

Ein Jahr nach der Flut wurde sie zufällig auf das Haus aufmerksam, weil sie bei einer Ebay-Suche aus Versehen die falsche Kilometerentfernung angegeben hatte. »Ich komme aus Aachen, doch mein Traum war es schon immer, ein kleines krummes Haus am Wasser zu haben. Also habe ich es mir angeschaut und mich in das Haus sowie die Umgebung verliebt.« Ende Juni 2022 unterzeichnete sie den Kaufvertrag für ihr neues Projekt.
Die vorherigen Eigentümer hatten nach der Flut keine Instandsetzungsarbeiten an dem betroffenen Haus mehr vorgenommen. »Von außen waren die Schäden nicht ersichtlich, doch mir wurde schnell klar, dass diese größer sind als beim Kauf gedacht. Unter den Dielen befanden sich Wasserpfützen und das Holz fing an zu faulen. Ohne die Flut wäre das Haus irgendwann in sich zusammengefallen, da das Ausmaß der Schäden nicht bekannt geworden wäre«, so Schnitzlein.
»Ich kann viele Reparaturen am Haus nicht alleine durchführen«, so die neue Eigentümerin, die als Dozentin an der RWTH in Aachen arbeitet. Um herauszufinden, welche Veränderungen sie an dem denkmalgeschützten Haus vornehmen darf, kontaktierte sie das Ortskuratorium und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD).
Daraufhin haben diese sich das Haus angeschaut und ihr mitgeteilt: »Sie müssen hier leben. Solange der alte Lehm und das Außenholz erhalten bleibt, können Sie im Inneren alles ändern.« Es war klar, dass einiges gemacht werden musste. So zögerte die DSD nicht lange und bot ihr eine Förderung an. »Ich war überrascht, damit hätte ich nicht gerechnet. Wenn man so direkt gefragt wird, sagt man aber natürlich nicht nein«, freut sich Victoria Schnitzlein.
Das Gebäude wird aufgrund seiner besonderen regionaltypischen Bauweise eines Einhauses aus dem 18. Jahrhundert gefördert. Es besitzt ein langgestrecktes zweigeschossiges, verputztes und unterkellertes Fachwerkwohnhaus. Besonderheiten sind die eingehälsten Ankerbalken im Erdgeschoss und die Zapfenschlösser im Obergeschoss. Eine Erweiterung des Wohnraumes stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Ein Kriegsschaden um 1940 an der Giebelseite wurde zum Teil mit Eisenträgern sowie mit Eisenankern repariert.
»Das Haus ist von hauskundlicher Bedeutung und ein anschauliches Beispiel für die historische Eifeler Kleinbauernwirtschaft«, erklärt Dr. Roswitha Steinbrink, Ortskuratorin Euskirchen der DSD, die den symbolischen Fördervertrag an Victoria Schnitzlein übergab. Für die Instandsetzung der Fachwerkkonstruktion, der Gefache, Sockel, Decken und Innenwände sowie des Scheunendachs stellt die DSD den Betrag von 80.000 Euro bereit. Diese stammen aus dem Nothilfefond, in dem insgesamt 4,1 Millionen Euro an Spenden anlässlich der Flutkatastrophe vor zwei Jahren gesammelt wurden. Bereits 527 Sanierungsmaßnahmen an flutgeschädigten Häusern und 27 Denkmäler an der Ahr und in der Eifel konnten dadurch gefördert werden.
Wolfgang Schmitz vom Ortskuratorium unterstützt die Eigentümerin mit einigen Tipps zum Bau. Er war ebenfalls bei der Übergabe des Fördervertrags anwesend.
Auch einige Olefer unterstützen Victoria Schnitzlein. »Kaum war ich da, wurde ich von den Nachbarn zum Grillen eingeladen. Es kamen Leute auf den Hof, um sich das Haus anzusehen, weil sie gehört hatten, dass es verkauft wurde. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich so freundlich empfangen wurde und kann es kaum erwarten hier einzuziehen«, erzählt Victoria Schnitzlein mit einem Lächeln auf dem Gesicht.