Eine Talsperre im Platißbachtal
Bis dort allerdings das erste Wasser gegen eine Staumauer fließt, werden mindestens zehn Jahre vergehen. Dieser Zeitraum ist den Genehmigungsverfahren geschuldet, die bei einem solches Großprojekt anstehen. Zunächst wird es eine Machbarkeitsstudie geben, die der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) in den nächsten zwei bis drei Jahren durchführt. Er war es auch, der zu einem »ersten Aufschlag« in die Räume des Wasserverbandes Oleftal einlud, um die Pläne für die neue Talsperre vorzustellen.
»Momentan«, verriet Dr. Joachim Reichert, WVER-Vorstand, »betreiben wir in der Eifel sechs Talsperren. Wir möchten, dass mittelfristig eine siebte Talsperre im Platißbachtal hinzukomm.« Für dieses Vorhaben gebe es eine Vielzahl von Unterstützern, die an einem Strang ziehen würden.
Tatsächlich sind die Pläne, im Platißbachtal ein solches Bauwerk einzurichten, schon ziemlich alt. »Als ich vor 40 Jahren bei der Gemeinde Hellenthal angefangen habe, bin ich zum ersten Mal auf die grau schraffierte Fläche gestoßen, die heute noch im Regionalplan vorhanden ist«, so der Hellenthaler Bürgermeister Rudolf Westerburg. Gemeinsam mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Ralf Nolten verfolge man vor dem Hintergrund des Klimawandels bereits seit einigen Jahren das Vorhaben des Talsperrenbaus. Eine besondere Dynamik kam nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 in die Angelegenheit, wie Dr. Gerd Demny, Dezernent Gewässer und Investitionsprojekte beim WVER, in einem Referat darstellte.
Unvorstellbare Wassermassen - in Gemünd werden die Abflüsse auf 500 Kubikmeter pro Sekunde in der verheerenden Flutnacht geschätzt - rauschten damals durch das Tal. Rein statitsisch komme ein solches Hochwasserereignis alle 10.000 Jahre vor. Bei der Oleftalsperre lag der Zufluss in der Spitze bei 35 Kubikmeter pro Sekunde. Dennoch habe man laut Dr. Arno Lehmkühler, Geschäftsführer des Wasserverbands Oleftal, noch einmal die gleiche Menge aufnehmen können. So groß sei der Puffer in der Talsperre, der für den Hochwasserschutz vorgesehen sei.
»Die Oleftalsperre«, so Dr. Gerd Demny, »hat etliche Schäden im oberen Ortsteil von Hellenthal verhindert.« Dass es im Unterlauf dennoch zur Katastrophe kam, lag auch daran, dass nur die Wassermassen der oberen Olef in der Talsperre zurück gehalten wurden. Zuflüsse wie der Platißbach oder der Prether Bach wurden nicht reguliert, was durch den Bau einer Talsperre möglich werde und mehr Sicherheit nicht nur für Hellenthal, sondern auch die weiteren Flussanlieger bringe.
Als weitere Vorteile einer neuen Talsperre nannte Dr. Gerd Demny die Stärkung der Trinkwasserversorgung, eine mögliche Wasserkraftnutzung, Stabilisierung bei Niedrigwasser, die Möglichkeit von Bewässerung im Forst oder die Erlebbarkeit von Wasser in Kombination mit einem Informationszentrum.