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Andreas Bender

Am Hahn ziehen 600 Flüchtlinge ein

Hahn-Flughafen. Am Flughafen Hahn wird eine Außenstelle der Landesaufnahmeeinrichtung Kusel eingerichtet, die ab Januar Platz für 600 Flüchtlinge bieten soll.

In Wohnblöcken auf dem Flughafenglände, in denen einst US-Soldaten untergebracht waren, sollen nun Asylsuchende einziehen.

In Wohnblöcken auf dem Flughafenglände, in denen einst US-Soldaten untergebracht waren, sollen nun Asylsuchende einziehen.

Bild: Bender

Die Nachricht kam aus heiterem Himmel. Vor knapp zwei Wochen teilte das rheinland-pfälzische Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration mit, dass man bis Anfang des kommenden Jahres eine Außenstelle der Landesaufnahmeeinrichtung Kusel auf dem Gelände des Flughafens Hahn einrichten wolle.

 

Hintergrund sind die aktuellen Zugangszahlen von geflüchteten Menschen im Land. Obwohl das Land seine Aufnahmekapazitäten im Jahr 2022 mehr als verdoppelt hat – von 3 300 auf rund 7 450 Plätze – erfordert der aktuelle Zustrom nun nach Auskunft des Ministeriums einen weiteren Ausbau.

 

Integrationsministerin Katharina Binz betont: »In diesem Jahr haben bereits mehr als 55 000 Menschen Schutz in Rheinland-Pfalz gefunden. Das Land unterstützt die Kommunen, indem es weniger geflüchtete Menschen in die Kommunen verteilt als neu in den Aufnahmeeinrichtungen des Landes aufgenommen werden. Dadurch verschafft das Land den Kommunen Zeit, den Ausbau der eigenen Unterbringungskapazitäten voranzutreiben.«

 

Nach dem Bekanntwerden der konkreten Absichten des Landes, hat sich Landrat Volker Boch umgehend an das zuständige Ministerium und den zuständigen Staatssekretär David Profit gewendet. »Daraufhin kam es zu einem kurzfristigen Austausch mit dem Ministerium und der ADD«, sagt Boch. »Ministerium und ADD haben uns dabei zum aktuellen Stand der Planungen informiert. Ich habe auch umgehend Harald Rosenbaum als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg sowie den Kreisvorstand und die Kreistagsfraktionen in Kenntnis gesetzt. Das Land hat zudem zugesagt, mit den umliegenden betroffenen Ortsgemeinden unmittelbar in Kontakt zu treten.«

 

Wann genau die ersten Geflüchteten am Hahn einziehen sollen ist noch nicht klar, vermutlich aber bereits im Januar. Offenbar will das Land schnellstmöglich die neue Außenstelle Hunsrück einrichten, sodass Anfang 2023 die ersten Asylsuchenden dort untergebracht werden können, wie das Ministerium auf Anfrage des WochenSpiegel mitteilt. Zunächst müssen aber die Gebäude zum Teil leergeräumt und instandgesetzt sowie entsprechend möbliert und ausgestattet werden, heißt es weiter. Einziehen sollen Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan, wie Berichten zu entnehmen ist.

 

Aktuell leben mehr als 1 400 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Kreisgebiet. »Ohne das große ehrenamtliche und kommunale Engagement hätten wir diese Herausforderung in den vergangenen Monaten nicht stemmen können«, betont der Landrat. »Seit dem Frühjahr wird in unserer Region eine ungeheure Offenheit und Freundlichkeit gegenüber geflüchteten Menschen gelebt. Auch rund zehn Monate nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine ist dieses Engagement unverändert. Dafür möchte ich ein herzliches Dankeschön an alle sagen, die bei der Bewältigung dieser Aufgabe unterstützt haben: Kitas, Schulen, Vereine, Initiativen sowie allen beteiligten Verwaltungen, Institutionen und Behörden und extrem vielen Privatpersonen.«

 

Parallel zur Kriegsflucht aus der Ukraine sind die Flüchtlingszahlen von Menschen aus Ländern wie zum Beispiel Afghanistan und Syrien so hoch wie seit Jahren nicht. Mehr als 230 Geflüchtete kamen in diesem Zusammenhang seit Jahresbeginn 2022 in den Rhein-Hunsrück-Kreis.

 

Diese hohen Zuzugszahlen haben dazu geführt, dass sich die Unterbringungssituation von Geflüchteten in den vergangenen Monaten und Wochen stark zugespitzt hat und die Kreisverwaltung des Rhein-Hunsrück-Kreises, die Verbandsgemeinden sowie die Stadt Boppard vor große Herausforderungen stellt. »Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen und auch im Jobcenter leisten seit Monaten eine immense Arbeit, um diese fordernde Situation bewältigen zu können. Gerade die Sprachbarrieren sind dabei oft eine große Herausforderung«, sagt Volker Boch.

 

Die Unterbringung von Geflüchteten stellt aktuell eine sehr fordernde Aufgabe für die gesamte Gesellschaft dar. »In dieser Lage müssen wir das Land unterstützen, und wir sollten in der aktuellen Notsituation auf Gemeinsamkeit setzen,« so Boch.

 

Die neue Außenstelle Hunsrück gehört zur Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), die auch alle anderen Landesaufnahmeeinrichtungen betreibt. Sie führt auch die Ausschreibungsverfahren zur Vergabe der sozialen Dienste, der Verpflegung, des Busshuttles sowie des Sicherheitsdienstes durch.

 

Das Land betreibt derzeit in Trier und Speyer zwei Erstaufnahmeeinrichtungen, zwei Aufnahmeeinrichtungen in Hermeskeil und Kusel sowie bisher zwei Außenstellen in Bitburg und Bernkastel-Kues. Letztere soll laut dem Ministerium am 30. April 2023 aufgelöst werden.


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