Ahmad Almohamad übersetzte einen Film
Neue Herausforderungen hatte Ahmad Almohamad in den letzten 16 Monaten eigentlich genug zu bewältigen: Die Flucht aus seiner Heimat Syrien, die Integration in einem fremden Land wie Deutschland, die mühsame Suche nach einer Wohnung, einer Arbeit und neuen Freunden. Jetzt kam eine neue Herausforderung dazu: Ahmad Almohamad hat einen Film übersetzt und untertitelt. »Meine Heimat« feierte jüngst Deutschlandpremiere in Euskirchen. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Film übersetze«, erzählt Almohamad, der seinen Bundesfreiwilligendienst beim KoBIZ, dem Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises Euskirchen, absolviert. Dort fand er Unterstützung bei seiner Teamleiterin Vera Secker, die ihm erlaubte, den Film während der Arbeit zu übersetzen. Doch zunächst machte er auch Bekanntschaft mit dem deutschen Urheberrecht. Ende 2016 hatte er den Film bei YouTube entdeckt, dort hat Regisseur Safwan Mostafa Nemo ihn eingestellt, jeder kann ihn ohne Gebühren sehen. Doch einfach übersetzen durfte Almohamad ihn nicht. »Meine Chefin sagte, dass ich zuerst den Filmemacher fragen muss«, berichtet er. Und der war nicht so einfach zu finden. Erst über Freunde aus Syrien gelang der persönliche Kontakt zum syrisch-stämmigen Regisseur und der Produktionsfirma Black2. Nemo war von der Anfrage begeistert, hatte aber eine Bedingung. Kostenlos Der Film, der im syrischen Fernsehen als dreiteilige Mini-Serie lief und für die Film-Fassung von Ahmad Almohamad montiert wurde, sollte kostenlos gezeigt werden, damit möglichst viele Menschen ihn sehen können. Unterstützung fand Almohamad durch die »Aktion neue Nachbarn« des Caritasverbandes im Kreisdekanat Euskirchen sowie dem KoBIZ selbst. Der Film wurde dann schließlich im Rahmen der Info-Reihe »Engagiert für Geflüchtete« gezeigt. Das nächste Problem: Ahmad Almohamad hatte bislang noch nie einen Film untertitelt. Doch zum Glück findet man im Internet Anleitungen für so gut wie alles, also auch, wie man Untertitel unter ein YouTube-Video bekommt. Und dann legte Almohamad los. Erst hörte er die zu übersetzenden Passagen und schrieb sie nieder, anschließend übersetzte er sie. Das war aber nicht immer einfach. »Die syrische Sprache hat bestimmte Begriffe, die es auf Deutsch nicht gibt. Die musste ich erklären, deshalb sind die deutschen Sätze länger«, erklärt Almohamad. Viel Leid Drei Monate, von Januar bis einschließlich März, war er neben anderen Aufgaben im KoBIZ mit der Übersetzung beschäftigt. Unterstützung fand er ab etwa der Hälfte des Projekts durch den Flüchtling Mohamad Hasan Dakkak, der Bundesfreiwilligendienstler des Integration Points im Jobcenter Euskirchen ist. Die Übersetzung besteht aus insgesamt 1777 Sätzen. Doch was hat Almohamad überhaupt bewogen, die Filmumsetzung der Mini-Serie zu übersetzen? »Ich will zeigen, wie schlimm das ist, was Flüchtlinge erlebt haben, das Leid, und wie wichtig es ist, in Freiheit und ohne Krieg zu leben.« Das, was Safwan Mostafa Nemo in dem Film zeigt, machte Almohamad traurig. Besonders, weil er selbst auf abenteuerliche Art und Weise in einer »Nussschale« geflohen ist, auch wenn er sagt: »Ich habe noch Schlimmeres erlebt.« Meine Heimat Das vom Kaller Ahmad Almohamad übersetzte syrische Flüchtlingsdrama »Meine Heimat« wird am Montag, 8. Mai, 19 Uhr, in Kall vorgeführt, und zwar im Kulturraum der ene. Der Film, der im arabischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt wird, beschreibt die dramatische Flucht einer Gruppe von heimatlos gewordenen Syrerinnen und Syrern über das Mittelmeer nach Europa. Er erzählt von Hoffnung und Verzweiflung, von Liebe und Tod. Der Regisseur Safwan Mostafa Nemo zeigt mit dem eindrucksvollen Film, was die Menschen auf der Flucht erlebt haben. Ein beliebtes arabisches Volkslied gab dem Film den Namen, der 2016 als Mehrteiler im syrischen Fernsehen lief. »Meine Heimat« darf durch freundliche Genehmigung des Regisseurs Safwan Mostafa Nemo und der Produktionsfirma Black2 öffentlich in Kall gezeigt werden. Er dauert etwa 100 Minuten. Empfohlen ist er für Zuschauer ab 18 Jahren. Nach der Vorführung wird es einen Austausch geben. Durch den Abend führen die drei Übersetzer. Es wird kein Eintritt erhoben. Anmeldung Eine Anmeldung für doe Filmvorführung per Mail ist möglich an die Integrationsbeauftragte der Gemeinde Kall, Alice Gempfer (agempfer@kall.de) oder an Roland Kuhlen vom Kommunales Integrationszentrum des Kreises Euskirchen (roland.kuhlen@kreis-euskirchen.de). mn/pp/Agentur ProfiPress