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Geschichten, die das Leben schreibt

Hildegard Kohnen aus Bernkastel-Kues kann viele Geschichten erzählen. Sechs Bücher hat die Autorin bereits veröffentlicht.

Neugierig, wissbegierig, immer auf der Suche nach einer Antwort auf die Fragen des Lebens, so beschreibt sich Hildegard Kohnen selber.

Neugierig, wissbegierig, immer auf der Suche nach einer Antwort auf die Fragen des Lebens, so beschreibt sich Hildegard Kohnen selber.

Bild: Foto: Dagmar Stadtfeld

Viele Geschichten kann Hildegard Kohnen aus Bernkastel-Kues erzählen. In ihrem neuen Buch "Gehen und Kommen: Geschichten und Gedichte mit und ohne Schrammen" finden sich kleinere Erzählungen, die autobiographisch geprägt sind. Sechs Bücher hat die Autorin bisher veröffentlicht, in denen sie oft persönliche Erfahrungen verarbeitet. Gleich mit ihrem ersten Buch "Wir vom Jahrgang 1934", das im Jahr 2005 erschien, wurde sie erfolgreich. Das Buch ist auch heute noch ein Bestseller. Darin nimmt Hildegard Kohnen, die selbst dem Jahrgang 1934 angehört, den Leser mit in eine Zeit, die geprägt war von Kriegserlebnissen, Hunger und Wohnungsnot bis hin zur Aufbruchsstimmung in die 50er Jahre. Hildegard Kohnen ist in Duisburg geboren. Hier hat sie 1942 bei einem Luftangriff in einer Nacht ihren Vater, ihr Haus und ihre Heimat verloren. Die Familie flüchtete zu den Großeltern in die Eifel.Über das Lebensgefühl einer Generation, die im Krieg aufwuchs und so viele traumatische Erlebnisse verarbeiten musste, wollte sie erzählen. Und so begann sie, mit Beginn ihres Ruhestandes zu schrei­ben. Als Ehefrau und Mutter von drei Söhnen war sie familiär eingespannt. Parallel dazu hat sie immer schon gearbeitet, was für die Frauen in der damaligen Zeit eher selten war. Waren doch "Kinder, Kirche, Küche" prägend für die Familien der 50er und 60er Jahre. Für die resolute Autorin kam das aber nicht in Frage. Nach einer Ausbildung zur Telefonistin arbeitete sie bei der Bundespost. Später war sie im Außendienst einer Versicherung erfolgreich.

Leidenschaft: Schreiben

Schon damals ging ihr die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen gegen den Strich, vehement setzt sie sich für eine gleiche Bezahlung von Frauen im Beruf ein. Und hat Erfolg. "Man muss für sich einstehen und kämpfen", sagt sie aus Überzeugung. Eine Kämpferin war sie immer. Aber auch eine Frau, die für ihre Leidenschaft lebt. In zweiter Ehe findet sie die Unterstützung für ihre Leidenschaft: das Schreiben. Ihr Mann ermutigt sie dazu, das zu tun, was sie am liebsten macht: schreiben. Schon als Kind hat sie Geschichten geschrieben, später für die eigenen Kinder. Texte und Beiträge u.a. für den Karnevalsverein und Kindheitserlebnisse hat sie in Jahrbüchern veröffentlicht. Ihr Mann verhalf ihr schließlich zum Durchbruch als Autorin. Er schickte 2004 zwei ihrer Geschichten an den SWR, der diese ins Internet stellte.

Gefragte Zeitzeugin

Bei Hildegard Kohnen meldete sich ein Verlag, der ihr anbot, ein Buch über den Jahrgang 1934 zu schreiben. "Ich schreibe, weil es mir Freude macht, und nicht, um in erster Linie Geld damit zu verdienen", betont sie. Zum Schreiben hat sie sich immer Zeit genommen, trotz aller Turbulenzen in ihrem Leben. Als gefragte Zeitzeugin wird sie gerne in Schulen eingeladen, um historische Erlebnisse an die junge Generation weiterzugeben. Immer noch kann man sie bei zahlreichen Lesungen erleben, wie zuletzt im Juni in der Stadtbücherei in Wittlich und am 30. November in der Bücherei in Klausen. Etliche Literaturpreise hat sie im Laufe ihrer Karriere erhalten. Die Geschichten in ihrem neuen Buch laden ein zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln. Es geht um die Menschen im ländlichen Raum mit ihren Zwängen und Vorschriften, aber auch um Vertrauen und Freundschaft.

"Genug ist genug"

Die Geschichten sind emotional und berührend, einfühlsam und aufwühlend. In der Erzählung "Genug ist genug" ist der Ukraine-Krieg ein Thema. Mit dem Untertitel "Und wieder weint die Ukraine" erinnert sie sich daran, dass sie schon als Kind ein Buch mit diesem Titel aus einer Bücherei entliehen hat. Es war eindeutig kein Kinderbuch, aber sie wollte wissen, was es mit dem Wort "Ukraine" auf sich hat, und fragte sich, ob ein Land überhaupt weinen könne? Neugierig und wissbegierig, so beschreibt sie sich selber. Immer auf der Suche nach einer Antwort auf die Fragen des Lebens. Damit ist sie bis heute jung geblieben und hat bestimmt noch weitere Schreibideen im Kopf.

Text: Dagmar Stadtfeld


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