Seitenlogo
ju

Tauschen, teilen, schenken: Eifel setzt auf "share economy"

Die so genannte »share economy« setzt auf eine neue Art des Wirtschaftens. Auch in Eifel und Moselland gibt es Ansätze, ganz anders als herkömmlich zu konsumieren.

Kaufen ist für viele Menschen etwas sehr Befriedigendes… bis zum nächsten Wunsch, für den man das Portemonnaie zückt. Nur die ganz Alten erinnern sich daran, dass es nicht immer möglich war, einfach ins Supermarktregal zu greifen und sich zu holen, was man will. Und die ganz Jungen, zum Beispiel auch in der Region Trier, gehen freitags auf die Straße, um für mehr Klimaschutz und für weniger Konsum zu demonstrieren. Doch man muss weder Greis noch Rebell sein, um Wegwerfmentalität und Kaufräusche zu hinterfragen.
Umdenken beginnt vielleicht schon bei den kleinen Dingen des Alltags. Gibst du mir deine Möhren, gebe ich dir meine Erbsen… oder ähnlich.

Tauschbörsen für Saat- und Pflanzengut

Es ist ganz einfach mit dem Tauschen und Teilen, wenn es etwa um Pflanzen oder Saatgut geht: »Schon seit zehn Jahren organisieren wir Tauschbörsen für Saat- und Pflanzgut in der Region«, erzählt Annette Fehrholz, erste Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Bengel.
Außerdem koordiniert der Verein in der Region das Projekt »Solidarische Saat«, um unabhängig von der Saatgutindustrie zu werden, oder auf dem Hof Breit bei Wittlich den Vielfalts-Sortengarten. Nicht nur die Arbeit, auch die Ernte wird geteilt und Überschüssiges wird zu Gunsten gemeinnütziger Zwecke verkauft. Fehrholz ist auch als »Lebensmittelretterin« aktiv und baut rund um Wittlich ein Foodsharing-Netzwerk auf. Sie engagiert sich privat, ehrenamtlich und freiberuflich als Bildungsreferentin für das offizielle Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen, ihr ganzes Leben steht unter diesem Vorzeichen.

Geschenke können auch verunsichern

Und so weiß sie auch, wie die Menschen in der Region Trier auf das Thema reagieren. »Viele sind verunsichert, wenn sie etwas geschenkt bekommen«, beobachtet sie, »denn wir alle haben noch im Kopf, dass man einen Gegenwert geben muss oder dass es besondere Anlässe braucht. Tauschen, Teilen oder Schenken als Alternative zum Kaufen ist nicht im Kopf.«
Der Wert einer Sache sei aber nicht immer nur in Euros messbar: »Es wechseln nicht nur Gegenstände den Nutzer oder Besitzer, so dass sie dorthin gelangen, wo sie gebraucht und wertgeschätzt werden. Vielmehr gibt es allen Beteiligten auch ein Stück mehr Zufriedenheit, mehr Kontakte.«
Das gelte für alle Generationen: Die Älteren bevorzugen oft Tauschbörsen von Angesicht zu Angesicht, die Jüngeren tummeln sich gern in online-Communitys wie »free your stuff«, die in der Region Trier rund 20.000 Mitglieder hat.
Auch das Sozialkaufhaus »Kaufen mit Herz« in Wittlich oder das AliBi-Second-Hand-Kaufhaus in Bitburg seien gute Beispiele für eine andere Art zu konsumieren.
»Das geht mit fast jedem Gegenstand und das begeistert immer mehr Menschen«, weiß Annette Fehrholz. »Bei vielen beginnt es damit, die Dinge länger zu benutzen und sie nicht wegzuwerfen, sondern reparieren zu lassen.

Carsharing auf dem Land

An Grenzen stößt das Konzept natürlich bei Menschen, die Kaufen als Statusbeweis brauchen.« Nicht ganz einfach sei das Foodsharing, also die Nutzung von Lebensmitteln, welche andernfalls weggeworfen werden. »Da sind die haftungsrechtlichen Aspekte wichtig, denn es muss gewährleistet sein, dass die Lebensmittel nicht gesundheitsgefährdend sind.«
Auch Carsharing sei auf dem Land, obwohl es mangels ÖPNV gerade hier Sinn mache, angesichts weniger Nutzer versicherungstechnisch schwer zu bewerkstelligen. »Aber wichtig ist es, den ersten Schritt zu machen in Richtung eines besseren Umgangs mit unseren Ressourcen.« Selbst dann, wenn man als Einzelner dadurch nicht gleich sämtliche Probleme löst. Für das Foodsharing-Projekt werden weitere ehrenamtlich Engagierte und Kooperationsbetriebe gesucht, Infos und Kontakt unter ogvbengel@gmail.com und www.foodsharing.de
(ako).


Meistgelesen