Mario Zender

Zum Gedenktag an die Opfer der Reichspogromnacht und des NS-Regimes: Interview mit einem Zeitzeugen

Vor sechs Jahren hatte WochenSpiegel-Reporter Mario Zender die Möglichkeit, mit dem Zeitzeugen Helmut Gustav Simon (damals 96) ein Interview zu führen. Mittlerweile ist er in Frankreich verstorben.

Vor sechs Jahren hatte WochenSpiegel-Reporter Mario Zender die Möglichkeit, mit dem Zeitzeugen Helmut Gustav Simon (damals 96) ein Interview zu führen. Mittlerweile ist er in Frankreich verstorben.

Bild: Zender

Bruttig-Fankel. Vor mehr als 80 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, brannten in Deutschland Synagogen und zahlreiche Wohnhäuser jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Sie brannten in unserer Region ebenso wie im gesamten Deutschen Reich.
Der 9. November ist der Tag, an dem organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte, Gotteshäuser und andere Einrichtungen in Brand setzten. Es ist der Tag, an dem Tausende Jüdinnen und Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Spätestens jetzt konnte jeder in Deutschland sehen, dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord staatsoffiziell geworden waren. Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte.
Cochem. Alljährlich wird am heutigen Tag, dem 9. November, der Opfer der Reichspogromnacht von 1938 gedacht, in der jüdische Synagogen und Geschäfte zerstört und viele Menschen misshandelt, verhaftet oder getötet wurden.
Seit vielen Jahrzehnten setzen daher zahlreiche Menschen am 9. November ein klares Zeichen gegen das Vergessen: Sie erinnern an die unzähligen Opfer der Reichspogromnacht von 1938 sowie an die nachfolgenden Verbrechen des NS-Regimes.
Vor einigen Jahren haben wir mit einem Zeitzeugen einen Film gedreht. In diesem zweiteiligen Filmbeitrag spricht Helmut Gustav Simon, ein gebürtiger Bruttig-Fankeler, über seine Erlebnisse im Konzentrationslager Auschwitz. Der damals 96-Jährige schildert Leid, Folter und unvorstellbare Qualen.
Leider ist Helmut Gustav Simon mittlerweile verstorben. Was bleibt, ist das Filmdokument eines Zeitzeugen, das gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist – insbesondere für junge Menschen, die so aus erster Hand erfahren, warum es wichtig ist, jeder Form von Ausgrenzung entgegenzutreten.
Deshalb veröffentlichen wir diesen Film erneut.

Gespräch mit einem Zeitzeugen - Interview mit Helmut Gustav Simon  - Teil 1
Gespräch mit einem Zeitzeugen - Interview mit Helmut Gustav Simon  - Teil 2

Auch in Cochem wird heute den Opfern Nazi-Regimes gedacht. Der Arbeitskreis Ökumene der evangelischen und katholischen Kirche sowie die Stadt Cochem laden zu einer Gedenkveranstaltung und einem ökumenischen Gottesdienst um 17 Uhr in der katholischen Kirche ein. 

 

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