Frederik Scholl

In 36 Tagen vom Rohbau zum neuen »Zuhause«

Großbüllesheim. Weil so viele Menschen dem Aufruf "Helft Celina" gefolgt sind, konnte Celinas Familie jetzt in ein neues "Zuhause" einziehen.

»Helft Celina« mit diesem Aufruf war Ana Maria Frühauf vor etwas mehr als einem Monat an die Öffentlichkeit gegangen. Und der Ruf ist gehört worden. Am vergangenen Samstag durften Celina (12), ihre Schwester Sophie (10) und Vater Michael Trapp in ihr neues Haus. Und das verdient die Bezeichnung »Zuhause« auch wirklich.

Bis vor einigen Wochen lebten Celina und ihre Familie in einem ehemaligen, notdürftig zum Wohnhaus umgebauten Pferdestall in Großbüllesheim. Das Gebäude samt angrenzendem Rohbau bot den Dreien ein Dach über dem Kopf, mehr aber auch nicht. Dem berufstätigen Vater fehlte die Zeit, das Geld und vor allem die Kraft für dringend nötige Arbeiten am Haus. Und als ob es das Schicksal nicht schon schwer genug mit den Trapps meint, wurde bei Celina 2022 ein bösartiger Augentumor festgestellt, der zwar entfernt werden konnte, aber wieder zurückgekehrt ist. Eine Chemotherapie sei fast unausweichlich, außerdem leidet Celina an epileptischen Anfällen. In ihrer Verzweiflung wandte sich die Familie an das Euskirchener Unternehmen MediSector, in der Hoffnung, Hilfe zu finden. Für MediSector-Chefin Ana Maria Frühauf und ihre Mitarbeiterin Ute Schneider war es selbstverständlich, dass sie alle Hebel in Bewegung setzen um der Familie und vor allem Celina zu helfen, denn das bisherige Haus war nicht im Geringsten auf die Bedürfnisse eines krebskranken Mädchens ausgerichtet. »Zuhause im Glück« haben Ana Maria Frühauf und Ute Schneider das Projekt getauft – wobei der Ausdruck Projekt das was in Großbüllesheim geschehen ist, nur unzulänglich beschreibt. Der Begriff »Wunder« würde es wohl eher treffen.

In nur 36 Tagen wurde der an das Haus der Trapps angrenzende Rohbau dank unzähliger Helfer, Spender, Handwerker, Mitarbeiter und Freunde in ein echtes Wohnhaus oder besser gesagt Zuhause »verwandelt«.

»Mir ist es ein Herzensanliegen, Menschen dafür zu sensibilisieren, dass sie hinsehen«, beschreibt Ana Maria Frühauf ihre Motivation. Und sie hat es nicht nur geschafft, dass viele Menschen hinsehen, sondern auch mit anpacken. Auch der Großteil der Handwerker hab ehrenamtlich gearbeitet.

Während sich die Trapps in Eltern-Kind-Kur befanden, wurden zunächst das Grundstück und das Haus von den Helfern entrümpelt. Containerweise wurden Sperrmüll und Bauschutt entsorgt. Der Rohbau wurde kernsaniert, der Trockenbau erneuert, ein neuer Fußboden gelegt, die Außenanlage gepflastert und mit Rollrasen ausgelegt und noch viele andere Dinge. Ein ebenerdiges Bad soll die Pflege von Celina erleichtern, falls die Chemotherapie erforderlich wird. Außerdem führt eine stabile breite Treppe in die obere Etage. Dort hat jedes Familienmitglied ein eigenes, liebevoll eingerichtetes Zimmer.

Diese Bilder kennt man normalerweise nur aus bestimmten TV-Formaten. Ana Maria Frühauf und ihr Team haben das auf eigene Faust angepackt und gestemmt.

Wie sich das Haus in den 36 Tagen verwandeln würde, wussten die Trapps nicht, umso größer war die Überraschung bei der Schlüsselüberreichung am vergangenen Samstag. Erst gab es ungläubige Blicke, Begeisterung und später, als sie ihr »Zuhause im Glück« realisierten konnten sie auch die Freudentränen nicht mehr zurückhalten.

»Celina hat wohl recht, wenn sie in ihrem WhatsApp-Status schreibt: Glaube an Wunder, Liebe und Glück. Schaue nach vorne und niemals zurück«, sagt Ana Maria Frühauf. Für sie und alle anderen Beteiligten war die Schlüsselübergabe nicht weniger emotional.


Meistgelesen