Michael Nielen

Haus mit Geschichte schlägt ein neues Kapitel auf

Blankenheim. Historische Bausubstanz und moderne Arbeitswelt machen den Charme des neuen Rathauses der Gemeinde Blankenheim an der Ahrstraße aus.
Die NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (v.l.) und die Bürgermeisterin Jennifer Meuren öffneten beim Rundgang durch das neue Rathaus auch den alten Königswinterer Ofen, der erhalten geblieben ist.

Die NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (v.l.) und die Bürgermeisterin Jennifer Meuren öffneten beim Rundgang durch das neue Rathaus auch den alten Königswinterer Ofen, der erhalten geblieben ist.

Bild: Michael Nielen

Mit einem feierlichen Pre-Opening hat die Gemeinde Blankenheim das neue Rathaus im historischen Gebäude an der Ahrstraße 50 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Bürgermeisterin Jennifer Meuren sprach von einem besonderen Moment: „Heute ist einer dieser Tage, an den viele nicht geglaubt haben. Aber an dem wir sagen können: Wir haben’s geschafft! Na ja – fast. Die Fußleisten fehlen noch.“

Vor den geladenen Gästen, Mitarbeitern und politischen Vertretern warf sie einen Blick zurück auf die Geschichte des alten „Konsum“, wie das Gebäude in Blankenheim genannt wird. Die Anfänge des Projekts reichen zurück ins Jahr 2015. Im Rahmen des Interkommunalen Entwicklungskonzepts wurde erstmals überlegt, das seit Jahren leerstehende Gebäude zu erwerben und neu zu nutzen. Der Zustand des Hauses war schlecht, die Emotionen in der Bevölkerung waren gemischt.

Die NRW-Ministerin für Heimat, Bauen und Digitales, Ina Scharrenbach, beschlichen damals wohl ähnliche Gefühle, als sie gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Rolf Hartmann, der ebenfalls unter den Gästen war, das marode Gebäude erstmals in Augenschein nahm: „Ich habe nur gedacht: Oh Gott, oh Gott!“ Doch dann habe sie auf den festen Glauben und die Eifeler Hartnäckigkeit vertraut. „Und es ist geworden“, freute sie sich in ihrer Rede. Schließlich leistete Scharrenbachs Ministerium mit einer Förderung von 5,23 Millionen Euro einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung.

„Sie haben sich vor zehn Jahren auf ein Abenteuer eingelassen“, lobte die Ministerin. „Stein und Mörtel bilden ein Haus, aber Menschen machen es aus“, wünschte sie sich, dass ein altes Gebäude mit viel Geschichte nun weitere Kapitel aufschlagen könne. Sie erinnerte daran, dass das Land in den vergangenen Jahren die Gemeinde Blankenheim mit rund 20 Millionen Euro für verschiedene Projekte unterstützt habe.

Politischer Kraftakt

Die Entscheidung für den Kauf 2017 war ein politischer Kraftakt. In einer geheimen Abstimmung sprach sich eine Mehrheit im Gemeinderat für den Erwerb aus. Es folgten hitzige Debatten, ein Bürgerbegehren und schließlich sogar ein Gerichtsverfahren, das die Ablehnung des Begehrens durch den Rat bestätigte. „Ich kann jede Sorge nachvollziehen“, sagte Meuren, „aber genau das macht diese Entscheidung so bedeutsam.“

Beteiligt an der damaligen Entscheidung war auch Landrat Markus Ramers, der damals für die SPD im Gemeinderat saß und zu den Befürwortern des Projekts gehörte. Beim Pre-Opening zeigte er sich beeindruckt vom Ergebnis: „Blankenheim hat jetzt eines der ältesten und zugleich modernsten Rathäuser im Kreisgebiet erhalten.“ An die Mitarbeiter gewandt, sagte der Landrat, der selbst im Gemeindegebiet wohnt: „Ihr bekommt hier die besten Arbeitsbedingungen, die es geben kann.“ Als Gastgeschenk des Kreises Euskirchen brachte er einen Baum für den neuen Innenhof des Rathauses mit – „als Schattenspender für die hitzigen Tage …“

Herausforderungen in Planung und Bau

Die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahr 1738 stellte alle Beteiligten vor große Anforderungen. Denn im alten „Konsum“ steckt in jedem Stein, jeder Fassade Geschichte. Brandschutz, Barrierefreiheit, moderne Arbeitsplätze – all das musste mit dem Erhalt der historischen Substanz in Einklang gebracht werden. Ursprünglich waren für den Umbau rund fünf Millionen Euro geplant, die Prognose stieg bis 2020 auf 7,4 Millionen Euro.

„Und dann kam alles zusammen“, verwies Jennifer Meuren auf die verschärften Bedingungen durch Pandemie, Fachkräftemangel, Inflation und Flutkatastrophe. Dennoch blieb die Gemeinde entschlossen und meisterte so manche Überraschung, die bei einem Umbau im Bestand nicht ausbleibt. So etwa, als bei einer Bohrung in 190 Metern Tiefe eine Wasserader getroffen wurde und nur ein Spezialbaustoff aus Österreich helfen konnte.

Am Ende belaufen sich die endgültigen Baukosten auf rund 8,5 Millionen Euro. Es gelang jedoch, zusätzliche Fördermittel in Höhe von über 500.000 Euro einzuwerben sowie den Verkaufserlös des alten Rathauses zu erzielen. „So liegt der finale Eigenanteil der Gemeinde Blankenheim unter dem aus dem Jahr 2020“, wertete die Bürgermeisterin als Erfolg.

Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Für die komplexe Planung und Umsetzung zeichnete die Beyß Architekten GmbH verantwortlich. Die historische Substanz des Gebäudes wurde mit großer Sorgfalt restauriert: Die alte Holztreppe, die Sandsteinfassade und der Königswinterer Ofen im Erdgeschoss blieben erhalten. Gleichzeitig erhielt das Gebäude moderne Erweiterungen. Photovoltaikanlagen auf dem Dach und eine Geothermie-Wärmepumpe sorgen heute für eine nachhaltige Energieversorgung – ein Spagat zwischen Tradition und Moderne, der eindrucksvoll gelungen ist.

Im Inneren setzte die Gemeinde auf flexible Strukturen: klassische Einzelbüros wurden durch offene Arbeitsbereiche, Homeoffice-Möglichkeiten und Begegnungszonen ersetzt. Besonderen Wert legte die Verwaltung auf die Mitgestaltung durch die Mitarbeiter. In Workshops wurden Raumnamen wie „Süntelbuche“, „Seeblick“ oder „Falkennest“ entwickelt, die die Identifikation stärken und die Verbundenheit zur Gemeinde dokumentieren.

Einsegnung und Umzug

Pfarrer Andreas Züll spendete dem neuen Rathaus seinen kirchlichen Segen. Der vollständige Umzug der Verwaltung wird schrittweise erfolgen und soll bis Juni abgeschlossen sein. Mit dem neuen Rathaus stehen den rund 50 Mitarbeitern künftig moderne Arbeitsbedingungen zur Verfügung.

„Jede Veränderung birgt auch eine neue Chance“, sagte Bürgermeisterin Meuren. Sie zeigte sich überzeugt, dass die neue Arbeitswelt die Zusammenarbeit und das Gemeinschaftsgefühl in der Verwaltung stärken werde.

Auch das bisherige Rathaus, das fünf Bürgermeister erlebt hat, wird künftig einer neuen Nutzung zugeführt. Nach dem Umzug wird das Gebäude, das nach 60 Jahren Dienstzeit in den Ruhestand geht, hochwertigem Wohnraum weichen. So bleibt das Gebäude weiterhin Teil des Ortsbildes und trägt gleichzeitig zur Entspannung auf dem Wohnungsmarkt bei.

Haus voller Geschichte

Zum Abschluss ihrer Rede erinnerte Bürgermeisterin Meuren an die lange Geschichte des neuen Rathauses: Ursprünglich 1738 als Tuchmacherhaus errichtet, diente das Gebäude später als Hotel, Amtsgericht, Lebensmittelgeschäft und schließlich Textilgeschäft, ehe es viele Jahre leer stand.

„Wenn Sie nachher durch das Haus gehen, halten Sie einen Moment inne an der alten Holztreppe“, lud Jennifer Meuren die Gäste ein. „Dort finden Sie ein kleines Herz, eingeritzt vor langer Zeit. Dieses Haus hat viel erlebt – und wird nun ein neues Kapitel beginnen.“


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