Frederik Scholl

Kommerner Mühlensee läuft unkontrolliert leer / Helfer versuchen Fische zu retten

Kommern. Aufgrund eines abgerissenen Schiebers ist der Kommerner Mühlensee über Nacht vollständig leergelaufen. Seit heute Morgen versuchen Mitglieder der Fischereigemeinschaft Mechernich-Schleiden möglichst viele Fische zu retten. Viele Tiere sind jedoch verendet.

Der Mühlensee in Kommern soll im Zuge des Hochwasserschutzes in ein Rückhaltebecken umgewandelt werden. Die gemeinsamen Planungen des Erftverbands und der Stadt Mechernich sahen im Vorfeld der Umbauarbeiten eine schrittweise Entleerung des Sees vor. Das Ablaufbauwerk verfügt über drei Schieber in unterschiedlicher Höhe. Der oberste sei nach Angaben von Mario Dittmann, dem zuständigen Fachbereichsleiter bei der Stadt Mechernich, dauerhaft geöffnet. Um Wasser aus dem See abzulassen, sollte nun auch der mittlere Schieber geöffnet werden.

»Dieser ließ sich jedoch nicht bewegen«, erklärte Dittmann im Gespräch mit dem Wochenspiegel. Daraufhin wurde das Technische Hilfswerk (THW) Euskirchen um Unterstützung gebeten – jenes hatte bereits während der Flutkatastrophe 2021 wertvolle Hilfe geleistet. Am Mittwoch rückte das THW mit Spezialgerät und Einsatztauchern aus Aachen sowie Kräften der DLRG an. Trotz großer Bemühungen – unter anderem mit einem Stahlseilzug, der bei 1,6 Tonnen Zugkraft abriegelte – blieb der Schieber zunächst unbeweglich.

Nachdem ein Taucher einen blockierenden Stein als Ursache identifiziert und dieser entfernt worden war, wurde ein letzter Öffnungsversuch unternommen. »Mit einem lauten Knall ist der Schieber dann leider vollständig abgerissen«, so Dittmann. Das Wasser floss daraufhin ungedrosselt durch die entstandene Öffnung ab.

Die Annahme, dass sich ein Restsee bilden würde, aus dem die Fischbestände hätten entnommen werden können, erfüllte sich nicht. Vorangegangene Sedimentproben hatten dies zwar erwarten lassen. »Es hatte sich jedoch deutlich mehr Sediment im See abgelagert als angenommen«, so Dittmann. Der noch tiefer gelegene Grundablass habe unter einer etwa 1,5 Meter dicken Schlammschicht gelegen, so der Fachbereichsleiter.

Zahlreiche Fische verenden im Schlamm

Am Donnerstagmorgen sei die Stadtverwaltung über das tatsächliche Ausmaß informiert worden. Unverzüglich begannen Mitglieder der Fischereigemeinschaft Mechernich-Schleiden damit, verbliebene Fische aus den letzten Wasserstellen zu bergen. Zahlreiche Karpfen und andere Arten konnten durch mehrere Transportfahrten in umliegende Gewässer umgesetzt werden. Dorthin wären sie nach Angaben der Helfer auch bei einem regulären Ablauf gebracht worden. Für andere Fische kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie verendeten im Schlamm – aufgrund des sumpfigen Untergrunds unerreichbar für die Helfer.

Trotz des unglücklichen Verlaufs lobte die Stadt Mechernich die gute Zusammenarbeit mit dem Angelverein und den beteiligten Einsatzkräften. Thomas Hambach, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, betonte: »Wir werden das Ganze natürlich aufarbeiten und in die Fehleranalyse gehen. Nach jetzigem Stand sieht es aber nach einer Verkettung unglücklicher Umstände aus, die zu diesem Vorfall geführt hat.« Das Fischsterben sei überaus bedauerlich, so Hambach weiter. Durch die schnelle und professionelle Reaktion aller Beteiligten habe jedoch Schlimmeres verhindert und zahlreiche Fische gerettet werden können.
Neben dem THW waren auch Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, des Erftverbands sowie der Freiwilligen Feuerwehr Kommern im Einsatz. Sie errichteten provisorische Wasserbecken zur vorübergehenden Unterbringung der geborgenen Tiere.


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