinderlachen und Faibel für die Eifel das komplett privat finanzierte Projekt erst möglich machte. Markus Wallpott ließ es sich - stellvertretend für seine Familie - deshalb nicht nehmen, sich auch im Namen seiner Mutter Annemie - der "Miss Eifel-Zoo", wie er sie liebevoll nannte und die den Familienzoo "fit wie ein Turnschuh weiterleitet" und den vielen ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen sowie Sponsoren aus Köln und der Region zu bedanken. Dr. Matthias Schmitt überbrachte stellvertretend für die IHK Trier seine Glückwünsche und würdigte den Zoo als Perle für den Tourismus.

 

Zu den Klängen des Musikvereins Eifel-Echo Lünebach, des Musikvereins Pronsfeld sowie des Entertainers Norbert Conrad und mit "Kölsche Liedern" der Band Fiasko feierte man ausgelassen nach dem Motto "Hurra, wir leben noch!"

 

Interview mit Markus Wallpott

 

1972 hat der Karnevalsfreund und Ehrenpräsident der Kölner Bürgergarde sowie Geschäftsmann und Inhaber eines Herrenmodegeschäfts, Hans Wallpott, der im Alter von 89 Jahren 2017 gestorben ist, den weit über die Eifel hinaus bekannten Zoo gegründet. Sein Lebenswerk setzten seitdem seine Witwe Annemie Wallpott (als Inhaberin des Zoos), sein Sohn Markus Wallpott (Kaufmännische Leitung), Dominik Wallpott (Projektplanung Instandhaltung und Neubau) und Christopher Wallpott (Marketing und Social Media) fort. Passend zum Zoo-Jubiläum hat uns Markus Wallpott ein Interview zur Zukunft des Familienzoos gegeben.

 

Warum wurde der Eifel-Zoo vor 50 Jahren gegründet?

Der Kölner Kaufmann, Hans Wallpott, erwarb 1965 Teile des heutigen Eifel-Zoo-Geländes, welche früher der Fischzucht dienten. Durch seine Naturverbundenheit und den neu gewonnenen Platz hielt er sich bald Hunde, Esel und ein Wildschwein. Er baute ihnen Gehege, erschloss Wege und beforstete das bis dahin kahle Grundstück. Bald sprach es sich herum, dass man bei "Wallpotts" was zu sehen bekommt. Es folgten weitere Gehege und die Haltung von einheimischen Wildtierarten.

 

Welche Highlights gab es in den letzten 50 Jahren?

Am 25. Juni 1972 öffneten Regierungspräsident Konrad Schubach und weitere Repräsentanten des öffentlichen Lebens das große schmiedeeiserne Tor des Tierparks, der damals "Neubierbach" hieß. Im Jahre 1978 erfolgte die Erschließung des kompletten Geländes auf 30 Hektar. 2018 kam es zur ersten von insgesamt zwei Flutkatastrophen. Das Team musste sich damals neu finden, um ein Zukunftskonzept für den Wiederaufbau zu erstellen. Der Eifel-Zoo 2.0 war geboren. Am 18.09.2022 konnten wir deshalb unser Jubiläum 50 Jahre Eifel-Zoo mit 300 geladenen Gästen feiern.

 

Wie haben Sie die Hochwasserereignisse 2018 und 2021 gemeistert und wirtschaftlich geschultert?

Nach der ersten Katastrophe 2018 war nicht klar, ob es der Eifel-Zoo überhaupt aus der Krise schafft. Zweidrittel des Geländes wurden durch die Wassermassen zerstört. Es war schnell klar, dass es ohne Hilfe von Freunden, Familie und des Landkreises nicht zu meistern ist, wieder auf die Beine zu kommen. Da der Zoo zu 100% durch die Einnahmen vor Ort und durch Spenden finanziert wird, sah es wirtschaftlich sehr kritisch aus. Doch durch die vielen Spenden und Besucher, die uns in der schweren Zeit besucht haben, konnten wir das Gelände zu 75% wiederherstellen. Durch die Erkenntnisse und Vorkehrungen aus 2018, konnten wir zudem das Hochwasser 2021 besser abfedern. Auch hier sind zwar einige Gehege wieder zerstört worden, doch diese konnten durch erneute Manpower schnell wiederhergestellt werden.

 

Was motiviert Sie nach so viel Unglück mit dem Projekt noch weiter zu machen?

Der Familien- und Freundeszusammenhalt ist der ausschlaggebende Punkt, dass wir uns dafür entschieden haben, weiter zu machen. Unser Vater bzw. Großvater Hans Wallpott hat uns immer gelehrt, niemals aufzugeben. Es wäre in seinem Interesse gewesen, den Zoo für die Kinder und zum Verhindern des Artensterbens aufrechtzuhalten.

 

Welche Ziele stecken Sie sich für die kommenden fünf Jahre?

Gibt's eine neue Strategie, den Eifel-Zoo gerade für Kinder und Jugendliche attraktiv zu halten? Wie viele Gäste hat der Zoo im Jahr? In den nächsten Jahren werden wir zunächst alle Teile des Geländes wieder aufbauen und zugänglich für unsere Besucher machen. Wir haben es geschafft, verschiedene Themenwelten in das Gelände einfließen zu lassen und werden dies auch weiterführen. Zudem wird unser großer Weiher, am Eingang des Zoos, renaturiert. Dies ist ein Projekt, bei dem wir vom Landkreis unterstützt werden. Für Kinder und Jugendliche wird es weiterhin die Chance geben, die Tiere hautnah zu erleben. Wir arbeiten aktuell an einem neuen Gehege für unseren Streichelzoo. Die Kinder sollen durch die Nähe zu den Tieren einen Lerneffekt mitnehmen. Die Gästeanzahl ist in den letzten Jahren, seit 2018, sehr variierend. Die Coronaphase hat uns im Endeffekt geholfen, da die Besucher bei uns ausschließlich im Freien ihren Besuch genießen konnten.

 

Wie haben Sie's geschafft, dass die Zoo-Eisenbahn pünktlich zum Jubiläum wieder fahren kann?

Die Eisenbahn wurde durch das Hochwasser 2021 unterspült. Die Schwellen, auf denen die Schienen liegen, wurden mit dem Wasser weggerissen. Somit hatte die Bahn keinen festen Untergrund mehr. Wir hätten die Bahn gerne schon früher wieder in Betrieb genommen. Dies war aber leider durch den Lieferengpass von Holz (neue Schwellen) nicht möglich. Als wir nach langer Zeit endlich wieder Holz geliefert bekommen haben, ging es nur noch darum, die Bahn für das Jubiläum wieder in Fahrt zu bekommen. Dies ist uns zum Glück gelungen.

 

Welches ist eigentlich Ihr Lieblingstier? Welche Spezies würden Sie sich noch zur Präsentation wünschen?

Unser Lieblingstier im Eifel-Zoo ist unser Löwenmännchen Malor. Mit Malor verbinden wir eine schöne Geschichte. Malor musste durch unsere Familie mit der Hand aufgezogen werden, da seine Mutter ihn damals nach der Geburt abgestoßen hat. Durch die Aufzucht ist er uns sehr ans Herz gewachsen. In der Vergangenheit gab es im Eifel-Zoo Gibbons. Die Gibbons lebten auf einer Insel mitten im großen Weiher. Es war ein Spektakel, den Gibbons zuzusehen, wie sie sich von Baum zu Baum schwingen. Eines Tages würden wir diese gerne wieder beobachten können.

 

Was antworten Sie auf die Frage von Zoo-Gegnern, die sich die Abschaffung von Zoos wünschen?

Es ist klar, dass ein Umdenken in den Zoos stattfinden muss bzw. in den letzten Jahrzehnten schon stattgefunden hat. Wir möchten weg von kleinen Gehegen, in denen der Besucher das Tier in ungewöhnlicher Haltung beobachten kann. Unser Fokus liegt darauf, die Gehege so zu gestalten, dass wir den natürlichen Lebensraum der Tiere aufrechterhalten. Unser Zoo nimmt an verschiedensten Projekten zum Thema Erhaltung von bedrohten Arten teil. Die Zusammenarbeit mit solchen Projekten möchten wir in Zukunft weiter ausführen. In unseren Augen sollten Zoos nicht abgeschafft werden, weil sie zum einen den Kindern und Jugendlichen die Chance geben, mehr über die Natur und Tiere zu erfahren (als Netflix es kann) und zum anderen dazu beitragen, viele Arten vor dem Aussterben zu schützen.

Das Interview führte Sabine Krösser.

 

(sk)


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