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"Wie ein Lottogewinn"

Früher war Michelle meist aufgeregt, kribbelig, aggressiv. Heute ist die neunjährige Asperger-Autistin wie ausgewechselt. Dank Labrador Max - und Hundeausbilder Gerd Müller aus Mutterschied, der Michelles Familie Hund und Ausbildung im Wert von 15 000 Euro spendierte.
Mit Max an ihrer Seite wie ausgewechselt: Gerd Müller spendierte der neunjährigen Asperger-Autistin Michelle Korn aus Trier einen Therapiehund samt Ausbildung. Foto: R. Syska

Mit Max an ihrer Seite wie ausgewechselt: Gerd Müller spendierte der neunjährigen Asperger-Autistin Michelle Korn aus Trier einen Therapiehund samt Ausbildung. Foto: R. Syska

Michelle (9) aus Trier ist ständig auf 180. Nachts schläft sie selten mehr als vier Stunden, sie ist unruhig, nervös, ständig rasen ihre Gedanken. Das hochintelligente Mädchen leidet unter Asperger-Autismus. Trotz eines IQ von 127 besucht sie die Sonderschule - wegen ihrer Nervosität. »Sie steht sich selbst im Weg«, sagt Mutter Sandra Korn. Für die alleinerziehende Mutter ist das Leben mit der hyperaktiven Michelle und ihren Geschwistern eine Herausforderung. Deshalb soll ein Hund her. Denn dass Tiere eine beruhigende Wirkung auf Asperger-Patienten haben können, hatte Sandra Korn schon früher von Bekannten gehört, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ein entsprechender Antrag bei ihrer Krankenkasse wird aber abgelehnt: So genannte »Service-Hunde« müssen in Deutschland - anders als etwa in den USA - komplett aus eigener Tasche gezahlt werden. Und das ist kein Pappenstiel: Rechnet man Anschaffung, Ausbildung und alle nötigen Formalitäten zusammen, kommt man schnell auf bis zu 30 000 Euro. Für die alleinerziehende Mutter nicht zu stemmen. Aber Sandra Korn gibt nicht auf. Sie wendet sich an Hilfsorganisationen, schreibt Bittbriefe an Stiftungen - ohne Erfolg. Sie erntet zwar viel Verständnis aber auch ausschließlich Absagen. Bis sie sich an die Blindenführhundeschule von der Wolfseiche in Mutterschied wendet. Dort rennt Sandra Korn mit ihrem Anliegen offene Türen ein - und meldet sich zudem genau im richtigen Augenblick. »Wir hatten ohnehin schon länger mit dem Gedanken gespielt, einen Hund zu spenden«, sagen Inhaber Gerd Müller und Ehefrau Kerstin, »und jetzt war die Gelegenheit günstig.« Die Gelegenheit heißt Max. Zwei Jahre ist er alt. Und ein Labrador. Eigentlich sollte Max ein Blindenführhund werden - doch sein künftiges Herrchen verstarb, noch bevor Max seine Ausbildung abschließen konnte. Also beschließen Gerd und Kerstin Müller: Max soll stattdessen der neunjährige Michelle helfen. Ein erstes Treffen zeigt: die beiden sind wie füreinander gemacht. »Vanessa war wie ausgewechselt«, berichtet Mutter Sandra. Binnen Minuten schlief das Mädchen, dessen Gedanken sonst nur so rasen, neben dem gutmütigen Max ein. Spätestens jetzt steht fest: Gerd Müller und seine Frau spendieren Vanessa und ihrer Mutter Hund samt Ausbildung. Immerhin stolze 15 000 Euro in Max‘ Fall. »Das ist wie ein Lottogewinn für uns«, freut sich Sandra Korn. Und Michelle? Die ist in Gegenwart von Max nun völlig tiefenentspannt. Auch in der Schule ist ihre Konzentrationsfähigkeit deutlich gestiegen. Dazu genügt schon ein Foto von Max, das die Neunjährige immer auf ihrer Schulbank liegen hat.


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