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Hubert Meurer blickt auf ein Jahrhundertleben zurück

Kommern-Süd. Beim Besuch von Dr. Hans-Peter Schick wurden Anekdoten und Erinnerungen aus einem 100 Jahre langen und ereignisreichen Leben ausgetauscht.
Hubert Meurer (re.) ist 100 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum besuchte ihn Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.

Hubert Meurer (re.) ist 100 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum besuchte ihn Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.

Bild: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Ein Brot kostete 105 Milliarden Reichsmark, ein US-Dollar war sogar unglaubliche 4,2 Billionen Reichsmark wert. Hubert Meurer wurde zu diesen Krisenzeiten, der »Hyperinflation« im Jahre 1923, in Lessenich geboren. Heute lebt er in Kommern-Süd im Seniorenpflegeheim »Hortensiengarten«.

Der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick besuchte Meurer anlässlich seines 100. Geburtstages. Im Gepäck hatte er neben Blumen und Pralinen auch Urkunden. Eine von der Stadtverwaltung mit herzlichen Glückwünschen, eine von Landrat Markus Ramers im Namen des Kreises Euskirchen und eine von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst für das Land Nordrhein-Westfalen. »Nur Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war noch schneller mit der Gratulation«, betonte Meurer dazu mit einem Schmunzeln.

Zu seinem Ehrenfest hatte das Pflegeheim eine Feier in der Cafeteria organisiert, dort spielte extra für ihn der Musikverein Lessenich auf. Er selbst hatte dort auch lange Jahre »Lyra«, eine Art großes Glockenspiel, und Schlagzeug gespielt. Bis heute genießt er es, Musik zu lauschen und öfter den Garten des Pflegeheims zu besuchen.

Mit dem Fahrrad desertiert

Das Leben zu Anfang der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war noch ein ganz anderes als heutzutage. Das erste Auto der Marke »Hanomag« hatte Anfang der dreißiger Jahre der örtliche Lessenicher Pastor – eine wahre Sensation für die damalige Dorfbevölkerung.

»Von unseren katholischen Eltern sind wir damals schon zu Nazigegnern erzogen worden«, erklärte der Hundertjährige gegenüber Dr. Schick. Doch auch er wurde von der Wehrmacht eingezogen und musste drei Jahre lang im Zweiten Weltkrieg kämpfen. Stationiert war er auf einer »schweren Eisenbahnflak«.

Meurer entschied sich nach drei Jahren, dem Schrecken des Krieges den Rücken zu kehren und zu desertieren. »Mit dem Fahrrad ging es für mich kurz vor Kriegsende von Wipperfürth zurück in meinen Heimatort«, erinnerte er sich.

Nach dem Krieg betrieb er in Lessenich bis 1961 eine kleine Landwirtschaft mit ein paar Pferden und Kühen, die ihm halfen seine Felder zu pflügen. Weitere 27 Jahre arbeitete er im zivilen Dienst des Sanitätsdepots der Bundeswehr in Euskirchen arbeitete.

Mit Freude schwelgte er in Erinnerungen von Rundflügen über die Alpen, bei denen sogar einmal der bekannte Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner mit dabei war. »Ich bin immer gerne geflogen, das war eine schöne Zeit«, so Meurer.

Er war 67 Jahre lang verheiratet, seine Ehefrau verstarb vor fünf Jahren. Zusammen gründeten sie eine Familie, drei Jungs erblicken das Licht der Welt. Mittlerweile sind auch sie schon im Rentenalter, einer der Brüder ist bereits verstorben. Auch Enkel hat er, nur auf Urenkel warte er derzeit noch.

An was erinnert sich Hubert Meurer am liebsten? »Die Nachkriegszeit. Obwohl damals niemand etwas hatte und vieles kaputt war, half man sich gegenseitig, teilte alles und war füreinander da. So besuchten wir oft auch zu Fuß kleine Tanzveranstaltungen auf den Dörfern und hatten trotz aller Herausforderungen eine wunderschöne Zeit zusammen…«


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