

WochenSpiegel: Ein enormer Anteil der Bevölkerung klagt über Ein- und Durchschlafprobleme. Woran liegt das?
Eva Schmitz-Ulrich: An den veränderten Rahmenbedingungen - Stichwort Beschleunigung. Wir sind immer mehr Reizen ausgesetzt und müssen immer mehr Informationen verarbeiten, gerade beruflich.
WochenSpiegel: Sie zielen auf die fortschreitende Digitalisierung ab!
Schmitz-Ulrich: Ja, wir lernen immer seltener, Anspannung und Entspannung in Gleichklang zu bringen. Viele von uns sind permanent aktiv - bis zur totalen Müdigkeit und Erschöpfung. Früher lief beispielsweise ab 23 Uhr im Fernseher das Testbild. Heute wird auf gefühlten 50 Kanälen 24 Stunden lang durchweg gesendet. Hinzu kommen die mobilen Endgeräte.
WochenSpiegel: Die was bewirken?
Schmitz-Ulrich: Es gibt eine aktuelle internationale Studie, wonach Menschen, die ihr Smartphone intensiver nutzen, eher unter Tagesmüdigkeit leiden. Das blaue Licht der mobilen Endgeräte und der Computer wirkt eher belebend und sich daher nachteilig auf das Einschlafen aus.
WochenSpiegel: Woran erkennt man einen guten Schlaf?
Schmitz-Ulrich: Daran, dass man morgens pünktlich wach wird, ohne dass der Wecker geklingelt hat. Es gibt Menschen, deren Biorythmus ist so ausgewogen, dass sie zwei Minuten vor dem Wecker aufwachen und tagsüber keine starken Müdigkeitsphasen verspüren.
WochenSpiegel: Schäfchen zählen, Milch trinken oder die Matratze wechseln, was hilft, besser in den Schlaf zu finden?
Schmitz-Ulrich: Maßgebend ist der möglichst gleichmäßige Rhythmus von Wachsein und Schlaf. In etwa zur gleichen Zeit aufstehen und ins Bett gehen hilft ebenso wie nach starker Anstrengung tagsüber eine kurze Pause einzulegen, um die Anspannung bewusst loszulassen. Ratsam ist es auch, gleichförmige Schlafrituale zu entwickeln.
WochenSpiegel: Die wie aussehen?
Schmitz-Ulrich: Vor dem Zubettgehen noch mal zur Ruhe kommen und den Tag abschließen. Probleme oder Fragestellungen sollte man nicht mit ins Bett nehmen, sondern sich zuvor auf einen Zettel schreiben. Fixe Rituale können auch ein Buch, ruhige Musik oder Meditationsübungen sein.
WochenSpiegel: Und wenn sich das Schlafproblem dauerhaft verankert?
Schmitz-Ulrich: Dann ist der Hausarzt die erste Adresse, aber auch zu überprüfen, ob es an der Schlafumgebung liegt.




