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red/pp/Agentur ProfiPress

GSG 9 übte unter Tage

Mechernich. Das Bergbaumuseum war unter anderem Schauplatz von Trainingseinheiten der Bundespolizisten gemeinsam mit skandinavischen Spezialeinheiten.

Es war stockdunkel. Rauch aus der Nebelmaschine erschwerte die Sicht. Schwer bewaffnete Spezialeinsatzkräfte versuchten trotzdem, den Durchblick zu behalten, um schwer verletzte Personen zu retten. Die Stollen und Schächte im Mechernicher Bergbaumuseum erschwerten die Arbeit noch zusätzlich. Aber das war Absicht: Schließlich wollten die Beamten der GSG 9 gemeinsam mit skandinavischen Spezialeinheiten auch die Evakuierung aus unwegsamem Gelände üben.

"Die Verletzungen der Schauspieler waren schon heftig anzusehen", stellte Günter Nießen im Nachgang fest. Er muss es wissen. Schließlich war der Vorsitzende des Fördervereins Bergbaumuseum Mechernich hautnah dabei, als die Bundespolizisten gemeinsam mit den Kollegen aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden trainierten. Unterstützt wurde er zudem von Toni Reitz, ebenfalls Grubenführer und als ehemaliger Berufsfeuerwehrmann zuständig für die Sicherheit in der Grube Günnersdorf.

"Für solch einen wichtigen Zweck stellen wir unser Bergbaumuseum natürlich gerne zur Verfügung", erklärt Nießen, der immer wieder außergewöhnliche Anfragen für das Besucherbergwerk erhält - sei es für Filmaufnahmen, Fernsehdrehs oder Übungen von Feuerwehren, THW oder Polizei.

Unfassbar professionell und topfit

Die nun durchgeführte dreitägige Übung war aber auch für ihn etwas Besonderes. "Die waren schon unfassbar professionell und alle topfit. Wie die durch die Stollen gerannt sind und Verletzte auf Tragen durch die engen Schächte ins Freie gebracht haben, war schon beeindruckend", so der 73-Jährige.

Doch bei der Evakuierung aus dem Bergwerk sollte die Übung nicht enden. "Ziel der Zusammenkunft ist die gemeinsame Fortbildung, Entwicklung und Evaluierung von medizinischen Einsatzverfahren. Schwerpunkte bildeten dabei die Evakuierung aus unwegsamem Gelände, die Verletztendekontamination und die verlängerte Verletztenversorgung bis hin zur Aufnahme in ein Krankenhaus", teilte die Bundespolizei im Nachgang der Übung mit.

Mit dem Krankenhaus war in diesem Fall das Mechernicher Hospital gemeint. Dort machte sich Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ein Bild von der Übung. "Das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure hat schon toll funktioniert. Es war beeindruckend zu sehen, was die Mechernicher Ärzte und Pfleger im Stande sind zu leisten", so das Mechernicher Stadtoberhaupt.

Wichtige Erkenntnisse gewonnen

Dr. Marcus Münch war ebenfalls sehr zufrieden mit der Übung. "Solch eine Gelegenheit erhalten wir schließlich nicht alle Tage", sagte der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im Kreiskrankenhaus Mechernich. Dort ziehen die Mitarbeiter der Kliniken für Anästhesie, Unfallchirurgie und der Notaufnahme gemeinsam an einem Strang. "Ich bin sehr stolz auf mein Team. Alles hat sehr gut funktioniert, auch wenn wir hier und da noch wichtige Erkenntnisse gewonnen haben. Aber dafür ist so ein Training schließlich da", sagt Dr. Marcus Münch.

Für Teile der Notaufnahme-Besatzung war die Übung am ersten Tag sogar eine Überraschung. "Dadurch, dass nicht alle eingeweiht waren, konnten wir auch die Notfallabläufe in Zusammenarbeit mit der Leitstelle authentisch üben", so Marcus Münch, dessen Team sich zunächst schon daran gewöhnen musste, dass die Verletzten von Uniformierten mit schweren Waffen angeliefert wurden.

Das sei an Tag zwei und drei aber schon Normalität gewesen, so dass auch hier ein Trainingseffekt erzielt werden konnte. "Wir alle haben gelernt, damit umzugehen, um uns voll und ganz auf die Arbeit am Patienten zu konzentrieren", sagt der Mechernicher Chefarzt im Nachgang der Übung.

Die wird laut Bundespolizei jährlich durchgeführt. Die teilnehmenden Länder wechseln sich als Ausrichter ab. In diesem Jahr fanden die Trainings nicht nur in Mechernich, sondern im Großraum Bonn statt. Die GSG 9 ist die polizeiliche Spezialeinheit der Bundespolizei zur Bekämpfung von Terrorismus, Extremismus und schwerer Gewaltkriminalität. Sie wurde am 26. September 1972 als Reaktion auf das Attentat von München gegründet.


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