

Was als spontane Zusage an den Pfarreirat begann, entwickelte sich schnell zu einer monatelangen Recherchearbeit. »Das hat rund ein halbes Jahr gedauert, mit Abstimmungen, allem Drum und Dran vielleicht sogar noch ein bisschen länger«, sagt Heinrich Vaßen. Wichtig war ihm schon im Vorfeld die Abstimmung mit dem Pfarrer Thomas Schlütter.
Denn einfach drauflosschreiben war für den pensionierten Schleidener keine Option. »Erzählen ist was anderes als was schriftlich niederlegen«, sagt der ehemalige und langjährige Vorsitzende des Schleidener Eifelvereins, der bereits in der Vergangenheit durch die Schlosskirche führte. Also begann die Literaturrecherche, das Aktenstudium, das Durchforsten alter Quellen. »Das musste ja alles irgendwo belegbar sein, nachlesbar. Ich kann ja nicht was schreiben, was sso womöglich nicht stimmt.«
Entstanden ist ein mehrseitiger Flyer mit dem Titel »Schlosskirche Schleiden – Kleiner Kirchenführer«. Der Flyer richtet sich nicht an Historiker, sondern an Besucher der Schlosskirche. »Was ist für den Besucher interessant? Was sind die sogenannten Alleinstellungsmerkmale?« Mit dieser Frage im Hinterkopf hat Vaßen eine Auswahl getroffen: Fenster, Figuren, architektonische Details. »Ich erzähle den Besuchern, was mit dem Sichtbaren hier zu verbinden ist. Welche Figuren da zu sehen sind, welche Personen sie darstellen, wie man sie an ihren Attributen erkennt.«
So wird etwa erklärt, warum der heilige Bartholomäus eine Säge trägt – weil er als Märtyrer zersägt wurde. Ein Kapitel widmet sich etwa dem sogenannten »Sarkophag« in der Kirche. »Das ist gar keiner drin«, erklärt Vaßen. »Das ist eine Tumba, ein Grabdenkmal. Da ist keiner drin beerdigt worden.« Vielmehr habe es sich um ein Denkmal für Sibylle von Hohenzollern gehandelt, das später abgebaut und zur Kommunionbank umfunktioniert wurde – bis Kaiser Wilhelm II. davon erfuhr. »Der hat gesagt: Ihr stellt den Sarkophag meiner Verwandten wieder her. Ich gebe euch dafür eine neue Kommunionbank.« Und so wurde das Denkmal rekonstruiert, allerdings nicht an seinem ursprünglichen Platz, sondern an die Seite gerückt.
Dankbar ist er für die Unterstützung der Schleidener Druckerei Wallraf. »Die Kathrin Wallraf hat da wirklich viel gemacht. Wir haben die Bilder gemeinsam ausgesucht, die Texte abgestimmt. Sie hat das alles sehr schön gesetzt.« Auch einige Drohnenaufnahmen sind enthalten – aufgenommen von Vaßens Sohn. »Das Altarbild zum Beispiel. Das ist mit der Drohne gemacht worden. Da brauchten wir natürlich die Zustimmung des Pfarrers und eine Genehmigung fürs Fliegen in der Kirche.« Insgesamt wurden 1000 Exemplare gedruckt. Die Flyer liegen kostenlos in der Kirche aus, sind bei der Tourist-Info sowie als Download unter www.schleiden.de/rathaus/tipps-und-termine/ erhältlich. »Die erste Auflage läuft gut. Wenn Bedarf ist, legen wir nach.«
Bleibt die Frage, ob noch mit einer größeren Publikation zu rechnen ist. »Das Material war eigentlich zu viel für den Flyer. Ich überlege noch, ob ich daraus eine kleine Broschüre mache.« Dort könnte etwa die Frage behandelt werden, warum von den ursprünglich standen dreizehn Heiligenfiguren in der Kirche nur noch neun vorhanden sind - was ist mit den anderen geschehen ...
Drei Kirchenführungen hat Heinrich Vaßen in diesem Jubiläumsjahr bereits durchgeführt, eine steht noch aus. Und zwar am Sonntag, 3. August, um 15 Uhr. Die finden in Verbindung mit einer Orgelführung. Erst führt Heinrich Vaßen durch die Kirche, dann kommt Andreas Warler und erklärt die König-Orgel.
Ob es im nächsten Jahr weitergeht? »Wenn Bedarf ist, ja. Aber ich bin 86. Langsam wird‘s mir ein bisschen viel.« Dabei ist die Freude über das Projekt bei Heinrich Vaßen spürbar: »Wenn persönlich keinen Spaß daran hätte, würde ich das nicht tun.«




